Entscheid gefallen!


Oder wie 4 Tage etwas grundlegend verändern können 😉 Dazu aber später mehr.
Nun, mein Ruhetag in der Fersliahütte war mehr als angenehm. Endlich mal bei Regen, Nebel und Kälte am geheizten Schwedenofen bei einer Tasse heisser Schokolade zum Fenster rausschauen, statt draussen im Matsch rumzustapfen….man könnte sich daran gewöhnen. Mein Glück dass es in der Hütte einen Ordner mit sämtlichen Telefonnummern von DNT- sowie den Privathüttenbesitzern gab. So konnte ich bequem alle auf meiner geplanten Route anrufen und nach den Bedingungen auf den Wegen fragen. Mitte Juni sind diese Leute meist daran Wege und Hütten für den Sommer bereitzustellen. Dass ich von 6 deren 5 Zuhause erreiche war schon ein schlechtes Omen. Jawohl, die Leute sind zuhause, weil die Verhältnisse miserabel sind da draussen. Alle sind sich einig dass es vorerst einmal 1-2 Wochen abtrocknen muss, damit es mal einigermassen akzeptabel wird. Keiner empfiehlt mir vorerst nördlicher als Snåsa ins Moor zu gehen, zu mühsam. Ich solle vielleicht zuerst mal probieren wie es bis Snåsa geht, wenn überhaupts. Super, denk ich, das tönt überhaupt nicht gut. Klar, die Strecke laufen kann man immer irgendwie, aber es soll doch auch Spass machen. Der nächste Tag bricht an und ich mache mich auf den Weg zur Bellingstue Hütte, gute 32 Km. von hier und davon etwa 25 im Fjell.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Nach 3 Stunden bin ich völlig fertig, Regen bin ich mir ja gewohnt, dass ich mehrheitlich bis zu den Knöcheln im Matsch und Wasser gehe, okay kann ich mitllerweile auch akzeptieren, aber dass ich mehr als zwei Dutzend Mal bis zu den Knie feststecke und aussehe wie wenn ich Schlammcatcher wäre….. Nein!
Als ich auf der Karte sehe dass ich erst 5 Km. zurückgelegt habe, geht bei mir die rote Lampe an, Umkehr und Feierabend. Nach 2 weiteren mühsamen Std. stehe ich fix und fertig wieder vor der Fersliahütte.Und meine Entzündung im Bein feiert ebenfalls Rückkehr.
Fazit: Nach all meinen Erkundigungen und dem durchrechnen der Route, ist die Tour so nicht mehr im geplanten Zeitrahmen zu beenden. Die Verhältnisse lassen kein flüssiges Vorankommen zu und ich würde für die nächsten 250-300 Km. wohl an die drei Wochen benötigen. Meine Entzündung lässt auch keine Touren über 20 Km. mehr zu.

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Am morgen nach dem Start

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So sehen die Bedingungen momentan aus, schön wenn der Weg da durch läuft 😉

3 Varianten sind für mich nun möglich:
1. Abruch und Rückkehr
2. Ausweichen auf die E6 Hauptstrasse
3. Teilweise umfahren der schlecht begehbaren Teilstücke

Die erste Variante kommt für mich nicht in Frage. Ich fühle mich trotz allem noch Topfit, und ich denke Norwegen hat noch mehr als seine Kilometer zu bieten. Das Kap steht weiter auf dem Plan.
Die zweite Variante ist für mich nicht akzeptabel. Was Strassenlaufen anrichtet, habe ich ja zu Beginn der Tour gesehen. ( Bin ja mittlerweile auch nicht mehr der einzige mit diesem Problem auf der Tour). Zudem fängt in 1-2 Wochen der Ferienverkehr an zu rollen, dann wird es zu gefährlich.
Nun bleibt also nur noch die Variante drei. Auch wenn ich natürlich etwas entäuscht bin und auch etwas Frust aufkommt, dass ich Norge på langs nicht zusammenhängend absolvieren kann, so kann ich die Umstände dafür bestens aktzeptieren. Selbstverständlich wäre es mit viel Murks und Gewalt gegangen, aber das entspricht nicht meinen Vorstellungen dieses Vorhabens. Die Natur hat nun mal gezeigt dass sie der Platzhirsch ist und nicht ich.
Ich werde nun ins benachbarte Trondheim fahren und dort Informationen einholen was machbar ist. Aus der Umbukta Fjellstue ( 2. Depot) habe ich Bescheid bekommen, dass die Bedingungen sehr gut sind.
Wohin es nun genau geht, ist noch unsicher, sicher ist aber das diese Tour weitergeht, auf jedenfall so lange es die Gesundheit zulässt.

Menschen gehen pilgern um ihren Glauben zu stärken, Menschen laufen und wissen machmal nicht warum, Menschen laufen um Erkenntnisse zu sammeln und manche finden beim laufen Antworten auf ihre Fragen.
Eine kleine persönliche philosophische Betrachtung 😉

Eine wahre Geschichte in 4 Tagen:

Eine Geschichte die am Donnerstag anfing und am Sonntag einen erstaunlichen wie unerwarteten Neubeginn provoziert.

Wie schon im Blog unter dem Artikel Ferslia erwähnt, begann der Donnerstag trotz Regen recht amüsant.
Nachdem sich die Nässe verzog, zeigte sich spontan die Sonne und ich konnte bei recht angenehmen Wetter,rund 4 Std. durch herrlichen Birken – und Föhrenwald laufen. Ab und zu wahr auch etwas Seeanstoss zu meiner linken. Am Abend in der Hütte nahm ich mein Tagebuch hervor, okay das ist jetzt etwas übertrieben beschrieben für die paar Zeilen jeden Tag in mein kleines Heftchen. Ich sass so da und….was schreib ich nur bloss…der mit dem Wald und See habe ich doch schon öfters geschrieben.Ach ja es waren heute 22 Kilometer, Punkt.
Am Freitag dann die schlechten Nachrichten von der Strecke, schon wieder Matsch! Aber welche Strecke ist das denn, die die ich so mühsam zusammengebastelt habe, und mit dutzenden Idee und Tips aus anderen Blogs ergänzt habe? Eine Strecke die vorallem Kilometeroptimiert ist?
Am Samstag dann das pure Desaster im Fjell. Nein, ich bin definitiv zu alt um  mich durch Schlamm zu pflügen, nur damit wieder weitere Kilometer nach Norden dazukommen. Enttäuschung? Vielleicht ein wenig, aber Mutter Natur hat mir mal wieder deutlich gezeigt wer der Meister ist. Und was mache ich nun mit meiner Tour? Sogar meine Beine rebellieren gegen diesen Kilometerkampf. Ich hatte doch noch nie in meinem Leben Probleme mit meinen Beinen, bin seit letzten Herbst bis zu Beginn der Tour 1500 Km. gelaufen, und jetzt das….?
Aber ich werde diese Tour machen und ich werde auch mit Sicherheit Spass daran haben und vieles Erleben. Doch welche Tour? Zweifel an meinem Traum, Zweifel an Norge på langs ? Nein keinesfalls, Norge på langs ist ein Erlebniss, ein Abenteuer dass man niemals vergessen wird. Doch welches Norge på langs denn? Vielleicht dass das ich heute am Sonntag erlebt habe ?
Als ich auf den Hausberg der Fersliahütte gestiegen bin, ohne Schönebirkenwaldstrasse, ohne Kilometer gegen Norden, mit etwas Matsch aber ohne 25Kg. am Rücken. Traumhaft schön, mit Blick tief hinunter in das Fjell wo ich gestern so kläglich im Matsch gescheitert bin, wo jetzt das Wasser in der Sonne glitzert. Nein,es ist mir nicht im Traum in den Sinn gekommen, es heute bei besserem Wetter nochmal zu versuchen. Heute war ein Tag an dem ich weit über den Kilometerrand geschaut habe. Und ich bin mir nun ganz sicher, ich werde in den nächsten Wochen so oft als möglich über diesen Rand schauen, soweit es meine Gesundheit auch zulässt. Vielleicht habe ich jetzt nicht ein Norge på langs, durch die Tatsache nicht ganz durchzulaufen, verloren, sondern ich habe ein anderes gefunden.
MEIN Norge på langs 🙂

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Kategorien:Allgemein

10 Kommentare

  1. Hallo Meinhard
    Das werd ich mit Sicherheit machen und Dir schon mal die Sonne bereitstellen für Deinen Take 😉
    Gruss aus Trondheim
    Martin

  2. Hallo Adrian und Sandra
    Danke vielmal für die moralische Unterstützung 😉 Ich glaub ja doch langsam dass es auch am Alter liegt, ab 40+ nimmt man es doch ein wenig gemütlicher. Mit 20 hätte ich wohl noch einen Stapel Löschpapier gekauft um meinen Weg trocken zu kriegen 😉
    Liebe Gruess us Norge
    Martin

  3. Trondheim ist eine traumhafte Stadt (egal ob Regen, Sonne, Schnee, Eis… hab alle Möglichkeiten schon mitgenommen)! Erhol dich dort und gehe DEINEN WEG weiter…

  4. Hallo Martin
    Sandra und ich sind auch schon bei „durchzogenem“ Wetter (nicht sooooo durchzogen wie bei dir) durch die Hardangervidda gestampft und haben eine kleine Vorstellung wie es so aussehen könnte. Deinen Entschluss dein persönliches Norge pa langs zu suchen und nicht stur etwas durchzumurksen oder sogar abzubrechen finde toll. Lass dir dein Abenteuer ja nicht vermiesen und geniesse jeden Tag davon!
    Adrian

  5. Tusen tack Henning. Vi ses 🙂
    Ha det bra
    Martin

  6. Red nicht von Haferflocken… mich dünkt ich lebe schon genug von so komischen Flocken und Körnern 😉
    Einewäg merci füre Tip!
    Liebe Gruess
    Martin neuerdings Philosoph 🙂

  7. Na so stur bist Du nun auch wieder nicht 😉 Merci u e liebe Gruess
    Martin

  8. Hey, tolle Erkenntnisse… gratuliere!
    Enttäuschungen lehren loszulassen. Und nur wer den Sinn dahinter sieht, kann die Veränderungen zulassen und geniessen! Sturen Menschen (zähle mich ganz vorne dazu…) passiert das selten genug ;-))
    Der Weg ist das Ziel, also geniessen ihn – so wie es kommt!

  9. Haferflöckli zur Stärkung wären halt doch nicht schlecht…;-) der Weg ist das Ziel und der Gesundheit Sorge tragen, damit sie Dich bis an eben dieses begleitet. Umwege werden nicht selten im Lauf der Zeit zu etwas Notwendigem – falls Dein Bedarf an Philosophie noch nicht gedeckt sein sollte! Guten Mut weiterhin in dieser wunderschönen Landschaft
    Barba

  10. Hej Marin
    Du wirst dein (!) Norge på langs laufen und mit dieser Einstellung auch dein Ziel erreichen. Was andere darüber denken ist sowas von egal, hauptsache du kannst zufrieden darauf zurückblicken.

    Vi ses i Abiskofjällen
    Henning

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