Schuhe
In loser Folge möchte ich hier meine Erfahrungen mit der Ausrüstung von 2013+2015 beschreiben. Test ist eigentlich das falsche Wort, denn jeder hatte seine persönlichen Präferenzen hinsichtlich seiner Ausrüstung, daher spreche ich lieber über meine Erfahrungen auf der Tour 2013+2015. Ich habe im Vorfeld von NPL lange in Internetforen und Magazinen Testberichte gelesen, habe Kontakt mit Nutzern aufgenommen um deren Erfahrungen zu hören, denn mein Ziel war es möglichst viel Informationen zu sammeln, um ein Gewicht optimiertes Set anzuschaffen. Das Problem war schlussendlich aber, dass es praktisch keine wirklich schlechten Ausrüstungsgegenstände mehr gibt. Die Industrie hat grosse Fortschritte hinsichtlich Materialien, Tragkomfort und Wetterbeständikeit gemacht, und durch die grosse Masse im Angebot sind auch die Preise moderat geworden. Hier also nun meine Erfahrungen:
Hanwag Alaska GTX
Gerade wenn es um Langtouren geht, ist die Schuhdiskussion in den Internetforen oft noch intensiver als bei „normalen“ Trekkings. Weich-Hart, Hoch-Mittelhoch, Leder-Kunstleder, Gore Tex-kein Gore Tex usw….! Ich komme aus dem alpinen Sektor und hatte vor der Tour keinerlei Erfahrung mit Trekkingschuhen. Alpin Schuhe sind schwer, hart und zum normalen Laufen kaum geeignet, weil sie nicht sehr flexibel sind. Der Grund liegt oftmals in der geforderten Steigeisenfestigkeit und auch bei der bedingungslosen Stabilität im Felsklettern. Ich wühlte mich also zuerst durch zig Foren, Test- und Tourberichte bis ich schon fast Leder an meinen Füssen wachsen sah! Doch die Entscheidung war wesentlich einfacher als gedacht, denn kaum ein Trekker kommt um die Firma Hanwag, im speziellen den Schuh Alaska GTX herum. Es kam mir in all den Berichten kein einziger Negativpunkt ins Blickfeld, war dieser Schuh wirklich das Ei des Kolumbus für eine solche Unternehmung ? Ich entschied mich den Schuh bei einem Sporthändler zu zeigen, zu erklären wo die Vor- und evt. Nachteile sind, wie war er aufgebaut, was sind die Materialien etc. Ich gebe es gerne zu, ich bin ein kleiner Schuhfanatiker, da ich um die Wichtigkeit eines guten Schuhs weiss und ich mich zu 100% auf diesen verlassen will. Selten hatte ich so schnell ein gutes Gefühl wie beim Alaska GTX, ich wollte das Teil testen.
Wer schon einen am Fuss hatte, dem muss ich kaum beschreiben was für tolle Qualität der Schuh hat, und wo seine vielen Stärken liegen. Die, die den Schuh nicht kennen, denen kann ich ohne weiteres den blinden Kauf empfehlen. Hier kann definitiv nichts falsch gemacht werden, der Hanwag Alaska GTX erfüllt, meiner Meinung nach, alle Kriterien ein perfekter Schuh zu sein ! Obwohl nicht unbedingt dafür gebaut, konnte er sogar teils im Gebirge seine Qualitäten ausspielen. Die bedingte Steigeisenfestigkeit kann getrost als ein „Goodie“ des Herstellers gesehen werden. Doch es ist vorallem die lückenlos, perfekte Verarbeitung des Schuhs die überzeugt. Das gewachste Nubuk Leder ist sehr pflegefreundlich und kann getrost als Wasserresitent bezeichnet werden ( wenn man es pflegt! ). Die Dämpfung des Schuhs erlaubt auch sehr grosse Lasten zu tragen und die Haftung der Vibram Sohle lässt einen sehr sicheren Stand zu. Das wasserdichte und atmungsaktive Gore Tex Futter ist verantwortlich für ein sehr angenehmes Klima im Schuh. Der Schuh ist wiederbesohlbar ! Einlaufen ist ja immer Pflicht vor einer grösseren Tour, dies hat bei mir allerdings nur wenige Kilometer gedauert, dann fühlte er sich an wie ich es mir wünschte.
Ich hätte nie geglaubt, dass ich diesen Schuh unter solch nassen Verhältnissen einsetzen müsste, wie auf der Tour 2013. Gerade dieser Punkt der Nässe war und ist beim Schuhkauf meist der Punkt mit den meisten Fragezeichen. Hält er dicht oder nicht ? Ich trug den Schuh oft in Verbindung mit Gore Tex Gamaschen, welche am unteren Ende sehr gut abschliessbar sind und bis zum Knie hoch gehen. Trotzdem dass ich sehr viel, meist über mehrere Stunden, den Schuh kaum sah vor lauter Wasser, hatte ich nie einen „Wassereinbruch“. Selbst Passagen über kleine Bäche konnten getrost mit den Schuhen gemacht werden. Ich darf zugeben, dass ich komplett überrascht war über diese Wasserfestigkeit des Alaska GTX, selten hat ein Schuh so überzeugt. Der Tragkomfort war schon ein Genuss. Sei es auf Strassen oder Off Road, der Schuh verlor nie an Stabilität und schützte auch das Fussgelenk bei Ausrutschern oder „Verknicksern“ sehr gut. Mit seinen 875 Gramm je Schuh war er auch angenehm am Fuss gelegen ohne die Füsse noch zusätzlich zu beschweren. Die Belüftung hat bei mir perfekt funktioniert und der Strumpf war auch nach 8-9 Stunden Dauerlauf nur wenig feucht vom Schwitzen.
Der Alaska GTX von Hanwag hat vollumfänglich überzeugt und der Firma gehört ein grosses Lob, für sensationelle 250 Euro ein solches Top Produkt auf den Markt zu bringen !! Für mich ohne Zweifel klar, der Schuh wird mich 2015 wieder begleiten. Es wird das 2013er Modell sein, plus ein zweites Paar, welches in Abisko für den letzten Part der Tour auf mich warten wird.
Hinweis!
Bei all den schon fast euphorisch angehauchten Lobreden über den Schuh, gebe ich unbedingt eines zu bedenken, DIE PFLEGE !!! Ich bin immer wieder erschüttert, wenn ich sehe wie die Menschen mit ihren Schuhen umgehen, welche sie für viel Geld gekauft haben. Dass viele Leute alle 2-3 Jahre neue Schuhe kaufen, mag den Sportartikelhändler freuen doch es wäre niemals nötig, wenn man etwas mehr acht auf die Schuhe geben würde. Auch der beste Schuh hält nicht das was er verspricht, wenn man sich nicht um ihn kümmert. Gerade beim Alaska GTX ist es sehr wichtig den Schuh möglichst jeden Tag zu pflegen, gerade wenn es feucht und nass ist. Ich hatte über all die vielen Tage mir es zum Ritual gemacht, bei Ankunft…….. Schuhsohlen aus dem Schuh, Schuhbändel entfernen, Schuh mit Bürste reinigen und sogleich frisch einfetten (auf nasses Leder!), Papier in die Schuhe um mögliche Feuchtigkeit herauszubringen, und dann alles an einem gut belüfteten Ort zu trocken ( nicht auf oder an einem Ofen deponieren ! ). Vor dem ersten einfetten, hatte ich auf anraten von Hanwag den Schuh noch zusätzlich imprägniert. Das Schienbeinfutter und die Lasche ( weisses Leder) habe ich alle 2-3 Tage mit einem kleinen Klumpen Wachsfett einmassiert. Die meisten werden wohl alle diese Tipps schon gehört haben, aber hat man sie auch gemacht 😉
Ein gewaltiger Vorteil von diesem, wirklich kleinen Zeitaufwand………. der Schuh hält länger, kann bei Bedarf neu besohlt werden und sitzt somit über viele Jahre perfekt, ohne dass man viel Geld für neue Schuhe ausgibt, alles wieder neu einlaufen muss, usw. !
Wer dies alles beachtet, wird so wie ich, einen Schuh besitzen……..der praktisch täglich ein- bis mehrere Male bis zum Knöchel im Wasser war, 500 Kilometer auf Strasse und 600 Kilometer Off Road benutzt wurde, und dann noch so aussieht:
Kommentar verfassen