Teil 9/15 : Finnland voraus


Ich bleibe nicht lange alleine in der Lappfjordhütte. Am Abend betritt ein älteres deutsches Paar die Hütte und stellt sich schön artig vor. Herbert und, wie er zu ihr sagt, seine Mutti Irmgard. Die beiden sind schlicht köstlich und haben eine Wahnsinnsfreude diese Wanderung von Kilpisjärvi bis nach Absiko zu machen. Hut ab, denk ich, die beiden sind so was von auf Zack mit dieser Leistung und ich freue mich mit ihnen, es schon fast geschafft zu haben. Die beiden schwärmen in höchsten Tönen von den letzten Tagen im Dividalen, so dass mich meine Vorfreude schon fast zum explodieren bringt.

Am Morgen schleicht der Nebel noch etwas um die Hütte, doch ich mache mich schon bald auf den Weg, den es wird ein langer Tag bis zur Altevasshütte DNT. Knappe 26 Kilometer sind auf dem Tagesplan und diese beginnen zuerst ziemlich ruppig und steil bis zum Riksoelva Bach und Plateau hoch.

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Der See Torneträsk im Morgennebel

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Morgentau

Steile fünfhundert Höhenmeter später, stehe ich auf dem Plateau. Als Morgengruss bekomme ich nun doch noch einen wunderschönen Blick auf das Lapportengebirge, mit seinem typischen Doppelgipfel.

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Lapporten

Oftmals kann die Überquerung des Riksoelva Bachs etwas Mühe bereiten, vorallem seit die Brücke weg ist welche in alten Karten noch eingezeichnet ist. Doch heute ist dies kein Problem, obwohl das eiskalte Wasser und die Breite des Bachs doch ziemlich schnelles Waten erfordern.

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Riksoelva

An der Westseite des Tals hängen noch die Überreste des Riksochokka Gletschereises runter und lassen den immer blauer werdenden Himmel noch intensiver strahlen.

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Riksochokka Gletscher

Durch das leicht ansteigende Láirevággi Tal, erreiche ich schon bald die zum Teil bewohnten Hütten der Sami Siedlung Láirevákkegárdi. Dort bin ich auch schon auf dem höchsten Punkt und der Ausblick verschlägt mir fast den Atem. Eine ungeheure Weite öffnet sich gegen Norden, der Himmel ist nun praktisch stahlblau und die Temperatur bewegt sich schon über zwanzig Grad.

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Láirevákkegárdi Sami Siedlung

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Tal des Láirevákkejohka

Genau so habe ich mir das immer vorgestellt. Gemütlich durch die Pampa laufen, zur Pause in die Sonne knallen, ein bisschen dösen und weiter geht`s…..

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Ganz alleine bin ich nun auch auf dem Weg nicht mehr. Obwohl von Hektik kaum zu sprechen ist. Sind zwei, drei Personen alle drei, vier Stunden schon das höchste der Gefühle. Der Weg zieht sich nun gemütlich zum Altevatnet Stausee auf sechshundert Höhenmeter runter.

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Schlüsselstelle der beiden Bäche

Am Zusammenfluss des Láirevákkejohka und Salvvasjohka kann oftmals reissendes Wasser herrschen. Momentan ist es aber ziemlich trocken und es hat wenig Regenfälle  in den Bergen gegeben, somit fällt das Waten relativ einfach aus, obwohl doch ziemlich viel Strömung herrscht. Die Abkühlung nehme ich allerdings dankbar an !

Kurz nach dem Waten treffe ich auf das Highlight dieser Etappe, die Wasserschnellen und die Schlucht des Salvvasvággi.

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Salvvasvággi

Und schon ein paar Kilometer weiter öffnet sich mir der phantastische Blick nach Innset runter.

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Innset

Auf`s Mal habe ich das Gefühl, mitten in den Rocky Mountains zu stehen. Das tiefblaue Wasser des Veslvatnet, das intensive Grün der Bäume und die schneebedeckten Berge der Snøhetta. Ich laufe und laufe und bin so weg vom Fenster, dass ich gar nicht merke, dass ich plötzlich am Ende des Tals stehe. Eigentlich wollte ich vorher das Zelt aufstellen und campieren, doch die Landschaft hat mich dermassen in den Bann gezogen, dass mein Zeitgefühl abhanden gekommen ist. Nun gibt es in Innset noch die Möglichkeit zur Huskyfarm des deutschen Björn Klauer zu gehen um dort zu übernachten. Er lebt dort mit seiner Frau schon viele Jahre und hat sich auf die Haltung von Huskys und Huskytouren spezialisiert. Da Innset aber etwas abseits meiner Route ist und ich mich auch nicht angemeldet habe, beschliesse ich, zur Altevasshütte DNT zu gehen.

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Altevatnet Staudamm

Als ich an der Hütte ankomme, hat mittlerweile ein ziemlich böiger Wind angefangen zu blasen. So entscheide ich mich für die Hütte, obwohl die ziemlich besetzt aussieht. Eine grosse Gruppe Finnen hat die beiden Häuschen in Beschlag genommen. Was folgt, ist leider oftmals das grosse Problem mit den Finnen. Viele sprechen kaum englisch oder norwegisch und ich spreche kein Wort finnisch. Und es ist schlicht unmöglich, nur ein einziges finnisches Wort irgendwie zu deuten. Zum Glück ist die Leiterin der Gruppe des englischen mächtig. Sofort machen sie mir ein Zimmer frei, was eigentlich überhaupt nicht nötig wäre, und versuchen nun irgendwie herauszufinden, was für eine komische Wanderung ich da mache. Mit Händen und Füssen, einer Karte und der Geduld der Leiterin, taucht die Gruppe in meine Erlebnisse ein und ist schlicht baff. Sie haben heute fünfzehn Kilometer mit ihren typisch überladenen, finnischen Gestängerucksäcken hinter sich gebracht und sind einfach nur platt. Kein Wunder sind die Jungs und Mädels nach dem Nachtessen schon im Bett und nichts rührt sich mehr in den Hütten.

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Altevatnet

Ich geniesse draussen noch die wunderbare Abendstimmung über dem azurblauen Altevatnet, als ich plötzlich ein bekanntes Geräusch höre. Ich schaue auf die Uhr…. 21.00 und da kommt tatsächlich noch ein Hubschrauber angeflogen und landet unmittelbar in meiner Nähe auf einem Parkplatz.

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Natürlich ist meine Neugier enorm gross, endlich mal wieder einen Hubi zu sehen und zu hören. Ich gehe zum Piloten und frage ihn, was er noch macht hier um diese Uhrzeit. Er lächelt und gibt mir zur Antwort, wer im hohen Norden fliegt, kennt keinen Feierabend! Natürlich, wenn es schon vierundzwanzig Stunden hell ist !! Er erzählt mir, dass er eine Ladung Holz, die auf dem Parkplatz steht, zu einer neuen Hütte am Südufer des Altevatnet fliegen soll. Wir plaudern lange und tauschen uns über die Fliegerei aus und kommen schnell auf ein paar gemeinsame Bekannte zu sprechen. Als Pilot in Grönland hat er viele Schweizer Piloten kennengelernt, welche ich aus meiner Flugsportgruppe kenne. Und wieder mal merkt man….. wie klein die Welt doch sein kann. Als ich ihn auf Hilfe für die Flugvorbereitung anspreche, schüttelt er den Kopf, gibt es nicht, er sei alleine. Auch hat er Bedenken ob die Last vielleicht zu schwer sei und ob er sie überhaupt sehen kann. Ich schaue auf den Hubschrauber und vermisse ebenfalls irgendwelche Aussenspiegel, spezielle Fenster oder eine Sichtmöglichkeit nach unten. Na, da scheint er jetzt etwas Glück zu haben, dass da ein ausgebildeter Flughelfer und Pilot auf seinem Weg ans Nordkap vor ihm steht. 😉 Natürlich biete ich ihm meine Hilfe an, die er noch zu gerne annimmt. Wir besprechen den Ablauf und verabschieden uns, bevor er seine Kiste anwirft.

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Er hebt ab, gibt mir seinen Windenhaken, den ich an der Palette mit dem Täferholz befestige und beginnt dann langsam zu ziehen. Er bringt die Last gerade so knapp vom Boden weg und scheint noch ein wenig Reserve zu haben. Ich halte den Daumen nach oben und gebe ihm das Zeichen dass er genug hoch ist, um über die Bäume zu fliegen. Und schon zieht er langsam von dannen und verschwindet Richtung Altevatnet. Schon ist es wieder ruhig und die Stille nimmt Besitz über die wunderbare Abendstimmung. Was es doch nicht alles zu erleben gibt auf dieser Tour………

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Altevasshytta DNT

Ich schlafe hervorragend in meinem Zimmerchen, in dieser gemütlichen und schönen Hütte. Die Finnen sind noch immer „groggy“ und im Tiefschlaf, als ich mich leise aus dem Staub mache. Ihr Plan ist, zur Gaskasshütte DNT weiterzulaufen, welche sich gerade mal knappe zwölf Kilometer von hier befindet. Diese werde ich allerdings “ überlaufen “ um dann gleich zur  Vuomahütte DNT  zu kommen. Diese ist zwar gute achtundzwanzig Kilometer entfernt, doch ich habe mich am Tag zuvor absolut fit gefühlt, somit sollte das kein Problem sein. Mein Plan ist auch, eventuell gleich zwei Nächte in Vuoma zu bleiben bevor ich zur Dividalshütte gehe, wo ich dann auf meinen Freund Henning warten will. Dies ergibt dann dort auch noch gleich zwei Nächte, doch ich habe mehr als genug Zeit und genug Erholung zu haben für den Rest der Tour ist sicher nicht verkehrt.

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Delta des Kojesvasselva Fluss

Das westliche Ende des Altevatnet ist über und über mit Ferienhäuser übersät. Wo man hinschaut ist eine Siedlung nach der anderen. Hier scheint in der Ferienzeit wohl ein absolutes Tollhaus zu sein, wenn die Menschen von Narvik und Tromsø hier hereinfallen. Nachdem ich die Ferienhäuser hinter mir gelassen habe, komme ich in die Schwemmebene des Kojesvasselva Fluss. Diese Ebene ist komplett von Quad- und Motorradspuren zerfurcht und es ist mühsam in diesem Gewühle den Weg zu finden. Vornehmlich nehmen die Fahrer gerne den markierten Wanderweg als Piste, was seine Spuren hinterlässt. Doch ziemlich schnell komme ich durch die Ebene hindurch, bevor ich an den Rand des Lifjellet Bergs treffe. Doch irgendetwas stimmt nicht mit mir. Kaum zwei Stunden unterwegs, fühle ich mich total erschlagen und müde. Jeder Schritt ist eine riesige Anstrengung und meine Motivation saust im Sturzflug in die Tiefe. Das Ganze wird noch schlimmer als ich mich durch den endlosen Matsch und das Gestrüpp unter dem Berg hindurchwühlen muss.

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Strømmyran

Der Weg ist kaum noch auszumachen, bin aber froh, dass zwischendurch Holzstege die gröbsten Moorgebiete überziehen. Nach einer Stunde totalem Kampf komme ich endlich aus diesem Urwald und Matsch heraus. Ich lasse mich auf einem trockenen Stein nieder und tröste mich, mit dem Anblick einer wunderschönen Fjellorchidee.

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Lifjellet

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Doch kaum komm ich zur Ruhe, werde ich von den hässlichen, dicken Bremsen attackiert, welche sich gerne in den Sümpfen und Moorgebieten aufhalten. Ihr schmerzhafter Stich hat zwar keine Nachwirkungen, ist aber bedeutend unangenehmer als der Stich der Mücken. Gaskas ist eine sumpfige Schwemmebene und weitherum bekannt, für alles was fliegt und sticht. Ich packe meine Sachen und bin froh den Luotnajohka Bach schnell überqueren zu können. Dieser Bach liegt unmittelbar vor der Gaskashütte DNT.

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Gaskashytta DNT

Aus der neuern der beiden Hütten kommt Rauch aus dem Kamin. Ich staune nicht schlecht, als ich die beiden jungen norwegischen NPL Läufer aus der Lappfjordhütte antreffe. Mittlerweile ist Mittag und die beiden machen sich gerade bereit, weiter nach Vuoma zu gehen. Es scheint, dass sie das „Nachtlaufen“ wieder einigermassen gegen das „Taglaufen“ wechseln konnten und sich somit wieder im normalen Rhythmus befinden. Ich trinke noch einen Kaffee mit ihnen und erfahre doch noch eine erstaunliche Geschichte. Als wir uns über das Børgefjell unterhalten und sie von der Fährfahrt über den Namsvatnet erzählen, sprechen sie die ganze Zeit von einem anderen norwegischen Läufer. Und tatsächlich, die beiden waren auf dem Boot mit dem Øyvind übersetzte und ich eigentlich auch drauf sein sollte. Das muss einen reine Norge på langs Fährfahrt gewesen sein!

Schon bald machen sich die beiden auf den Weg, aber alleine bin ich nicht lange, denn ein Vorausdetachement der Finnen trifft ein. Sie bevorzugen die ältere und überlassen mir die neue Hütte. Für mich ist klar, das ich heute hier in Gaskas bleibe. Ein Weiterlaufen ist absolut unmöglich, denn ich bin einfach platt. Ich denke mir aber nichts dabei, denn es ist der erste solche Tag auf der Tour und das muss wohl auch mal so sein. Ich habe ja mehr als genug Zeit und so muss ich nicht zwei Tage in Vuoma bleiben.

Eine unerwartete Begleitung

Als ich es mir so richtig gemütlich gemacht habe, höre ich plötzlich jemanden kommen. Sind da wohl die anderen Finnen eingetroffen ? Eine junge Frau steht in der Türe, Lisa aus Nürnberg. Lisa ist seit Wochen auf dem Nordkalottleden unterwegs, mit dem Ziel Kautokeino in Finnland. Schnell kommen wir ins Gespräch und tauschen unsere Erlebnisse aus. Sie hat sich noch nicht ganz entschieden, ob sie vorher in Kilpisjärvi aufhören und noch eine Zeit im Süden laufen gehen will oder ob sie es bis nach Kautokeino durchzieht. Sie vermisst die Beeren im Fjell !! Und genau das ist es, was ich ebenfalls seit Wochen vermisse. Es ist beinahe unglaublich, aber in ganz Norskandinavien ist nicht eine einzige Blau- oder Moltebeere ausfindig zu machen. Nicht mal Blüten oder grüne, unreiffe Beeren…… absolut nichts. Der lange Winter und die kalten Temperaturen haben mir die frischen Beeren im Müesli zum Frühstück vermiest, gemein!! Am Abend kommt noch ein junges belgisches Paar, welches in Belgien im staatlichen Symphonieorchester als Profimusiker arbeitet, in der Hütte an und es wird ein absolut gemütlicher Abend mit guten Gesprächen und Spielen. Am Morgen fühle ich mich wieder pudelwohl und topfit, meine Krise ist überstanden. Und so kann es weitergehen………

Normalerweise bleiben Solowanderer auf ihrer Tour alleine, auch wenn sie unterwegs andere Leute treffen. Meist trifft man sich dann am Abend in einer Hütte wieder oder campiert gemeinsam. Der Grund ist mehrschichtig, sei es das Lauftempo oder der Start am Morgen, vielleicht möchte man aber auch alleine unterwegs sein. Selten spielen alle Faktoren zusammen und es ergibt sich dann eine Laufgemeinschaft. Lisa und ich starten gemeinsam am Morgen Richtung Vuomahütte und merken bald, dass wir so ziemlich den gleichen Rhythmus intus haben.

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Gaskkasvággi

Durch das mückenverseuchte aber wunderschöne Gaskkasvággi Tal, zieht der Weg langsam hoch zum Jierdni Pass. Zuerst noch grün und saftig, wird die Landschaft bald steinig und grau.

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Lisa am Jierdni Pass

Auf der Passhöhe treffen wir ein norwegisches Paar, dass uns berichtet, dass kaum andere Wanderer unterwegs seien. Einzig ein alter Fischer von den Vesterålen Inseln sei in der Vuomahütte. Obwohl der Weg von Kilpis nach Abisko immer beliebter wird, kann man hier also immer noch in aller Ruhe unterwegs sein, wie schön !

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Nördlich des Jierdni Pass

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In der Ferne leuchtet die Vuomahütte

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Vuomahytta DNT

Die Vuomahütten DNT sind die ältesten auf dem Weg nach Kilpisjärvi. Allerdings werden diese gerade neu gebaut ( das Servicegebäude war schon aufgebaut ) und die neue, grosse Hütte wird im Herbst 2016 eröffnet. Mit siebzehn Kilometer ergibt sich heute eine relative kurze Tagesetappe. Als wir die Türe öffnen, schauen wir zuerst in die Gesichter von drei grossen Forellen, welche im Vorraum hängen. Der Fischer ist nicht da, aber wir machen es uns mal schön gemütlich und heizen die kühle Bude etwas auf.

Es rumpelt und plötzlich steht ein hagerer, gut zwei Meter grosser alter Mann unter der Türe…. Asbjörn! Sein ledergegerbtes Gesicht und sein grosser Schnauzer machen aus dem guten Mann einen Fischer wie aus dem Bilderbuch. Etwas skeptisch begrüsst er uns, schaut auf den bollernden Ofen, sieht an die Türe zu den Schlafräumen und meint “ ich habe es nicht gerne heiss in der Hütte und wichtig ist, immer die Türe zum Schlafraum schliessen….. ich hasse Mücken „. In Punkt eins geb ich ihm zwar nicht recht, aber in Punkt zwei haben wir eine grosse Gemeinsammkeit!!! Schnell haben wir den Draht zueinander gefunden und schon bald zeigt er uns hunderte Bilder auf seinem Handy, von seiner phillipinischen Frau, ihrer Tochter und ihr gemeinsammes Haus auf den Vesterålen. Er geht den Weg von Vuoma bis zur Gappohütte oft zwei, drei Mal im Jahr um zu fischen, auch im Winter.

Am nächsten Tag sind Lisa und ich schon wieder früh unterwegs. Asbjörn hat uns einen Tip für eine Abkürzung zur Dividalshütte gegeben. Dieser geht unmittelbar an der Ostseite des Vuomajávri See entlang, an der Südseite des Blåfjellet Berg zum Vuomajohka Bach runter. Ein paar vereinzelte Steinmänner zeigen etwas den Weg. Allerdings hat es hier auch Mücken und wie !!!!!!!!!! Ohne Moskitonetz und hochgeschlossenen Kleidern ist hier nichts zu machen.

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Vuomajávri See

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Tal des Vuomajohka und Blick ins Dividalen

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Wieder auf dem DNT Weg. Blick zum Blåfjellet welches wir links umgingen

Der Weg ist etwas Mühsam, erspart uns aber etwa 4 Kilometer auf einem total durchweichten Pfad, der hier meist den ganzen Sommer aus Matsch besteht. Doch nach etwas „Birkenunterholzwandern“, treffen wir exakt auf die Hängebrücke über den Vuomajohka Bach und den DNT Pfad. Danach folgt ein absolutes Sahnestücken auf dem neuen DNT Pfad, der entlang der Moräne des Anjavasselva Fluss durch das Anjavassdalen hinunter führt.

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Nach dem Anjavassdalen, treffen wir schlussendlich auf das Dividalen. Der alte Weg führt direkt zu einer Waatstelle über den Divielva Bach. Der neue hingegen macht eine kleine Zusatzschleiffe, führt aber direkt zu einer Hängebrücke. Die Waatstelle kann öfters etwas heikel sein, darum machen wir den winzig kleinen Umweg und sind dafür sicher über den Bach.

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Hängebrücke über den Divielva Bach

Über die Brücke rüber und schon stehen wir im nördlichsten Urwald der Welt. Und was für ein Urwald ist das !!! Wir staunen über das ganze Dickicht, den Sumpf und die Mücken! Die rund eineinhalb Kilometer zum Anstieg zur Dividalshütte müssen hart erkämpft werden. Und im Hinterkopf steht natürlich auch die höchste Braunbärenpopulation Norwegens, sowie die höchste Population des Vielfrasses. Beides nicht gerade die Krabbeltiere denen man gerne begegnet und doch………..was wäre das für ein Erlebniss !! Doch gerade die Bären sind hier extrem scheu und so wäre es wohl ein grosser Zufall, auf einen zu treffen.

Nach eineinhalb Kilometer stehen wir am Aufstieg zur Dividalshütte. Noch einmal müssen wir alle Kräfte mobilisieren, denn hier geht es steil hinauf. Kaum aus dem Wald, werden wir mit einer phantastischen Aussicht belohnt……

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Aussicht ins Anjavasstal

Der Blick ins gegenüber liegende Anjavasstal, von wo wir heute kamen, und das querliegende Dividal ist einfach grandios. Asbjörn gab uns in Vuoma den Tip, die kleine Hütte in Dividal zu nehmen. Sie wurde vor kurzem renoviert und sei sehr gemütlich……. stimmt!!

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Dividalshytta DNT

Der Abend wurde zu einem wunderschönen Licht- und Schattenspiel, dass die Landschaft in wunderbare Farben tauchte…

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Am nächsten Tag sollte nun mein Freund Henning aus dem Süden hier ankommen. Ich hatte seit Tagen nichts mehr gehört von ihm, hier herrscht schliesslich auch ein genussreiches Funkloch der Handys. Und tatsächlich, beim Frühstück taucht plötzlich ein bekanntes Gesicht vor dem Fenster auf…

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Lisa beschliesst den Ruhetag gleich mitzumachen und so gibt das einen total gemütlichen Tag auf der Dividalshütte. ( Mich hat es speziell gefreut, dass es mit Henning geklappt hatte 2015. Den 2013 war ebenfalls ein Treffen vorgesehen gewesen, aber aus bekannten Gründen konnte es damals nicht stattfinden.)  Während mein Freund am nächsten Tag den Weg zurück nach Abisko unter die Füsse nimmt, machen Lisa und ich uns auf, die längste Etappe zwischen Hütten, auf dem Weg von Abisko und Kilpisjärvi zu bewältigen. Sechsundzwanzig Kilometer stehen an, aber zuerst geht es einmal ziemlich steil den Berg hoch, zu den Gebirgszwillingen Jerta und Litl Jerta.

Das Wetter ist wieder einmal perfekt und scheint uns jeden Wunsch zu erfüllen.

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Dividal und das Anjavassdalen

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Jierttáláhku

Wer auf der schwedischen Fjällkarte die Gegend um das Jiertáláhku etwas genauer anschaut, findet dort etwas südöstlich davon einen Hinweis auf ein Raketengelände (Raketskjutfält) !! Dieser doch etwas merkwürdige Hinweis, bezieht sich auf das Raketenstartgelände ESRANGE. Hier schiesst die ESA ab und zu Satellitten ins All und es kann selten vorkommen, dass Trümmerteile der Rakete hier zu Boden knallen. Es besteht aber kein Helmobligatorium 😉

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Jierttáláhku

Durch die beiden Jerta Berge hindurch erreichen wir den Pass auf dem Jierttásalbmi.

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Blick nordwärts zum 1500 Meter hohen Høglikka Berg nahe Rostahütte

Nachdem wir den Pass überquert haben, treffen wir auf die Schlüsselstelle der Etappe am Skaktarelva Fluss. Dieser grosse Bach kann bei hohem Wasserstand einige Probleme zur Überquerung machen, da er über fünfzig Meter breit ist und die Steine überaus glitschig sind. Als wir hier an den Bach treffen, herrscht allerdings ein absoluter Tiefststand und wir machen uns den Spass daraus, den Bach zu überqueren ohne die Schuhe abziehen zu müssen.

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Skaktarelva

Übrigens eine traumhafter Ort zum campieren! Doch wer auf dieser Etappe unterwegs ist, hat oftmals nur ein Ziel, die Dærtahütte DNT. Ihr Ruf, die schönste und neuste Hütte am Weg zu sein, ist schon lange vorausgeeilt und so wollen wir uns heute auch von ihr überraschen lassen.

Entlang des hohen Stuora Nanná Berg, zieht der Weg gemächlich nordwärts zu zwei kleinen Seen. Der kleine Bruder des Stuora Nanná, der Unna Nannás, gibt uns eine perfekte Referenz die Seen zu treffen, den der Weg führt genau mittendurch. Hier herrscht oft ein grosser Matsch und Sumpf, doch wir haben Glück und kommen trockenen Fusses durch die Ebene hindurch.

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Einer der kleinen Seen am Unna Nannás

Wer zu dieser Zeit im Fjell unterwegs ist, wird unweigerlich mit einer ganz speziellen Vogelsorte konfrontiert werden, dem Tyvio oder Schmarotzerraubmöwe. Dieser Möwenvogel hat die unangenehme Eigenschaft nicht nur grässlich zu schreien, sondern er nistet mit Vorliebe am Wegrand. Wer in die Nähe der Brut kommt, wird auf der Stelle eine oder zwei in die Höhe schnellende Möwe sehen. Akkurat bereiten sich die Flugdinger nun auf den Kampf, Vogel gegen Mensch vor. Mit einigen Überflügen sondieren sie das Gefahrengut am Boden und beginnen danach mit ihren vehementen Sturzangriffen auf`s menschliche Haupt. Auch wenn der Vogel tunlichst davon absieht eine Körperberührung herbeizuführen, schwingt er oft nur knapp vor dem Kopf ab und schreit aus voller Kehle. Diese Angriffe können locker zehn oder zwanzig Minuten dauern und können mit der Zeit ganz schön nerven. Ein entrinnen ist unmöglich und das einzige probate Mittel ist, die Vögel zu beobachten, damit man nicht jedes Mal einen Schrecken bekommt. Vielfach fliegen die fiesen Dinger die Angriffe nämlich auch noch von hinten !!

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Tyvio / Schmarotzerraubmöwe

Nach einem kurzen Anstieg über einen Hügel, sieht man schon die gelbliche, neue Dærtahütte am Horizont…

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Dærtahütte in der Ferne

Wer aber meint, den Weg nun schon bald geschafft zu haben, sieht sich getäuscht. Die Hütten liegen noch fast zwei Stunden entfernt und nach dem langen Tag kann das doch etwas frustrieren.

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Dærtahytta DNT

Doch alle Etappen haben ein Ende und so erreichen wir schliesslich die Hütten. Was uns beim eintreten erwartet, übertrifft nun wirklich alle Vorstellungen…..

Wir können kaum glauben was wir sehen. Eine heisse Tasse Kaffee, dann gemütlich in den Lehnstuhl ans Fenster sitzen und die freie Sicht auf das Dærtavággi geniessen, Herz was willst Du mehr !!! Dass wir die Hütte auch noch für uns alleine haben und die Ruhe geniessen können, gibt nochmals hundert Bonuspunkte drauf. Während wir den eintreffenden Abend am Fenster geniessen, rumpelt es an der Türe. Und da steht er schon, Asbjörn der Fischersmann. Dies wird wohl in den nächsten Tagen immer wieder passieren, denn auch er ist unterwegs Richtung Gappohütte.

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Richtung Osten der Hárvesjávri See

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Hausberg in Dærta der Harvvesoaivi

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Richtung Westen ins Dærtavággi

Das schwierige an den Abendstimmungen im norwegischen Fjell ist, dass sie so unendlich lang und schön sind. Stundenlang sitzt man da und geniesst die unglaubliche Ruhe, das eindringliche Lichterspiel, die phantastische Schönheit. Und doch, irgendwann muss man ins Bett um am nächsten Tag erholt und fit zu sein.

Der Weiterweg führt nach der Dærtahütte in ein schmales Tal hinein, an dessen Ende ein kurzer aber sehr heftiger Anstieg zu bewältigen ist. Dieses Blockgelände hat es in sich, vorallem wenn es noch nass ist, kann das eine sehr rutschige Angelegenheit geben.

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Blick zurück nach Dærta. Blockgelände vom feinsten!

Kaum hat man den Pass erreicht, steht man in einer unendlich weiten Steinlandschaft. Einmal mehr zeigt sich sich die unglaubliche Vielfalt dieses Weges nach Kilpisjärvi. Kein Tag ist wie der andere, praktisch alle Stunde wechselt der Blick, das Terrain.

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Steinlandschaft zum Gassavággi Tal hinüber

Auf diesem Steinplateau erreichen wir auch die nördliche Grenze des Övre Dividalen National Park. Von dort geht es wieder gemächlich hinunter zu den Gassavákkejávrrit Seen. Diese beiden kleinen Seen haben den Ruf, die Geburtsstätte aller norwegischen Mücken zu sein. In vielen Reiseberichten ist zu lesen, dass hier im Sommer die Luft schwarz vor Mücken sei und das Durchkommen einer Tortur gleicht. An diesem Tag herrscht ein rauher und zügiger Wind, der uns vor dieser Qual beschützt. Doch dieses Jahr wird es wohl kaum so schlimm sein, da es ohnehin nur wenig Mücken hat.

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Gassavákkejávrrit Seen

Kaum an den Seen vorbei, reisst der Himmel auf und das Wetter zeigt sich wieder von der besten Seite.

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Høglikka im Hintergrund, vorne der Låglikka

In Sichtweite des Áslátjavri Sees geniessen wir bei einer Pause unseren zweiten Blick auf den Høglikka Berg. Dieses Mal von Osten.

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Bachquerung am Áslatjohka

Bei diesem Wetter durch Bäche zu waten macht natürlich mehr Spass als bei Regen. Und das waten gibt immer wieder die Gelegenheit eine Pause einzulegen.

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Isdalen mit dem 1000 Meter hohen Pass

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Der Moskángáisi Tafelberg, links das Isdalen, rechts geht es zur Pältsahütte

Die Aussicht auf den Moskángáisi Tafelberg ist gewaltig schön. Und sie gibt uns auch eine Vorstellung, wo es am nächsten Tag weitergehen könnte. Zum einen besteht die Möglichkeit in Norwegen zu bleiben und das Isdalen Richtung Gappohütte DNT und Kilpisjärvi zu nehmen, zum anderen kann über die schwedische Pältsas Fjällstuga STF Richtung Kilpisjärvi gegangen werden. Oft wird fälschlicherweise der Weg über Schweden als leichter machbar genannt. Doch der extrem hüggelige Weg in Schweden ist ofmals beschwerlicher, als der Gang über den Isdalen Pass. In meiner Planung steht ganz klar das Isdalen, welches auch bekannt ist für eine der grössten Rentierherden Norwegens, mit c.a. 6000 – 7000 Tieren! Bei Schlechtwetter wäre aber sicher die Pältsa Variante angesagt.

Doch zuerst geht es  mal zur Rostahütte DNT ins Rostadalen hinunter.

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Die Rostahütten

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Neue Hängebrücke über den reissenden Rostaelva

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Rostahytta DNT.  Høglikka, dieses Mal von Norden

Die Hütten sind sehr beliebt und man trifft immer wieder viele Leute hier. Kein Wunder, den einen Autostrasse führt bis fünf Kilometer an die Hütten heran und Bardufoss mit seinem Flugplatz liegt gerade mal knappe sechzig Kilometer entfernt. So wird Rosta oft als Startort für Touren genutzt. Ein Vorteil daraus ergibt sich auch, dass man hier beschränkten Mobiltelefon Empfang hat und ich somit das Wetter für den nächsten Tag checken kann. Die Prognosen sprechen für uns. Ein guter Morgen erwartet uns, bevor am Nachmittag ein heftiger Sturmwind aufkommen soll. Isdalen wir kommen !

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Abendstimmung über Rosta

Beim Frühstück erklärt uns Asbjörn, der am Vorabend auch wieder eintraf, dass er nun mindestens zwei Tage hier bleibe um zu fischen. Und so verabschieden wir uns von ihm. Er ist uns wirklich schon fast ein wenig ans Herz gewachsen mit seiner urigen und ruhigen Art.

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Høglikka frühmorgens

Der Weg führt dem Hang entlang schnell in das Isdalen hoch. Keine Stunde später sind wir schon in diesem imposanten Trogtal mit seinen riesigen Felstürmen zu beiden Seiten.

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Iselva Wasserfall

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Namensloser Zahn des Moskángáisi Plateaus

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Rentiere so weit das Auge sieht. Im Hintergrund das Steinplateau vom Tag zuvor.

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Isdalsfjella

Nach dem ruppigen und gerölllastigen Aufstieg zum Isdalenpass, fällt der Blick auf die gigantische Arena des Isdalfjellas. Imposant steht diese fünfhundert Meter hohe Wand in der Landschaft und lässt den Blick nicht von ihr weichen. Das dahinter liegende Rostafjellet ist eine wilde und steinige Angelegenheit. Im Winter durchziehen hier einige Skirouten das Gebiet. Noch immer stecken in einigen Schneefeldern die Kvisten der Wintermarkierungen ( Birken- oder Haseläste welche den Skiweg markieren ). Ein paar Kilometer nördlich des Passes, stehen wir plötzlich an schwedischen Grenzkernen.

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Schwedisch-Norwegische Grenze im Isdalen

Diese Kerne stehen oft an Wanderwegen. Für knappe fünf Kilometer werden wir also nun in Schweden laufen, bevor es wieder nach Norwegen rübergeht.

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Njearreláhku

Kaum ist man aus dem schon fast hochalpinen Gelände raus, stehen wir plötzlich vor der enormen Weite des schwedischen Njearreláhku Tals. Diese unendliche, weite Graslandschaft begleitet uns die nächsten paar Kilometer zurück nach Norwegen. Das Wetter schlägt nun schnell um und die ersten Wolkenbänke treiben schnell über das Land hinweg.

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Bárrás

Am Horizont taucht der Kegel des Berg Bárrás auf. Dieser Kegelberg wird von den Finnen sehr gerne bestiegen. Seine auf alle vier Seiten fast gleichmässigen Schenkel, lassen ihn wie eine ägyptische Pyramide erscheinen.

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Bárrás 1419 MüM

Wir sind flott unterwegs, als plötzlich ein paar Hütten vor uns auftauchen………. In der Karte finden wir diese aber nirgends, oder sind das etwa……. Natürlich, mittlerweile laufen wir schon perfekt eingestimmt aufeinander und in einem schnittigen Tempo, so stehen wir tatsächlich schon vor der Gappohütte DNT.

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Gappohytta DNT

Während wir es uns bequem machen und die Hütte aufheizen, treffen weitere Wanderer ein. Schweden, Norweger und wir bilden eine gemütliche Truppe für den Abend. Schon beim frühen Nachtessen, tobt draussen ein veritabler Sturm. Der kleine Windmesser in der Hütte zeigt schon Spitzen von gegen fünfundzwanzig Meter / Sekunde an, also schon gegen hundert Stundenkilometer und der Regen prasselt an die Fenster. Da plötzlich…… wir können es kaum glauben, steht Asbjörn völlig durchnässt unter der Türe. Er habe nichts gefangen in Rosta, daher sei er nun doch heute weiter in seine Lieblingshütte Gappo gelaufen. Draussen ist mittlerweile die Hölle am toben und nun versteht man plötzlich sehr gut, warum alle Hütten hier in der Umgebung, an allen vier Seiten mit dicken Stahlseilen am Boden festgezurrt sind! Auch die Gappohütte ist sehr beliebt unter den Wanderer, denn auch sie ist nur sechs Kilometer von einer Strasse entfernt.

Kleiner Tip für die Gappohütte: Die Wasserstelle ist sehr weit von der Hütte entfernt ! Sie befindet sich auf dem Weiterweg zur Golddahütte in einer kleinen Schlucht. Es bewährt sich mit allen verfügbaren Leuten soviel Wasser wie möglich heraufzuholen, damit man den Weg nicht öfters gehen muss!

Lisa und ich schauen uns am Abend die Karte für den nächsten Tag an. Den Umweg über die Golddahütte werden wir nicht machen, da am Südufer des Golddajávri See ein kleiner Pfad in der Karte eingezeichnet ist. So werden wir direkt zum nächsten „Meilenstein“ auf meiner Tour kommen, dem Dreiländerpunkt Treriksröset (schwedisch), Treriksrøysa (norwegisch) Kolmen valtakunnan (finnisch) Gollma iikka urna (samisch). Von dort führt ein vier Kilometer langer Pfad zu der Fähranlegestelle des Kilpis See. Zu unserer Saisonzeit wird das Boot noch fahren und deshalb ersparen wir uns den mühsamen Weg dem See entlang. Von anderen Wanderern wurde uns dies ebenso empfohlen, da der Weg an einigen Stellen von Wildbächen fortgeschwemmt wurde und es momentan sehr mühsam sei, nach Kilpisjärvi zu gehen.

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Gáhppojohka

Am nächsten Morgen ist wieder alles ruhig draussen. Es scheint, als wäre gar nichts passiert letzte Nacht. Die Leute schlafen noch alle, als Lisa und ich die Hütte verlassen. Lisa hat sich nun entschlossen in Kilpisjärvi zu stoppen und danach noch für ein paar Tage auf den südlichen Kungsleden zu gehen. So wird das unser letzter gemeinsamer Wandertag Richtung Kilpisjärvi sein. Mein Zeitplan könnte perfekter nicht sein, noch immer, trotz den zusätzlichen Ruhetagen, bin ich die fünf Tage im Vorsprung. Somit werde ich mit Sicherheit in Kilpis nochmals einen Ruhetag einlegen, bevor es dann wirklich in die Wildniss rausgeht.

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Rückblick ins Gappoland

Mit einer schon fast ungebrochenen Leichtigkeit erreichen wir den Golddasee nahe des Dreiländerpunktes.

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Golddajávri

Mit dem Fernglas sehe ich die kleine Goddahütte am anderen Ufer. Doch wir suchen nun unseren Pfad am Südende des Sees. Er ist gut versteckt aber wir finden ihn relativ schnell. Kurz danach wird aus dem Pfad einen breite Quadspur und so ist das Laufen absolut kein Problem mehr.

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Auch erreichen wir nun schon die ersten Grenztafeln, dies wiederholt sich die nächsten zwei Stunden etwa noch 43 Mal !!

Und dann steht er vor uns, dieser potthässliche, windschiefe und unansehnliche Betonklotz im Wasser….

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Dreiländerpunkt Treriksrøysa

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Auch Norgi freut sich ab dem gelben Kieselstein !

Ein gewisser Stolz ist nun sicher erlaubt hier an diesem Punkt zu stehen. Ich bin definitiv in Finnland angekommen und alles läuft nach Plan, was erzähl ich da, es läuft einfach fast zu perfekt. Die anfänglichen Mühen im Schnee sind längst kalter Kaffee und die Vorfreude auf was noch kommen mag, ist riesig. Wie wird Finnland werden ? Werde ich es durch das Nábár Plateau schaffen? Wie komme ich durch die Porsanger Halbinsel und wie wird die Ankunft am Nordkap sein ? Spannende Fragen, welche mich auf den nächsten zwei bis drei Wochen begleiten werden……….

Demnächst………….. Teil 10: Die nordische Einsammkeit !