Teil 9/13 : Norge på langs läuft
Kurz hinter der Hütte geht es zur Gresslivola hoch. Dies katapultiert mich nun auf über 800 Höhenmeter, allerdings geht es sehr anstrengend durch ein halbes Bachbett und einem eisigen Wind aus West. Der Himmel ist durch eine graue Wolkendecke abgedeckt, aber die Stimmung ist genial.






Die Orientierung ist mehr als einfach, ist doch die Sommerroute auch gleichzeitig die Winterroute und somit mit Stangen markiert.




Der Skarvan og Roltdalen Park hält alle Versprechen. Es ist ein absoluter Genuss durch diese grossartige Landschaft zu laufen. Der Weg führt mich zuerst über die Melshogna Höhe, bevor es wieder etwas runtergeht ins Røssetvollen. Dort erwische ich dann doch eher wieder etwas sumpfige Wegverhältnisse, und ich muss den einen oder anderen Umweg in Kauf nehmen, doch ich lasse mich nicht mehr beeinflussen von solch „Kleinigkeiten“………..es macht einfach Spass!

Blick ins Røssetvollen und genau über der T-Markierung der Sprøyten mit knapp 1000 Höhenmetern, darunter befindet sich die grosse Schultzhytta DNT.
Es ist doch auch endlich ein Weg, welcher gut markiert ist. Bisher hatte ich mich doch meist selbst orientieren müssen, so wie von Haltdalen nach Gressli. Kurz vor der Schultzhytta gibt es dann noch zwei grössere Bäche zu queren, die, wie ich befürchte, doch sehr viel Wasser führen können. Die vielen Niederschläge und die langsam zu Ende gehende Schneeschmelze wird wohl die Pegel ansteigen lassen. Doch es hat auch Vorteile wenn man mit Rucksack so um die 110 Kilogramm wiegt, da mag es doch schon eine grosse Strömung aushalten 😉




Nicht wirklich warm aber dafür erfrischend !

Während der Lauferei, entdecke ich plötzlich frische, menschliche Fussspuren in den schlammigen Passagen. Es muss eine einzelne Person sein, die in den letzten 24 Stunden in meine Richtung ging. Es würde mich ja auch verwundern, wenn ich die grosse Hütte wieder für mich alleine hätte, schliesslich ist ja mittlerweile Mitte Juni und die Wandersaison läuft langsam an.

Die Hütte kommt in Sicht.



Und was für eine „Hütte“ dass das ist, ein riesiges Haus mit mehreren Annexgebäuden. Nicht schlecht staune ich, dass das Vorhängeschloss an der Türe ist…. niemand da? Als ich mich umblicke, erkanne ich c.a. zwei Kilometer von der Hütte weg, zwei kleine Hütten an einem Bach, aus einer tritt Rauch aus dem Kamin. Aha, dass muss wohl mein Spurenleger sein. Naja, ich werde es auch ohne Gesellschaft überleben hier.
Die Schultzhytta ist riesig, etwa mit zwei Dutzend Zimmern, einer grossen Rezeption und einer sehr grossen Küche. Die Hütte ist in der Hauptsaison bewirtet (zwei Monate im Sommer, zwei Wochen im Winter). Ich fühle mich wie ein König in seinem Schloss und wandle durch die vielen Gänge und Räume, was für ein eigenartiges Gefühl, aber es passt! Nicht zu verachten ist das fliessende Wasser und die bestens ausgerüstete Küche, was gibt das für eine herrliche Kocherei.
Gemütlich eingeheizt, gut gegessen und ansonsten „Sauwohl“, beuge ich mich über die Karten um den nächsten Tag zu planen. Mittlerweile hat sich blauer Himmel über der Schultzhytta installiert und die Prognosen waren ja mehr als perfekt für den nächsten Tag. Es gibt zwei Möglichkeiten von hier nach Norden. Die erste Variante wäre über Bjørneggen nach Teveltunnet zu gehen, um dann über die Angeltjønna Hütte zur Ferslia Hütte zu gelangen. In Teveltunnet trifft man auf den Weg der von Storlien und der Femundsmarka kommt. Dieser Weg wird von den NPL Läufern oftmals genommen, die den reizvollen aber längeren Umweg über Schweden nehmen. Die andere Variante ist von der Schultzhytta direkt nach Meråker hoch zu gehen und dann von dort direkt nach Ferslia zu kommen. Dieser Weg beinhaltet mehr Strassenkilometer am Schluss, aber ich entscheide mich trotzdem aus einem Grund für diese, denn in Meråker muss ich einen grossen Proviantvorrat anlegen. Nach Ferslia kommt nämlich nichts mehr was mir erlaubt, die Vorräte aufzufüllen. Skjækkerfjella, Blåfjella und eine weite weglose Route nach Tunnsjø Senter hoch müssen geplant werden. Rund 200 Kilometer oder c.a. 7 Tage ohne Nachschub sind nicht ohne, darum nehme ich mir den Luxus in Meråker „aufzutanken“ .
Ein wunderschöner Abend beschliesst meine Planung und ich falle todmüde ins Bett bis………. bis mich um 5.00 die Sonne an der Nase kitzelt!!








Was für ein Tag! Selbst „Norgi“ kann sich nicht satt sehen. Die Temperaturen sind deutlich gestiegen und es glänzt ein wolkenloser Himmel. Ich kann es noch fast nicht glauben, aber nach fast sieben Wochen ist dass der erste wirklich schöne Tag, ein Tag der vom Wetter auch so bleiben wird bis zum Abend, Wahnsinn!

Selbst mein Solarpanel kommt nun endlich zum Zug, obwohl es mir sogar bei bewölktem Himmel viele gute Dienste erwiesen hat. Ein genialer Tag mit 30 Kilometern wartet auf mich…..












Die letzten Zeichen der “ kvistet Løype „, der Markierung für die Winterroute.



Was soll man zu so einer Aussicht noch sagen? Der Weg ist ein absolutes Highlight. Schlussendlich bin zwar doch dankbar, dass man einige Passagen im Moor mit Bolenbretter ausgelegt hat, ist es doch noch recht frühlingshaft feucht. Meråker liegt hier noch weite achtzehn Kilometer entfernt, aber die Distanz ist mir momentan völlig egal, ich geniesse jede Sekunde!



Zuerst war in Meråker eine Pause von zwei Tagen vorgesehen. Doch dieser Ort hat in mir nicht wirklich Hochgefühle entwickeln können, weiss auch nicht warum, aber ich zog es vor, nach einer Nacht weiter in die Ferslia Hütte zu ziehen. Der Rucksack hat nun bedenkliche Ausmasse angenommen, so ist er bis zum obersten Rand gefüllt und wiegt wohl an die 28 Kilogramm. Doch ich wusste ja was auf mich zukommt und nach dem gestrigen Tag sind meine Batterien komplett gefüllt und die Motivation gross. Als ich am Morgen losziehe, ist das Wetter wieder im alten Regelspiel und es nieselt. Der Weg ist eine Kiesstrasse bis zur Ferslia Hütte, entlang einer Strasse welche gesäumt ist von Ferienhäuser der besseren Art. Trondheim ist eine Autostunde entfernt und daher zieht es die Städter an diese wunderschönen Seen an der Grenze von Nord und Sør – Trøndelag.












Nach zweiundzwanzig gemütlichen Kilometern mit ein paar sehr angenehmen Unterbrechungen in diversen „Hütten“, war ja schliesslich Wochenende, gelange ich in der Ferslia Hütte DNT an.


Hier aber von einer Hütte zu reden ist ihrer nicht würdig. Ein wunderschönes Wohnhaus mit allem drum und dran, Hammermässig! Und was könnte beitragen diese Hütte zu meiner Lieblingshütte zu küren:

Nach fast zwei Monaten endlich wieder eine Gitarre in den Fingern! Das kann einen Musiker www.jackpot-nuggets.com nur in den 7. Himmel befördern. Das muss nun schliesslich auch sein = Pink Floyd, „Wish you where here“
„Was für ein Stück Glück, hier bleibe ich mindestens zwei Tage erhole mich und geniesse die Ruhe (ich vergas wohl zu sagen, dass ich einzig bin in der Hütte)“.
Das musste so kommen…….Teil10/13: Das Desaster von Sulåmoen
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