Mobilfunkabdeckung Norwegen
Wer hat es nicht schon mal erlebt, der ausserhalb der Zivilisation unterwegs war? Plötzlich sollte man telefonieren, eine Nachricht übermitteln, oder Informationen einholen, aber man ist im nirgendwo und das Smartphone macht keinen Mucks. Was vor 20 Jahren Normalität war, ist heute schon fast undenkbar….kein Handyempfang!
Und doch gibt es sie immer noch, diese weissen Löcher in der Karte, in denen es diese digitale Stille gibt. Auch wenn ich persönlich diese Stille mag und es einfach mal gut tut, offline zu sein, habe auch ich mich mittlerweile an die permanente Erreichbarkeit gewöhnt.
Doch gibt es Möglichkeiten sich darauf vorzubereiten? Vielleicht sogar Wege, um diese „weissen“ Löcher zu umgehen?
Grundsätzlich gilt natürlich, wo es keine Mobilfunkabdeckung gibt, gibt es auch keine Möglichkeiten dies zu umgehen, ausser man ist im Besitz eines teuren Satelittentelefons.
Doch gibt es ein paar Tipps und Tricks, um trotzdem nicht ganz von der Umwelt abgeschnitten zu werden:
Mobilabdeckungskarte
Praktisch jede Telekommunikationsfirma veröffentlicht heutzutage eine sogenannte Mobilabdeckungskarte, auf welcher die Abdeckung im Sendegebiet angezeigt wird. Diese Karte beruht, wie so viele andere Karten auch, natürlich nur auf Algorithmen, welche eine Abdeckung anhand der aufgestellten Sendemasten berechnet. Man sollte sich also nicht zu fest auf die Angaben verlassen, denn sie geben nur eine ungefähre Abdeckung an.
Als Beispiel angefügt, ist die „Dekingskart Norge“ des grössten Mobilfunkanbieters in Norwegen (Telenor).
Man muss diesbezüglich zwischen Telefonie und Datenübertragung unterscheiden. Am besten rechnet man immer „nur“ mit der Telefonieabdeckung und ist dann positiv überrascht, wenn es auch eine Datenübertragung gibt. Die Übertragung der Daten steckt noch immer etwas in den Kinderschuhen und ist in den norwegischen Fjells nicht oft anzutreffen.
Gerade in Norwegen gibt es immer noch sehr viele Orte ohne jeglichen Empfang und laut Telenor wird das auch in Zukunft noch so bleiben.
Der SMS Trick
Wer sich nun in einem Gebiet befindet, in dem es unsicher ist, betreffs der Mobilfunkabdeckung, für den gibt es folgenden kleinen Trick:
- Bevor man am Morgen losläuft, schickt man sich selbst, auf die eigene Nummer, eine SMS. (Hier genügt schon ein einzelner Buchstabe).
- Man stellt die Klingeltonlautstärke auf das Maximum.
- Um Akkuleistung des Smartphones zu sparen, kann man den maximalen Energiesparmodus des Geräts aktivieren. (Falls nicht schon durch den Sparmodus passiert. (Unbedingt die „Mobilen Daten“ deaktivieren, diese brauchen am meisten „Suchleistung“).
- Das Smartphone am besten in einer Jacken- oder Hosenbeintasche, oder Deckeltasche des Rucksacks deponieren.
- ….und loslaufen!
Das Smartphone versucht nun permanent diese SMS in den Äther rauszusenden und wird dies bei der geringsten Sende- und Empfangsmöglichkeit, mit einem lautstarken Signal tun. Dies ist der Moment, wo man sofort stehen bleiben sollte, oder sich die Stelle merkt. Es ist nämlich gut möglich, dass die Mobilabdeckung sich innerhalb nur einem oder zwei Quadratmeter befindet und ringsherum ist wieder gähnende Stille.
An dieser Stelle, kann man nun auch anhand der jetzt eingeschalteten „Mobilen Daten“ kontrollieren, ob es hier vielleicht eine Datenübertragung gibt. Oftmals gibt es diese auch, aber nur sehr rudimentär und zu wenig, um all die ressourcenfressenden Apps zu füttern.
Leider wurden in Norwegen 2019 die letzten Wetterprognosen via Textübermittlung eingestellt. Dies hatte den grossen Vorteil, dass man die Wettervorhersagen in einfachster Textform, via SMS übermittelt bekam und das zu einer vorbestimmten Zeit. Es werden in Zukunft keine solchen Angebote mehr erhältlich sein.
Aber zumindest hat man nun die Möglichkeit zu telefonieren und/oder eine SMS zu senden. Und, was nicht sehr unwichtig ist, dieser Trick kostet nicht allzu viel Akkuleistung des Smartphones.
Empfang aus dem All?
Und dann steht man irgendwo im einsamsten Fjell und…. hat plötzlich Empfang! Warum?
Nun, dafür gibt es natürlich nicht extraterrestrische Erklärungen, sondern rein wissenschaftliche.
- Meteorologisches Phänomen: Hierbei kann es passieren, dass durch eine tiefliegende, dichte Wolkendecke, einer sogenannten Stratusbewölkung, welche auch noch viel Feuchtigkeit beinhaltet, Mobilfunksignale sende- und empfangbar sind. Dies an Orten, wo es normalerweise keine Mobilfunkabdeckung gibt. Ich habe dies mit grossem Staunen selbst an zwei Orten in Nordnorwegen erlebt.
- Sonnenwind: Treten auf der Sonne heftige Stürme auf, kann es durch das beeinträchtigte Magnetfeld der Erde, zu Anomalien im Mobilfunknetz kommen. An Orten wo es viele Mobilfunkantennen mit einer grossen Strahlungsweite hat, sind diese Anomalien kaum feststellbar. Da wo es aber nur sehr rudimentären Empfang gibt, kann dies zu Störungen führen. Wo die Deckungskarte Mobilfunkempfang anzeigt, ist es nun gut möglich dass es keinerlei Empfang hat.
- Elektrizitätswerke: Norwegen hat hunderte Wasserkraftwerke in allen Grössen und Formen. Oft hat man kaum visuelle Anzeichen dafür, dass ein See künstlich aufgestaut ist. Aber plötzlich steht man vor einer kleinen Staumauer, von wo aus meist eine kleine Strasse wegführt. Viele Messeinrichtungen und Kontrollsysteme arbeiten heute über das Mobilfunknetz. Das heisst aber nicht: wo eine Staumauer ist, ist auch eine Mobilfunkabdeckung! Da die Seen vielfach etwas abseits der Zivilisation sind, werden schwache Mobilfunksignale durch Relaisstationen weitergeleitet und manchmal sogar verstärkt. So ist es gut möglich, mitten in der einsamsten Finnmark, plötzlich ein G5 Datensignal zu empfangen. Ein Signal, dass aber am nächsten Tag schon wieder verschwunden ist, weil die Anlage wegen Nichtgebrauchs ausgeschaltet wurde.
Es ist manchmal eine Glücksache ob es funktioniert oder nicht. Doch der Fortschritt ist auch hier nicht aufzuhalten und jedes Jahr sind Veränderungen festzustellen. Ob diese nun positiv oder negativ sind, ist natürlich eine persönliche Ansicht.
Ich stelle aber immer wieder fest, dass ich unterwegs Menschen treffe, die in solchen „stillen“ Momenten mehr positives als negatives erleben. Sich selbstständig mit dem Wetter befassen, nicht jeden Tag Zuhause anrufen, den Weg mit den eigenen Augen und dem eigenen Instinkt suchen.
In einer Welt in der die 24 Std. Erreichbarkeit, die ewige Beschallung und der unglaublich grosse Informationsfluss zum alltäglichen Leben dazugehören, sind Momente wie diese wahre Oasen. Geniesst sie! 🙂