Wie entsteht ein Multimediavortrag ?
Anhand meines letzten Vortags 2025 möchte ich euch auf die Reise mitnehmen, wie ein solcher Vortrag entsteht.
Seit meinem ersten privaten Vortrag für meinen Supporterclub „Norgepalangs2013“ 2013, benutze ich das DiaShow Programm von Aquasoft. Die Version 9 ist zwar mittlerweile prähistorisch, doch hat sie mich zuverlässig durch die ganze Tour 2016-2023 gebracht und mir in 98 Vorträgen beste Dienste erwiesen.
Den Vortrag 2025 nochmals mit dem Tool zu erstellen, war für mich eine klare Sache und oh Wunder… es funktionierte tatsächlich auch noch mit Windows 11. So konnte ich also mit etwas altbekanntem arbeiten und mich ohne irgendwelche Schnickschnacks und zeitraubenden digitalen Wundern herumschlagen.
Am Anfang standen zuerst mal rund 7`000 Bilder!! Hier schon mal alles auf rund 10% runterzudrücken war eine riesengrosse Arbeit und brauchte viel Kompromissbereitschaft. Gerade wenn eine Tour, wie die meine 2024, so hervorragende Bedingungen hatte und auch dementsprechend viele Bilder produziert wurden. Mit 700 Bildern war ich natürlich noch weit davon entfernt, genug reduziert zu haben. Nochmals musste das gesamte Material halbiert werden. Jetzt stand aber im Hinterkopf schon eine Idee, wie in etwa mein Vortrag aussehen könnte und was für Bildmaterial ich brauchen würde.
Mit den jetzt rund 350 Bildern konnte ich beginnen das sogenannte Storyboard aufzubauen. Auch hier war immer noch klar, es braucht nur rund 200 Bilder +/- und da würde nochmals die Schere ran müssen.
Das Storyboard hatte ich zuvor in Kapitel aufgeteilt:
- Intro
- Sehr kurze Einführung über die Tour 2013/2015
- Erklärung zu „Warum ein 2. Mal?“
- Wie würde die Tour planerisch aussehen?
- Vorbereitung und Anreise
- Tourbericht
- Nachgang zur Tour 2024
- Fazit
Anhand dieser Kapitel konnte ich nun die Bilder einreihen und Schritt für Schritt loslegen. Zwischen den Bildern fügte ich graphische Kartenansichten ein, oder erklärte mit Beispielbildern meine Absichten und Pläne. Während dieser Phase konnte ich auch schon das eine oder andere Bild herausnehmen, dessen Wichtigkeit nicht massgebend war. Dieser Prozess war sehr intensiv und hat mich knapp einen Monat beschäftigt.
Als ich dieses Grundkonstrukt zusammen hatte, wählte ich Parts in dem Vortrag aus bei welchen ich Bilder zusammenhängte, die dann mit Musik unterlegt würden oder bei denen ich fliessend dazu redete und erklärte.
Immer im Blick musste ich die Gesamtzeit des Storyboards haben. Das Storyboard durfte bei durchgehender Laufzeit (also ohne dazwischen zu reden oder manuell zu stoppen) 60 Minuten nicht überschreiten. Meine Regel war: 60 Minuten Laufzeit des Storyboards + 30 Minuten Redezeit und eine Reserve-Redezeit von nochmals + 10 Minuten situationsbedingt. Dies ergab eine Gesamtlänge des Vortrags von maximal 100 Minuten, die ich mit einer Pause unterbrechen würde, also 2 x max. 50 Minuten.
Zu dieser Zeit musste mir auch schon klar sein welche Geschichten und Erlebnisse ich erzählen möchte und welche vielleicht mich, aber nicht das Publikum interessierten. Diese Auswahl ist ebenfalls mit sehr vielen Emotionen verbunden, da man naturgemäss eigentlich jede Episode der Tour als wichtig ansieht.
Zu diesem Zeitpunkt stand ich aber jetzt bei 110 Minuten Storyboardzeit! Also jenseits von allem akzeptablen. Dies war mir aber aus der Erfahrung der letzten Vorträge klar und nun musste die Detailarbeit beginnen, die einiges an Nerven, Geduld und Zeit brauchen würde.

Diese Sisyphusarbeit beinhaltete zum einen die Laufzeit der Bilder, die Ein-Aus- und Überblendungen der Bilder und die Laufzeiten der fliessenden Graphiken.
Nicht jedes Bild würde gleichlang eingeblendet. Ist es ein schönes Landschaftsbild dass man auf sich wirken lassen muss, dann bleibt dies zwischen 4 und 5 Sekunden stehen. Ist es z. B. ein Bild eines Gegenstandes oder mir selber, dann kann das vielleicht nur 3 oder 3.5 Sekunden eingeblendet werden.
Auch die Überblendungen müssen gut überdacht werden. Zum Beispiel ein zu hektisches überblenden von Landschaftsbildern kann die Stimmung negativ beeinträchtigen. Und immer im Hinterkopf steht die Uhr und die Zeit.
Steht das jetzt reduzierte Gerüst des Vortrags, wird die Musik eingebaut und angepasst. Aus einer riesigen Auswahl an Filmmusik die ohne Urheberrecht benutzt werden kann, suchte ich die zu den Stimmungen passende Musik aus und baute diese ein.
Manchmal bestand die Möglichkeit den Takt der Musik an den Bildwechsel anzupassen, was wiederum ein stimmigeres Bild abgab.

Ist das alles gemacht, steht der Prototyp vor der Türe. Die Storyboardzeit zeigte mittlerweile immer noch vernichtende 90 Minuten an und es folgten nun nochmals Kürzungen von sagenhaften 30 Minuten.
Immer und immer wieder pflügte ich mich nun durch den Vortrag, kürzte hier eine Laufzeit, schmiss dort ein Bild oder eine Graphik raus, strich eine Geschichte die ich erzählen wollte.
Schlussendlich erreichte ich nach rund einem weiteren Monat Bearbeitung eine Storyboardzeit von 66 Minuten und war schon nahe dran an meiner persönlichen Vorgabe.
Jetzt baute ich den Beamer und die Leinwand auf und absolvierte den Vortrag dreimal in Echtzeit durch. Durch das ewige Überarbeiten war der Ablauf schon ziemlich sattelfest in meinem Kopf, und ich wusste, wo und wann welche Bilder kamen, wo Musik einsetzte und an welcher Stelle eine Grafik auftauchte.
Bei diesen „Hauptproben“ ging es mir darum, ob der Vortrag flüssig rüberkam, ob irgendwo Fehler zum Vorschein kamen oder ob irgendwo doch noch etwas zu viel drin war, das ich raustreichen konnte.
Als ich diese Phase abschloss, war mein Storyboard auf 63 Minuten „geschrumpft“ und mit meinen Erzählungen zusammen, dauerte der Vortrag 2 x 50 Minuten. Erfahrungsgemäss kommt bei Live Auftritten nochmals pro Set 5 Minuten zusätzlich zusammen, was für mich aber im Rahmen lag und hoffentlich für das Publikum auch „aussitzbar“ sein würde 😉
Mein Zeitplan passte perfekt, noch waren es zwei Wochen bis zu meinem ersten Vortrag und so konnte ich nun meinen Kopf ein paar Tage auslüften.
Schlussendlich absolvierte ich den Vortrag dann nochmals kurz vor der Premiere zwei Mal komplett durch, um die letzten Unsicherheiten auszumerzen. Dann war es soweit!
Bis zum Schluss kamen rund 50-60 Stunden Arbeit zusammen. Viel Zeit für nur zwei Vorträge. Doch diese Arbeit ist für mich auch ein Teil der Verarbeitung der Tour. Oft saß ich am Laptop, schaute die Bilder an und ergab mich in all den Erinnerungen und Emotionen. Manchmal musste ich die Arbeit unterbrechen, weil sie mich zu sehr vereinnahmte und manchmal sogar einverleibte. Mein schon bei den letzten Vorträgen so vorteilhaftes Schaffen, mit sehr emotionaler Musik die gewaltigen Bilder zu untermalen, brachte mich sehr oft an den Rand des Erträglichen. Es war schon so emotional, warum musste ich das Ganze dann auch noch steigern?
Nicht selten verschlug es mir an den Vorträgen fast die Stimme, weil ich von all den Gefühlen überrannt wurde. Man kann sich das Leben auch schwerer machen, als es sein müsste!
Alles in allem ist es eine wunderschöne Arbeit gewesen und hat mich auch in der Verarbeitung weitergebracht. Menschen mit diesen Geschichten zu unterhalten, Emotionen auszulösen und zu begeistern, ist eine sehr grosses Privileg und für mich keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Ich bin für jeden Moment dankbar, den ich mit euch auf diesen virtuellen Reisen verbringen durfte!
Danke aus ganzem Herzen!

