Habt ihr im Moment auch alle das Gefühl, dass eure Zeit nur so zwischen den Fingern zerrinnt? Echt krass wie die Zeit gerade nur so dahin fliegt. Ich habe das Gefühl, dass ich die 100 Tage Ankündigung zum Tourstart erst ein paar Tage vorher geschrieben habe. Aber es soll ja nicht nur negativ sein, denn Norge på langs steht vor der Türe und das gerade mal einen knappen Monat vor dem Start. Zeit also, mal wieder ein Update über den Status zu machen und ich möchte mich schon jetzt ganz, ganz herzlich bei allen bedanken, die sich bei mir gemeldet haben und sich auch mit mir freuen, diese Tour in Angriff zu nehmen.
Verhältnisse im Norden:
Wenn man so weit im Norden startet, liegt das Interesse selbstredend vor allem beim Schnee. 2024 scheint ein hervorragendes Jahr zu werden, was die Voraussetzungen mit den Schneemengen in der Finnmark andeuten. Stand heute, hat es so wenig Schnee wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die Daten von SeNorge.no und die Webcam Bilder des Strassenverkehrsdienst Nord Norwegen, stimmen sehr gut überein. Es hat zwar immer noch eine relativ zusammenhängende Schneedecke, jedoch ist sie sehr dünn und man sieht täglich, wie der Schmelzprozess schnell vorangeht. Da es noch einen Monat bis zum Start dauert und jetzt bei Schönwetter, die Sonne 24 Std. am Tag ihre Arbeit leistet, wird der Schnee schnell weg sein und hoffentlich auch das dazugehörige Schmelzwasser weniger werden. Aber die Erfahrung der letzten Jahre hat auch gezeigt, dass es mit der Klimaerwärmung öfters auch noch bis Ende Mai Schnee gegeben hat, der schlussendlich auch länger blieben lieg.
Anreise und Start:
Was für uns Mitteleuropäer so einfach tönt, kann in Nord Norwegen schon zur Knacknuss werden, gerade wenn man ein spezielles Gepäck hat! Auch wenn Mehamn, der Hauptort der Nordkinnhalbinsel, nicht gerade eine Grossstadt ist, so verfügt die Ortschaft über alle Annehmlichkeiten, ausser wenn es sich um Camping Gas handelt! Schon mehrere Wanderer sind dort verzweifelt auf der Suche gewesen, etwas Treibstoff für ihren Kocher zu finden und fanden…nichts. Natürlich wird es irgendwo eine Möglichkeit geben, aber die Suche ist nicht einfach und da ich den Weg des geringsten Widerstands gehen will, besorge ich mir das wichtige Gas halt vorher. Nur, dann ist das Flugzeug tabu und es braucht einen anderen Weg. Doch auch da hat sich die Zeit mittlerweile etwas verändert und so habe ich die perfekte Lösung für das Problem gefunden.
So werde ich am Dienstag 18.6. mit Edelweiss Air einen Direktflug von Zürich nach Tromsø haben, dort eine Nacht bleiben und am folgenden Abend mit der Hurtigruten-Konkurrenz Havila in 24 Std. nach Mehamn schippern. Einmal rund um das Nordkap herum auf die Nordkinnhalbinsel und das fast am längsten Tag des Jahres…was will man mehr.
Doch es kommt noch besser! Ich werde am Abend in Mehamn am Hafen vom Leuchtturmwärter des Slettnes Fyr abgeholt und mit dem Auto die 24 Km. zum Leuchtturm rausgefahren, wo zuoberst im Turm ein Zimmer für mich bereitgestellt ist!


Kann diese Tour besser beginnen? Nein definitiv nicht und wenn das Wetterchen noch mitspielt, kann ich an diesem wunderbaren Ort, die Mitternachtssonne am längsten Tag des Jahres geniessen.
Am nächsten Tag, also am 21.6. werde ich dann der Strasse entlang zurück nach Mehamn laufen, wo ich noch eine Nacht bleibe, bevor es so richtig losgehen wird.
Tourplanung NPL:
Ich plane so wenig wie möglich und soviel wie nötig. Das habe ich vor nicht so langer Zeit mal hier verkündet. Ich gebe zu, so ganz ohne Planung ging es nun doch nicht. Nicht etwa weil ich diesen Plan, abgesehen von der Proviantaufnahme, nicht bräuchte, aber sitzt mal Wochenlang rum, freut euch riesig auf die Tour und schaut nicht in die Karten…geht nicht! Zumindest bei mir. Nun hat sich die Vorfreude halt doch etwas mit der Planung vermischt.
Jedoch ist es keine eigentliche Routenplanung, sondern mehr eine Zusammenstellung und ein Fundus von Informationen, Varianten die etwas mehr Detailplanung brauchen und ein Log für den Proviant.
Wie ich schon oft im Blog beschrieben habe, plane ich aus Sicherheitsgründen prinzipiell immer von Hütte zu Hütte, also so dass die Übernachtung unter einem Dach und vier Wänden stattfinden kann. Ob ich die dann brauche oder nicht, hängt dann prinzipiell von den Verhältnissen ab. Als ich dann so durch das ganze Land plante und am Lindesnes Fyr ankam, staunte ich nicht schlecht, dass ich bloss sechzehn Zeltnächte einplanen musste, wovon etwa vier oder fünf definitiv nicht unbedingt notwendig sind!
2880 Kilometer und nur so wenige Zeltnächte, das hat mich dann schon definitiv erstaunt. Natürlich hoffe ich auf gutes Wetter und dass die Zeltnächte etwas mehr werden.
Wie schon erwähnt, ist die mittlere Distanz aller Varianten c.a. 2880 Km. Diese Tour vom Nordkinn ist rund 150-200 Km länger, als wenn der Start am Nordkap stattfindet.
Grundsätzlich hat sich am Routing durch das Land, seit dem ersten Update Anfangs Januar nichts geändert. Mit einer Ausnahme, dass ich über die ganze Distanz drei Gebiete auserkoren habe, in welchen ich das Tempo herausnehmen möchte und die Freiheiten grösser abstecken will:
Zum einen gehört da ganz klar die Finnmark dazu. Die Gaissane, Stabbursdalen und das Nábár Hochplateau sind es definitiv wert, genauer zu betrachten und zu erwandern. So wie es jetzt aussieht, könnte das mit dem Schnee ganz gut hinhauen.
Als zweites wird mir die Strecke durch das Narvikfjell und die Möglichkeit, im westlichen Padjelanta zum Rago National Park runterzugehen, je nach Bedingungen offen stehen. Wenn alles klappt, freue ich mich sehr darauf, von Narvik bis runter nach Fauske eine Begleitung an meiner Seite zu haben. Michael, oder vielen bekannt als „Dschengis“, möchte mich hier begleiten und das wird mit Sicherheit eine unterhaltsame Abwechslung. Ich freue mich darauf Michael 🙂
Und last but not least, wird Anfangs September in Trondheim meine Freundin Anja auf mich warten und wir werden zusammen, rund zwei Wochen durch Trollheimen, Breheimen, Reinheimen bis nach Jotunheimen runter wandern. Ich mache dann quasi NPL Ferien und freue mich sehr, hier die unglaublich schöne Landschaft und die Zweisamkeit geniessen zu können, egal wie ich zeitlich im Plan liege.
Tourtaktik:
Es ist mir sehr wohl bewusst, dass ich mit diesen drei Ausnahmen, auch Zeit verlieren und mir das Lindesnes Fyr wegschwimmen kann. Anders als in 2013 und 2015 möchte ich dieses Mal aber auch meine Taktik ändern. Ich habe Lust mehr zu improvisieren, es Tag für Tag entstehen zu lassen, was kommen mag und mich nicht stur an irgendwelche, selbergemachte Vorgaben zu klammern. So habe ich zum Beispiel keinen einzigen Ruhetag eingeplant! Nicht das ich keinen machen will, das wird schon aus Gründen der Proviantaufnahme, des Kleider waschen oder Schlechtwetters gar nicht möglich sein. Doch ich werde sie nur dann machen, wenn ich wirklich Lust darauf habe, wenn ich sie auch brauche. 2015 habe ich diese Tage noch fix eingebaut und ich musste mich jedes Mal unheimlich dazu zwingen, diese auch einzuhalten, gerade bei schönstem Wetter. Brauche ich weniger ganze Ruhetage, so kann ich auch mal kürzere Tage oder Halbtage einbauen und mir etwas „aktive “ Erholung gönnen. Ich bin mal gespannt, wie viel Theorie in meinen Worten liegt und was dann die Praxis zeigen wird!
Und schlussendlich steht über allem: Egal ob ich es schaffe die ganze Strecke zu laufen oder nicht. Weit an erster Stelle ist der Grundsatz, da draussen eine wunderschöne, aufregende und einmalige Zeit zu haben. Nicht mehr und nicht weniger!
Ausrüstung:
Abgesehen von den Schuhen und ein paar kleineren Anpassungen, wie zum Beispiel der Wechsel beim Jetboil Kocher zum Typ MiniMo, ist praktisch alles gleich geblieben. Die Ausrüstung hat sich letztes Jahr in Norwegen und Schweden bestens bewährt und ist auch genug ausgetestet worden.
Mit einem Nettogewicht von immer noch nur rund 10 Kilogramm und der zu erwartenden Bruttolast, inkl. acht Tagen Proviant, von 15 Kilogramm, bin ich jetzt rund 10 Kilogramm unter dem Gewicht von 2015!
Ich werde auf der ganzen Tour nur wenige Etappen haben, wo ich mit acht bis zehn Tagen Proviant laufen muss. Die Infrastruktur auf der Strecke habe ich so auslegen können, dass ich fast permanent alle vier bis fünf Tage an Möglichkeiten zum „auftanken“ herankomme. Ab der Hälfte der Strecke, wenn der Hunger deutlich zunehmen wird, habe ich sowieso die grosse Erleichterung von Selbstbedienungshütten des DNT mit Provianträumen.
Vorbereitung:
Mittlerweile trainiere ich auch wieder etwas intensiver, um möglichst fit an die Tour heranzugehen. Ich weiss aus Erfahrung, dass sich der Level sehr bald auf der Tour erhöhen wird, bei täglich 25-30 Km oder mehr. Aber die ersten Tage werden schlussendlich auch verantwortlich dafür sein, was danach kommt. Und hier habe ich 2013 auch meine ziemlich schmerzhaften Erfahrungen gemacht. Obwohl ich damals auch gut trainiert war, habe ich ein paar entscheidende Fehler gemacht, die mich schliesslich über knapp 1`500 Km begleitet haben. Hier versuche ich dieses Mal vorzubeugen.
Mitläufer?
Im Moment ist es noch sehr ruhig, was andere Läufer/innen angeht. Interessanterweise hatte ich bis jetzt nur Kontakt zu Npl`er, die sich auf die Nord-Süd Variante begeben wollen. Das heisst, dass es dort dieses Jahr etwas mehr „Verkehr“ geben wird, als die Jahre zuvor. Das Fernwandern boomt über alle Massen, gerade wenn man die grossen Tracks in Amerika anschaut. Dort sind die Wege schon fast überfüllt, auch der Te Aora in Neuseeland scheint ungewöhnlich hoch frequentiert zu sein. Ich bin mal gespannt, wie sich das in Norwegen dieses Jahr entwickelt, gerade weil nach den Corona-Jahren die erwartete „Flut“ 2023 ausblieb.
So, nun seid ihr alle wieder auf dem neusten Stand was die Tour 2024 angeht. Ich bin mächtig gespannt was mich 2024 erwarten wird und wie sich das wieder anfühlen wird. Auch wenn sich die Nervosität im Moment noch sehr deutlich in Grenzen hält, denke ich, dass sich dies schon bald ändern und das leichte Kräuseln im Nacken, den Start der Tour ankünden wird!
Vi ses 🙂



