Der Plan


Wenn ich nur schon an all die Planänderungen seit dem Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 denke, könnte es mir schwindlig werden. Nicht nur weil die ganzen Termine den Bach runtergingen, auch hat in den letzten Monaten ein Denkprozess begonnen, der einige Sachen in neuem Licht erscheinen lässt.

Was ist wirklich wichtig, wo liegen die Prioritäten, sind die Grundvoraussetzungen immer noch die gleichen? Fragen über Fragen und die Antworten verändern sich, solange diese Unsicherheiten ausschlaggebend sind. Aber die Grundidee für mein Projekt ist die gleiche geblieben, auch wenn sich in der Ausführung das eine oder andere ändert oder noch ändern kann.

Dafür habe ich folgende Punkte und Absichten auf meinen Plan gesetzt:

Allgemein:

  • Es ist und bleibt mein prioritäres Ziel, diese für mich schönste und interessanteste Linie vom südlichsten bis zum nördlichsten Punkt Norwegens zu finden.
    (Gerade im Süden, wo das Land breit ist und es viele Möglichkeiten gibt, nordwärts zu ziehen, werde ich aus vielen schönen Gegenden auswählen müssen, welche Strecke sich am besten eignet und welche am meisten Vielfalt bieten kann. Im hohen Norden werden die Alternativen deutlich weniger sein.)
  • Der Faktor Zeit ist in diesem Projekt nicht ausschlaggebend und ich setze mir auch keine Fristen. Wieviele Etappen es schlussendlich geben wird, weiss ich heute noch nicht und wird von mehreren Faktoren wie Verhältnisse, Witterung und notabene verfügbare Zeit abhängig sein.
  • Der Plan war zu Beginn, die Etappen der Reihe nach von Süd nach Nord aneinanderzuhängen. Dies habe ich nun aus mehreren Gründen verworfen. Zum einen möchte ich die Freiheit haben, kurzfristig zu entscheiden, wo im Land dass gerade die besten Verhältnisse herrschen und was am meisten Sinn macht. Zum anderen, hatte ich auf meiner Tour 2013/2015 bereits Abschnitte und Etappen, die schlicht genial waren und bei denen es kaum Sinn machen würde, diese jetzt als erstes zu wiederholen. (Es ist ausser Frage, dass ich bei besten Verhältnissen diese Strecken noch einmal absolvieren möchte, aber sie haben nun nicht die höchste Priorität.)

Routenspezifisches:

  • Jeder Schritt soll auf norwegischem Boden stattfinden, Grenzübertritte sollen vermieden werden. (Hier lasse ich aber den gesunden Menschenverstand vor Ehrgeiz walten. Eine kleine schwedische Ecke, die ich in einer Stunde durchqueren kann, bevorzuge ich definitiv eher, als eine Schlammschlacht durch mannshohes norwegisches Dickicht, für das ich einen Tag brauche würde!)

Hier eine kleine amüsante Fussnote zum Thema Namensgebung und Wortsinn von“Norge på langs“:

Es war der Abend 2019 auf der Toralfsbu/Vesterålen, den ich bei strömendem Regen und Sturm mit Johann, einem Ethnologen und Sprachwissenschaftler, und seinem Sohn am Kaminfeuer verbracht habe. Er fragte mich über diese Wanderung aus und irgendwann kamen wir auf das Thema: was bedeutet eigentlich dieses „Norge på langs“ als Bezeichnung? Nun, diese Frage ist immer wieder heiss diskutiert und nicht jeder hat da die gleiche Meinung dazu. Bedeutet nun Norge på langs, also Norwegen der Länge nach, dass man das Land innerhalb der Staatsgrenzen durchquert? „Selbstverständlich“, werden die meisten hier sagen, so war es auch meine Meinung. Und hier weist mich Johan schon in die Grenzen! Nirgendwo ist die Bedeutung „Durchquerung“ festgehalten und er fügt gleich einen Vergleich hinzu: Wenn jemand eine Strasse der Länge nach „geht“, dann ist nirgendwo festgelegt ob er mitten auf der Strasse geht, an der Seite auf dem Gehsteig oder einen Meter daneben. Bedeutet, wenn jemand auf der schwedischen Seite der Grenze entlang läuft, so ist er „Norge på langs“ gelaufen, Punkt!

Dies hat bei beiden ein grosses Gelächter ausgelöst, denn zugegeben, Johan hat klar und deutlich recht und die ganzen Diskussionen um dieses Thema sind eigentlich müssig. Erst recht, weil rund 95% der Läufer/innen auf „Norge på langs“ sowieso rund 10% der Gesamtdistanz auf schwedischem und zum Teil finnischem Boden zurücklegen. Dies aus zeitlich, praktikablen Gründen. Also, niemand muss sich ein schlechtes Gewissen machen wenn er/sie in Padjelanta (Schweden) einläuft oder in Kilpisjärvi (Finnland) einkaufen geht, alle dürfen in Anspruch nehmen, alles korrekt gemacht zu haben! 😉

  • Die gesamte Strecke will ich zu Fuss zurücklegen, d.h. ich will keine Schiffe und Fähren oder sonstige technischen Fortbewegungsmittel nutzen.
  • Mein Ziel wäre es, auf die Gesamtdistanz von geschätzten rund 2`800 Kilometern, den asphaltierten Strassenanteil unter 5% zu halten. Ob dies möglich ist, wird sich schon zu Beginn im Süden zeigen, wo das Wegnetz noch sehr dünn ist und „viel“ Privatlandbesitz nicht jede Durchquerung erlaubt. Ich habe mir einige der vielen Strassenkilometer meiner Tour 13/15 genauer angeschaut und festgestellt, dass dies ein echter Knackpunkt sein könnte. Selbstverständlich ist es immer möglich frei im Gelände zu laufen, doch sollte es auch sinnvoll und gut machbar sein. Bei diesem Punkt wird es noch einiges an Planung brauchen.
  • Auch wenn ich mit Zelt unterwegs sein werde und ich dieses natürlich an schönen Plätzen auch brauchen werde, möchte ich soviele DNT-,Statskog- und private Hütten besuchen wie möglich. Ich bin ein absoluter Hüttenfan, da diese oft Unmengen an Geschichten „zu erzählen“ haben und an wunderschönen Ecken des Lands stehen.
  • Der Anteil an weglosen Etappen und Tagestouren wird weit höher sein, als auf einer normalen NPL-Tour. Zum Teil werde ich wohl erst vor Ort entscheiden können, ob alles so machbar ist, wie ich das geplant habe. Für Spannung wird auf jedenfall gesorgt sein!

Wie lange es dauern wird, bis ich diesen „roten Faden“ durch das ganze Land spannen kann? Ich weiss es nicht und es wird viele Faktoren geben, die dies beeinflussen werden. Es könnte vielleicht der Eindruck entstehen, dass es mein Ziel ist, diese Tour so vorzubereiten, dass ich eines Tages das Ganze in einem Stück laufen möchte, also mein zweites „Norge på langs“! Dies würde wohl meinen zeitlichen Rahmen sprengen, ich bin ja auch nicht mehr der jüngste. Wäre mir diese Idee vielleicht zwanzig, dreissig Jahre früher gekommen, dann könnte das ein Ansporn sein, aber so ist dies in keinster Weise geplant.

Die Vorstellung, das irgendwann bei einer Fertigstellung dieses Projekts, jemand kommt und sagt: „Genau so möchte ich diese Tour in einem Stück versuchen“ und ich könnte dies quasi von Zuhause aus verfolgen…. ich gebe zu, dass würde mich sicher sehr freuen und auch reizen 😉

Jetzt ist es ein Plan, der auf seine Umsetzung, wie auch immer, wartet und auf dessen Ausgang ich sehr gespannt bin. Ich freue mich sehr, dieses Projekt in meinem Blog „norgepalangs2013.com“ umzusetzen und ich würde mich auch sehr über Inputs, Ideen und Anregungen eurerseits freuen und nehme dies gerne auf meiner Mail: npl2013@bluewin.ch oder in all den sozialen Medienkanälen entgegen!

In diesem Sinne…… God Tur