Digitale Helferlein NPL 24


„Die Zeiten ändern sich. Aber wir müssen uns nicht mit ihnen ändern“ Dieses Zitat der US Schriftstellerin Rita Mae Brown, könnte nicht passender für mich sprechen, wenn es um die Digitalisierung in dieser Welt geht. Kein Mensch wird kaum um die neuen Zeiten herumkommen, wenn er/sie sich nicht irgendwann auf dem Abstellgleis des Lebens wiederfinden will. Daher macht es sicher Sinn, gewisse Schritte mitzugehen, aber dabei immer sich selbst zu bleiben…meine Ansicht!

Nun, nach diesem etwas philosophisch angehauchten Eingang in den neuen Blogpost über meine digitalen Helferlein für NPL 24, komme ich gerne wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Bis heute steht in meinem Büro, der blaue Norge på langs-Ordner aus 2013 und erinnert mich an meine Vorbereitungszeit zu meinen ersten NPL Gehversuchen.

Der blaue NPL 2013 Ordner

Wenn ich durch den Ordner blättere, meine Blogposts aus den Jahren 2012/2013 wieder einmal durchlese, dann huscht immer wieder ein leichtes Schmunzeln über mein Gesicht. Unglaublich wie sich das heute liest. Als wäre es eine paläontologische Studie, die sich mit den Urzeiten der Planung von Wandertouren befasst. Wie haben sich hinsichtlich der Tourplanung doch die Zeiten verändert!
Aber notabene hat es 2013 auch funktioniert und somit war das wohl auch nicht das schlechteste aus dieser Zeit. Der Wandel ist aber gewaltig und wenn ich heute auf meine Planung, 11 Jahre später, blicke, dann bleibt ein grosses Staunen übrig.

Ich gebe zu, dass mir die Aussicht darauf, mich zu 80% auf die digitalen Möglichkeiten zu verlassen, ein leichtes Grummeln in der Magengegend zurücklässt. Das können aber wahrscheinlich auch nur noch jene Jahrgänge verstehen, welche aus einer Zeit kommen, in der es die Digitalisierung nicht gab. Kein Smartphone, kein Internet, keine brauchbaren Satelliten, rein nichts was irgendwie hilfreich war. 2013 waren dann die Möglichkeiten schon deutlich besser. Ein Handy mit SMS und Wap Möglichkeit, ein GPS Gerät auf dessen Bildschirm mehrheitlich weisse Fläche zu sehen war und ein gropixeliger Pfeil, der die Richtung vorgab. Alles was etwas besser und komfortabler war, war schlicht und einfach zu teuer oder sogar unerschwinglich. Und heute?

Heute laufen wir mit einem Smartphone in der Hosentasche herum, dass ein vielfaches an Leistung hat, gegenüber den Computern mit welchen die Amerikaner sämtliche Apollo Flüge zum Mond vollzogen.
Aber ich will ja nicht zum Mond und mir genügt die Strecke vom Slettnes Fyr zum Lindesnes Fyr in Norwegen!

Meine Auswahl an digitalen Helferlein (Apps und Webseiten) auf meiner Tour 2024, habe ich in den letzten rund 12 Monaten getestet und auch sehr oft benutzt. Mir ist bewusst, dass es sicher auch noch andere und vielleicht auch „bessere“ Tools gibt, aber bekanntlich liegt das im Auge des Betrachters. Viele Fragen sind dazu auf meiner Mailbox gelandet, daher hier ein kleiner Überblick dazu:

(Apps: Sind in der Regel auf den Apple- oder Android Stores erhältlich und daher hier nicht speziell verlinkt).

Navigation und Unterkünfte

Hvor: Die App der Statens Kartverk ist unglaublich umfassend und beinhaltet sämtliche Topographiekarten Norwegens. Die App wird andauernd mit Updates versehen und es kann ausgewählt werden, ob man das ganze Land will oder nur einzelne Bezirke. Das Datenvolumen geht in die Gigabytes, allerdings für ein neueres Smartphone verkraftbar. Das GPS ist sehr genau, die Karte ist relativ gut zu lesen und eine Punkt zu Punkt Kilometervermessung erfüllt ihren Zweck. Ein weiterer grosser Vorteil an dieser Kartenapp ist, dass die Kartendarstellung nicht an der Grenze halt macht, sondern weit nach Schweden und Finnland hineinreicht. Für mich ein absolutes „Must have“!
Webbasierte Variante: Norgeskart

Min Karta: Falls es doch mal etwas weiter nach Schweden hineingehen sollte, dann befindet sich auf meinem Hosentaschen-PC die App „Min Karta“ von der schwedischen Landmäteriet installiert. Auf ihr befinden sich die schwedischen Topographiekarten, inklusive Satellitenbilder und weiteren Kartendarstellungen. Inkludiert ist natürlich auch eine Punkt zu Punkt Kilometervermessung. Offline Karten müssen selbst erstellt werden.
Webbasierte Variante: Landmäteriet

ut.no: Kaum jemand begibt sich nach Norwegen, ohne die App von ut.no installiert zu haben. Mitterlweile hat sich die Karte und die Möglichkeiten enorm weiterentwickelt und so sind heutzutage eine Fülle an Informationen herauszulesen. Mit der Integration der Statskog-Hütten, vieler Privatunterkünfte und sogar einfachen Gapahuks (Wind Schelter), sind auch die meisten Wünsche erfüllt, wenn es um die Übernachtungsmöglichkeiten ausserhalb des Zelts geht. Gehört einfach dazu!
Webbasierte Variante: ut.no

Gaia GPS: Als Grundbasis für die Navigation und Informationsspeicherung benutze ich das GPS Tool von Gaia. Bei dieser Art von Apps habe ich mich lange schwer getan und keines hat eigentlich wirklich so richtig überzeugt. Alle haben gute Ansätze, aber leider sind keine wirklich ausgereift und der „Oho“-Effekt bleibt aus. Gegenüber dem zweiten Platzhirsch unter den Navigationsapps: Komoot, überzeugt Gaia mit einer einfacheren Bedienung, den Datenbanken und was definitiv wegfällt, sind zum Teil untaugliche Fremdeinträge, die irreführend oder sogar falsch sind. Die Grundidee von Komoot, ein Navigation-Wikipedia zu machen, finde ich persönlich sehr gut, aber hierfür bräuchte es eine rigide und detaillierte Kontrolle über die Einträge. Als Ergänzung brauchbar für mich, aber nicht als Haupt Navigations-App. Gaia ist natürlich auch nicht ganz fehlerlos und so fallen immer wieder graphische Fehler auf, wie zum Beispiel Seen, bei denen nur die Umrisse sichtbar sind und keine ausgefüllte Flächen, was sehr verwirrend sein kann. Aber alles in allem ist die App gut brauchbar und zuverlässig.
Selbstverständlich ist die Entwicklung beider Apps und auch die der Konkurrenz, in vollem Gange und vieles wird sicher mit der Zeit noch verbessert.
Webbasierte Variante: Gaia GPS

Statskog: Statskog bietet über das ganze Land einfache Hütten gratis zum übernachten an. Die Hütten sind offen. Ab und zu trifft man auch auch Bezahlhütten, welche reserviert werden müssen. Statskog bietet somit eine grossartige Ergänzung zu den DNT-Hütten und schliesst zum Teil Lücken in dessen Netz.
Nur Webbasiert/keine App: Statskog

Inatur: Mit Inatur ist seit einiger Zeit ein weiterer Game Player in Sachen Hütten auf dem Markt in Norwegen. Inatur hat viele Statskoghütten übernommen und ist mittlerweile auch dem Statskog angegliedert. Mittlerweile befinden sich fast 1400 Jagd- und Fischerhütten unter diesem Label über das ganze Land verteilt. Die Hütten können via Web reserviert werden und meist bekommt man einen Zutrittscode für die Türe zugemailt. Die Hüttenplätze sind im oberen Preissegment zuhause und an frequentierten Orten sogar nur ab drei Tagen zu mieten. Der grosse Vorteil bei Inatur, sind die Standorte an zum Teil sehr abgelegenen Orten, wie z.B. im Blåfjell mit der Almdals- und der Langvasshytta.
Nur Webbasiert/keineApp: Inatur

STF: Für die schwedische Seite, habe ich mich mit der App von Svenska Turistföreningen STF ausgerüstet. Sie bietet alle Infos betreffs der schwedischen STF Hütten und Buchungen sind leicht über die App zu machen.
Webbasierte Variante: STF

Wetter

YR.NO: Mit Abstand eines der besten Apps betreffs des nordischen Wetters. Die Norweger sind sehr zuverlässig was die Prognosen angeht und verstehen es auch, für die vielen Mikroklimen im Land, einigermassen gute Voraussagen zu machen. Zudem bietet die App und das Web sehr viele Informationen rund um das Wetter. Ein absolutes Must have!
Webbasierte Variante: YR.NO

Lyn.met.no: Diese Webseite des meteorologischen Dienstes in Norwegen, bietet eine Echtzeitdarstellung aller Blitze im Land an. Gewitter sind mit der Klimaerwärmung nun auch im äussersten Norden im Sommer ein Thema und wer schon mal ein Gewitter im offenen Fjell erlebt hat, weiss, das Vorkehrungen treffen eine gute Sache sein kann.
Nur Webbsiert/keine App: Lyn.met.no

SeNorge.no: Diese Webseite könnte kaum umfassender sein, was Angaben zu Schneehöhen, Grundwasser und Oberflächenfeuchtigkeit angeht. Und dies nicht nur als Momentaufnahme, sondern auch in der Vergangenheit. Obwohl sehr detailliert dargestellt, sollte man den gesunden Menschenverstand nicht ganz ausblenden, denn das Land verfügt nicht über Millionen von Messpunkten. Das Programm arbeitet anhand ein paar Messpunkten im Land mit Algorithmen und hat daher mehr einen grossflächigen Zusatzinformationscharakter.
Nur Webbasiert/keine App: SeNorge.no

Varsom.no: Aus dem gleichen meteorologischen Haus wie senorge.no, stammt die Wetterwarnungsapp von Varsom. Sämtliche Wetterwarnungen des Landes werden hier gesammelt und per Push Nachricht für das abonnierte Gebiet an eine vorbestimmte Mobil Nummer gesendet. Gute Ergänzung zu YR.NO.
Webbasierte Varinate: Varsom.no

SMHI.se: Auch wenn mir persönlich die Schweden eher etwas zu pessimistisch sind, was die Prognosen angeht, gehört die App auf das Smartphone. SMHI verfügt über ein sehr detailreiches Niederschlagsradar über ganz Skandinavien und so sind Zugbahnen von Gewittern oder Fronten, schon sehr lange im voraus ersichtlich.
Webbasierte Variante: SMHI.se

www1.wetter3.de: Ein absolutes Muss für mich, ist die Webseite des deutschen Wetterdienstes, wenn es um Detailprognostik geht. Was für Laien etwas kompliziert aussieht, ist aber in der Handhabung nicht weiter schwierig, um an zusätzliche, zuverlässige Informationen über das Wetter zu kommen. Die Karten sind aufgeteilt in die Isobaren oder Drucklinien und farblich abgestimmt, die Temperaturen. Sehr einfach erklärt: je mehr rot umso heisser, je mehr blau umso kälter. Die Buchstaben (H) und (T), stehen für ein Wetterhoch und für ein Wettertief. Ein Wetterhoch dreht sich immer im Uhrzeigersinn und ein Wettertief gegen den Uhrzeigersinn. Je näher die Isobaren, Drucklinien zusammenliegen, umso windiger ist es an dieser Stelle. An den Isobaren, Drucklinien befinden sich noch die Angaben des Luftdruckes in Hektopascal.
Hat man zum Beispiel ein Tief mit einem Druck in der Mitte von 980 Hektopascal und liegen die Isobaren, Drucklinien ringsum sehr nahe beieinander, dann muss man dort mit einem heftigen Wind rechnen.
Die Kartenfolge von oben nach unten ist im Intervall von 6 Stunden abgespeichert und die Prognostik geht bis fast 7 Tage voraus. Anhand der Bewegungen der Druckzonen (Tief und Hoch), kann so zum Beispiel die Zugbahn einer Schlechtwetterfront relativ genau vorausgesagt werden. Anhand der Farben sieht man dann auch noch zusätzlich die zu erwartenden Temperaturen.
Nur Webbasiert/keine App: www1.wetter3.de

Mobilfunkabdeckung

Was nützen uns nun all die tollen Apps und Webseiten, wenn es keinen Mobilfunkempfang gibt? Die Situation hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert und fast täglich werden in den nordischen Ländern, die Gebiete ohne Empfang weniger. Ich brauche absichtlich den Begriff „verbessert“ nicht, da ich mir nicht so sicher bin, ob es wirklich eine Verbesserung ist. Ich persönlich finde es immer noch mehr als entspannend, wenn die Empfangsanzeige auf Null geht und ich das Gerät ausschalten kann und es keine andere Option gibt. Natürlich, man kann das Gerät jederzeit ausschalten und die internetlose Zeit geniessen, doch wer macht das schon, seien wir ehrlich mit uns selber 😉 Aber selbstverständlich möchte man ja auch mal Kontakt nach aussen haben, gerade wenn man lange unterwegs ist. Und mit all den vielen Social Media Kanäle die auch mitten im Fjell bespielt werden, ist ein lückenloser Empfang bei den meisten erwünscht. Die Wetterfrage hat sich mit den heutigen Satelliten Notsender mittlerweile ja auch erledigt, da Geräte wie das Spot X oder Garmin InReach über Wetterdaten und/oder 2 Weg Kommunikation verfügen.

Telenor / Norge: Die norwegische Telenor stellt heute eine sehr umfassende „Dekningskart“ (Mobilfunkempfangskarte) zur Verfügung, die täglich erweitert und aktualisiert wird. Die Angaben müssen aber mit Vorsicht genossen werden, da der Mobilfunkempfang von vielen Faktoren abhängt: Sichtkontakt, Wetter, atmosphärische Ereignisse. Aber ich bin immer wieder erstaunt wie genau sie ist, wenn man nicht gerade auf das Minimum an Empfangsintensität schaut. Auf Smartphones kann die Karte beim scrollen oder verschieben, oft sehr lang haben um nachzuladen. Hier empfehle ich, am heimischen PC Screenshots von Gebieten zu machen, in denen man sich bewegen will.
Nur Webbasiert/keine App: Telenor Dekningskart
(Telenor hat eine eigene App, auf der man nach langem suchen auch die Dekningskart findet. Bestraft wird man dabei mit unendlich viel Werbung und unnützen Add Inns, daher besser die Webseite speichern!)

Telenor / Sverige: Das Pendant zur norwegischen Telenor ist die schwedische Telenor und auch diese verfügt über dieselbe Karte, nur heisst sie in Schweden: Täckingskarta! Für diese Webseite gelten die gleichen Massstäbe wie bei der norwegischen.
Nur Webseite/Keine App: Telenor Täckningskarta
(Telenor hat eine eigene App, auf der man nach langem suchen auch die Dekningskart findet. Bestraft wird man dabei mit unendlich viel Werbung und unnützen Add Inns, daher besser die Webseite speichern!)

Finnland: In Finnland gibt es mehrere etwa gleich grosse Anbieter, die eine eigene Karte haben: Delia Elisa DNA . Das macht das ganze etwas schwieriger und unübersichtlicher als in Norwegen und Schweden, wo auch private Anbieter zum Teil auf den Karten eingebunden sind. Kleiner Tipp am Rande: Mobilfunkabdeckung kursiert im finnischen unter „Kuuluvuuskartta“ 😉

Zu all diesen obengenannten Apps und Webseiten, habe ich mir zusätzlich noch ein paar lokale Transportunternehmer gespeichert, die mir je nach Region einen Bus anbieten könnten. Grundsätzlich genügt aber die App von VJ die grenzübergreifend Zug- und Busverbindungen in der App anbieten.
Webbasierte Variante: VJ

Und somit möchte ich meinen „kleinen“ Exkurs in die digitale Wanderwelt beenden. Auch wenn es heutzutage Unmengen an Möglichkeiten gibt und man die Speicherkapazität eines modernen Smartphones in die Knie zwingen könnte, gilt für mich immer noch die wichtigste Devise: Weniger ist mehr! Eine Landkarte ist unabhängig von der Batterie, ein Kompass ist immer noch zuverlässiger als ein schwarzer Bildschirm und Augen, Ohren und Nase immer noch zuverlässiger für die Wetterprognose, als zig schöngemachte Icons und Piktogramme in einer App.

God tur !

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