GPS (oder nicht?)

Mein Garmin GPSmap 62 ist mittlerweile im Ruhestand und kommt nicht mehr mit auf Tour. Nicht etwa weil ich es schlecht finde, oder es nicht mehr funktioniert, ich habe es ganz einfach nicht mehr benötigt.
GPS ja oder nein, war bis vor ein paar Jahren noch eine heiss diskutierte Frage, da schon nur die Anschaffung mit hohen finanziellen Kosten verbunden war. Auch das dazu benötigte Kartenmaterial war entweder billig und schlecht oder gut und sehr teuer. Heute kosten die mittlerweile sehr handlichen, kleinen GPS Geräte nicht mehr alle Welt und das Kartenmaterial ist zum Teil schon fast, oder ganz, gratis im Internet erhältlich.
Doch mittlerweile ist eine grosse Konkurrenz auf dem Markt, dessen Potential noch zu oft verkannt wird: das Smartphone! Die Smartphones der neueren Generation stecken schon fast überall in jeder Hosentasche und verfügen über ein sehr präzises GPS, das denjenigen der eigentlichen GPS Geräte in nichts nachsteht. X-beliebige Karten sind downloadbar oder noch einfacher in APPs verknüpft, können jederzeit und in allen Grössen und Varianten, Kachelweise offline abgespeichert werden und sind in den meisten Fällen aktuell. Die permanente Aktualisierung durch die Betreiber der APP ist mit Sicherheit einer der grössten Vorteile.
Doch das Smartphone ist mittlerweile nicht nur ein „Kartenhalter“ und GPS geworden. Ein abgespeichertes Roadbook, die Wetterprognosen, Infos zur Tour und Unterkünfte, Film-und Fotokamera und vieles mehr, steckt in diesen kleinen Kisten versteckt.
Alles schön und gut, doch der Akku ist tausendmal schlechter als bei einem eigentlichen GPS Gerät und daher sicherer?
Mit Sicherheit das meistgehörteste Argument gegen das Smartphone und für ein GPS Gerät! Dies stimmt aber nur bedingt, denn oft wird das Smartphone einfach zuviel für nutzlose Sachen benutzt. Das Zauberwort heisst Powermanagement!
Wer den ganzen Tag Musik und Hörbücher hört, permanent das GPS eingeschaltet hat, das Bluetooth läuft (warum auch immer) und an Orten ohne Mobilempfang die Standortsuche sich halb wahnsinnig sucht, der wird zweifelsohne innerhalb kürzester Zeit den Akku leer haben. Jedes Smartphone verfügt über eine sehr intelligente Energiesparmöglichkeit in mehreren Stufen. Vorab sollte man sich grundsätzlich fragen, was brauche ich wirklich?
- GPS? Wenn ich dauernd einer Linie oder einem Pfeil nachlaufen will, dann braucht es definitiv ein zusätzliches GPS Gerät. Wer das GPS nur ab und zu braucht, um zum Beispiel eine unbekannte Position festzustellen oder bei einer Weggabelung die richtige Abzweigung zu wählen, wird mit dem Smartphone GPS bestens bedient sein.
- Unterhaltung/Musik,Hörbücher? Keine Frage, diese Funktion braucht enorm viel Energie, die für die Navigation sehr schnell fehlen wird. Hierfür würde sich ein kleiner MP3 Player eher eignen.
- Bluetooth? Braucht es definitiv nicht im Fjell.
- Standortbestimmung und Netzsuche? Ist nur für den spezifischen Gebrauch notwendig und wird meist im Energiesparmodus abgeschaltet.
- Kamera? Immer mehr Leute benutzen praktisch nur noch die Smartphone Kameras, da diese mittlerweile einen sehr hohen Standard aufweisen. Wer nicht explizit professionelle Fotos machen will, ist mit der Smartphone Kamera und evt. einer zusätzlichen kleinen Kompaktkamera bestens bedient. Die Smartphone Kamera kann im automatischen Betrieb im Energiesparmodus betrieben werden, für professionelle Einstellungen muss allerdings in den Normalbetrieb gewechselt werden. (Bei der ersten Generation Smartphones war dies oft ein ellenlanger Startprozess, heute geht dies bei den modernen Prozessoren relativ schnell).
- On/Off? Eine Frage die sich heutzutage leider immer weniger stellt! Die Gesellschaft ist praktisch 24 Std. am Tag Online und permanent mit dem Smartphone verbunden. Das Smartphone mal für eine Zeit abzuschalten, hilft nicht nur Akku zu sparen, sondern beruhigt auch die Nerven 😉
Wenn ich auf die letzten Jahre zurückschaue, konnte ich mit einem vernünftigen Powermanagement 4-6 Tage mit einer Akkuladung „überleben“! Das GPS hat mich nie im Stich gelassen und ich war immer wieder erstaunt, wie genau die Position bestimmt wurde und was für eine Genauigkeit selbst die banalsten Google Maps Standard-Karten aufwiesen. Selbstverständlich sind solche Karten nicht wirklich ansehnlich, doch ihre Bestimmung, die Navigation, erfüllen sie nahezu perfekt!
Ob die Anschaffung eines GPS notwendig ist, ist mit Sicherheit eine Frage der Prioritäten und der Nutzung. Wer nur ab und zu mal draufschaut, wer noch mit Karten navigieren möchte und wer im Besitz eines modernen Smartphones ist, für den wird sich die Anschaffung nicht rentieren.
Als altbackener „Flieger“ habe ich die Kartennavigation noch von Grund auf gelernt und für mich gehört ohne wenn und aber, eine gute Karte und ein Kompass ins Gepäck. So toll die Technologie heute ist und uns die Navigation erleichtern kann, so schnell kann eines dieser Wunderdinger den Geist aufgeben und dann möchte ich doch zu gerne wissen….wo ich bin und wohin es weitergeht!