Wir leben in einer Zeit in der es kaum mehr vorstellbar ist, ohne Ohrstöpsel durch die Welt zu laufen. Musik immer und überall, egal in welcher Situation man sich gerade befindet. Selber seit 30 Jahren Musiker, müsste diese Tatsache ja nun wirklich frohlocken lassen, doch stehe ich dieser Entwicklung doch etwas kritischer entgegen. Die Tatsache, dass die Menschen immer mehr verlernen die Geräusche in der Natur bewusst zu erleben und zu interpretieren, schlägt sich unweigerlich in dieser hektischen Zeit auch mit Stress nieder. Permanente Berieselung bis zum umkippen, gehört heute zum Alltag und ist kaum mehr wegzudenken. Dabei bietet uns die Natur ganze Symphonien an Geräuschen an, welche schlussendlich auch zu einer gewissen Entschleunigung beitragen. Wer hat in der letzten Zeit mal den Vögel etwas länger zugehört, das Rauschen des Windes im Wald bewusst erlebt ? Vielleicht auch schon lange her ?
Doch selbstverständlich ist auch bei mir Musik mit auf Tour, ganz ohne geht es dann auch wieder nicht. Wer hingegen vermutet dass ich mit 4 Gygabyte Soundfiles durch die Prärie stapfe, den muss ich enttäuschen. Die Einzigartigkeit der Verschmelzung von beliebten Songs mit immer anderen Stimmungen in der Natur, bereiten mir einen riesigen Genuss. So hatte ich 2013 genau 2 Alben mit auf Tour.
Wer auf Langtouren unterwegs ist und diesen gewissen Flirt mit dem aussteigen und entfernen aus der Gesellschaft macht, wird sich unweigerlich mit dem Buch “ Into the wild „ von Jon Krakauer befassen. Die reale Geschichte um den Aussteiger Chris McCandless und sein unrühmliches Ende, in einem ausgedienten Bus inmitten der Wildniss von Alaska, berührt wie kaum eine andere Geschichte aus diesem Bereich. 2007 verfilmte der Hollywoodschauspieler Sean Penn die Geschichte, in der Hauptrolle der grandiose Emile Hirsch. Eddie Vedder, Bandleader der Gruppe Pearl Jam, schrieb den Soundtrack der wie kaum ein anderer unter die Haut geht. Die Hühnerhauterzeugende Hymne “ Society “ gilt bis heute als DIE Melodie der Weltenbummler.Selbstverständlich konnte dieses Album kaum in meiner “ Musikbox“ fehlen, und einige Songs finden sich auch hier auf dem Blog immer wieder.
Das zweite Album stammt von der neuseeländischen Sängerin Brooke Fraser “ Flags „ aus dem Jahr 2010. Sie ist wohl die Musikerin, welche mich am meisten beeinflusst hat und welche bei mir eine grosse Faszination auslöst.
Als bekennende Anhängerin der Hillsong Church, einer Bewegung welcher aus der Pfingstgemeinde heraus entstand, entwickelte sich ihre, zu Beginn der Karriere eher folkige Musik, über die letzten Alben zu einer sehr eigenständigen Musik, welche oft in das Genre Alternative eingeordnet wird. Ihre faszinierende Persönlichkeit, ihre gewaltige Stimme und ihr Talent sich nicht stigmatisieren oder in eine Schublade pressen lassen, verleiht ihren Songs eine grosse Kraft. Gerade mit “ Flags “ hat sie ihren Fans auch eine andere Seite gezeigt, eine verwundbare und trotzdem überaus positive Seite. Für mich ein absolutes Highlight 2013 auf der Tour.
2015 werden wieder beide Alben mitkommen. Zusätzlich das von Brooke Fraser 2006 erschienene, sehr emotionale Album “ Albertine “ wie auch die soeben erschienene neue CD “ Brutal Romantic „. Gerade der Vergleich dieser zwei CDs zeigt die grosse Spannweite dieser Künstlerin. Ihre beiden Schweizer Konzerte diesen Frühling, waren an Genialität und Emotionen kaum mehr zu überbieten, und…. mittlerweile schaut sie auch als bekennender Skandinavien Fan mal vorbei hier, was mich natürlich sehr freut. Thanks so much Brooke, for such amazing and beautiful Music !!
Doch 2015 müssen Eddie und Brooke im Rucksack etwas zusammenrücken, da kommt noch einer mit 😉 Mark Knopfler, legendärer Head der Band Dire Straits, wird mit einem Best Of der letzten drei Solo Alben (Tracker , Privateering , Get Lucky ) mit an Bord sein. Mark hat als gebürtiger Schotte definitiv seine Wurzeln wieder gefunden. Sein leichter Einschlag in traditionelle schottische Musik mit einem Hauch keltischer Brise, bringt eine gewaltige Portion Melancholie mit in den Alltag. Die „Fidels“ auf seinen CDs erinnern sogar oft an traditionelle, norwegische Musik was das Ganze noch einzigartiger macht für mich. Natürlich oute ich mich als Gitarrist gerne auch als Fan seiner Fingerfertigkeit, und werde gerne in seinen “ Riffs “ schwelgen !
Wer jetzt Powersongs zum ultimativen losdüsen erwartet hat, wird hier vergeblich suchen. Es sind alles eher stille, melancholische Alben. Es sind Songs, welche dieser Tour ihren ganz gewissen Pinselstrich geben, einen Teil zu einer hoffentlich unvergesslichen Stimmung mit beitragen werden. Ich denke Eddie, Brooke und Mark werden mich ganz gut unterhalten auf Norge på langs !
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