Planungstools
Wer sich vor einer Tour etwas vorbereiten will, dem stehen heutzutage dutzende, wenn nicht hunderte Tools im Internet zur Verfügung, um die Planung in Angriff zu nehmen. Oftmals hat man die Qual der Wahl und benutzt dann meist etwas zuviel von der ganzen digitalen Suppe.
Ich habe euch für Norwegen ein paar wenige zusammengestellt, die auch in Kombination Sinn machen, relativ einfach zu bedienen sind und vor allem auch unterwegs nützlich sein können. Denn, was nützen all die schönen Pläne, wenn sie sich schlussendlich zuhause auf dem PC befinden.
Vor der eigentlichen Planung, sollte man sich aber über ein paar Punkte im klaren sein:
- Wohin gehe ich? (Süden, Mitte, Norden)
- Wie lange bin ich unterwegs?
- Wann gehe ich? (Jahreszeit)
- Will ich möglichst autark sein? (ohne Hütten und Zivilisation)
- Wieviel Erfahrung bringe ich mit?
Habe ich all diese Punkte für mich beantwortet, steht das Grundgerüst der Tour und nun kann ich entscheiden, welche Tools für mich Sinn machen und welche nicht.
Etappen und Infrastruktur
Für eine erfolgreiche Norwegenplanung in der offenen Natur, steht der DNT (Den Norske Turistforening) , der norwegische Wanderverein.
Meine Empfehlung: Mitglied werden (einen wirklich tollen Verein damit unterstützen, bei dem viele Freiwillige an vorderster Front in Hütten und an den Wegen, sensationelle Arbeit leisten!) , den Hüttenschlüssel gegen ein kleines Deposit bestellen und schon hat man eine sehr gute Voraussetzung.
Der DNT bietet mit dem Online Tool: ut.no/kart die perfekte Planungsmöglichkeit, mit einer riesigen Hülle an Informationen. Infos zu allen rund 550 DNT-Hütten, zu privaten Hütten, Hütten des Statskog, Wanderwegen inkl. Kilometerangaben, Tourentipps und vielem mehr! Für unterwegs besteht die Möglichkeit, Kartenausschnitte, sogenannte Kacheln, mit all den dazugehörigen Infos für den Offline Gebrauch runterzuladen. Somit ist es auch ohne Mobilfunkempfang möglich, mit dem Smartphone GPS und den Karten zu navigieren.
Hier lohnt es sich einfach mal reinzuschmöckern und vor sich hinzuträumen!
Auf der Hauptseite von ut.no, findet man zudem zig Tipps und Tourenvorschläge, sei es zum Wandern, Skilauf, Fahrrad oder Paddeltouren.
Spätestens nach dem Besuch der beiden Seiten (DNT + ut.no), werden sich viele Inspirationen gefunden haben um eine Reise vorzubereiten, oder einen vorgängigen Plan konkreter gemacht zu haben.
Hat man sich für eine, oder mehrere Regionen entschieden, dann lohnt es sich, einen Blick auf die Sektionsseite des jeweiligen Bezirks des DNT zu werfen: https://www.dnt.no/foreninger/
(Der DNT besteht aus einer Vielzahl an Sektionen, die über das ganze Land verteilt sind. Auch wenn die Grundregeln des DNT überall gleich sind, so haben viele Sektionen zum Teil unterschiedliche Zahlungsmodalitäten, Benutzungsvorschriften usw.)
Auf diesen Seiten findet man sehr wertvolle Infos über die Zustände von Wanderwegen, in Randzeiten, ob Sommerbrücken schon montiert sind oder auch schon demontiert, ob Hütten kurzzeitig ausgebucht oder geschlossen sind usw.
Mittlerweile existiert eine Bezahl-App für die DNT Hütten. Auf dieser App kann man bequem vor Ort, den Hüttennamen eingeben und den Besuch loggen. Auch entnommene Lebensmittel im Proviantraum können gelistet werden. Wenn es keinen Mobilfunkempfang gibt, so speichert man den Besuch ab und bezahlt bequem bei der nächsten Möglichkeit online.
Die APP findet man unter dem Namen: DNT Hyttebetaling in allen APP Stores!
Ebenfalls findet man in den App Stores die App für die digitale Mitgliedskarte DNT Medlem. Somit hat auch hier die plastifizierte Karte (die man gerne vergisst ;-)) ausgedient.
Eine weitere Möglichkeit, Online sowie Offline, Karten von Norwegen auf das Smartphone runterzuladen oder zu nutzen, ist die App Norgeskart und die dazugehörige Webseite. Diese Karten stammen vom staatlichen, norwegischen Karteninstitut und bieten noch etwas mehr Ansichten als jene auf ut.no. Für viele sicher wichtig, dass man hier auch die Satellitenbilder implementiert hat. Hinzu kommen auch detailliertere Zusätze wie Brücken oder sonstige Merkmale. Selbstverständlich sind auch hier wieder Kacheln downloadbar!
Verkehr und Transport
Flugzeug: Norwegen ist ein sehr langgezogenes Land mit weiten Landstrecken. Wer sich innerhalb Norwegens schnell fortbewegen will, der kommt nicht ums fliegen herum. Flüge sind relativ billig zu kriegen und können Online oder direkt am Flughafen, meist sogar noch kurz vor Abflug, gebucht werden. Viele Norweger brauchen die Shuttleflüge oft auch zur Arbeit, wie wir in kleineren Ländern den Bus oder die Bahn.
- SAS (Scandinavien Airlines)
- Norwegian
- Flyr (vormals Braathens)
- Wideroe
Gerade die Fluggesellschaft Wideroe, bedient mit ihren kleineren Turboprops zum Teil abgelegene Ortschaften. Und es ist oft der Fall, dass ein Wideroe Flug mehrere Flugplätze unterwegs abfliegt, bevor man am Ziel ankommt.
Eisenbahn: Das Eisenbahnnetz ist bis Fauske sehr gut ausgebaut und bringt den Wanderer auch an entlegene Startorte, wie zum Beispiel Finse in der Hardangervidda oder Orte entlang der Westküste. Ab Fauske operieren Busse weiter nordwärts. Und man staunt nicht schlecht, nördlicher als Fauske, in Narvik plötzlich doch noch auf einen Bahnhof zu treffen. Die Erzbahn von schwedischen Kiruna kommend, bringt das Eisenerz zur Schiffsverladestation in Narvik. Mehr Zug ist definitiv nicht mehr im Norden. Hingegen bringt uns diese Erzbahn zu absoluten Wanderhotspots im Narvikfjell (Katterat und Riksgränsen) und Abisko in Schweden (Kungsleden).
Die norwegische Bahngesellschaft (Neu VJ genannt und nicht mehr NSB). Verfügt über einen guten Service zu fairen Preisen. Mit Sicherheit eine Alternative zum fliegen, wenn man etwas mehr Zeit hat! Zusätzlich verfügt diese Gesellschaft nun auch über Fernbusse und sogar Taxis mit gleichem Namen. Auch hier ist eine App in allen Stores erhältlich!
Buss: Nein, Buss ist nicht ein Schreibfehler, sondern der norwegische Name für Bus. Und wenn man sich in Norwegen aufhält, sollte man sich sofort an den zweiten S gewöhnen, denn wer Online nach einem Busfahrplan sucht, wird ihn so schneller finden!
Hier unterscheidet man in drei Sparten. Die Überland- und Fernbusse, die Bezirksbusse und die Gemeinde- und Schulbusse.
Der grösste Anbieter ist im Moment immer noch Nor-Way Bussekspress. Die Busse verkehren auf den Hauptachsen und zwischen den grössten Städten täglich, z.T. mehrere Male. Mit VY ist mittlerweile ein starker Konkurrent aufgekommen, der praktisch das identische Streckennetz bedient. Beide Firmen bieten einen guten Service zu fairen Preisen und sind sicher eine Alternative zum fliegen, für mittlere bis längere Distanzen.
(Während VY über eine App verfügt, ist Nor-Way nur unter ihrer Webseite buchbar.)
Die Bezirksbusse verfügen mittlerweile praktisch alle über eine App und können einfach über diese gebucht werden. Bezirksbusse findet überall um grössere Städte herum, die das umliegende, zum Teil weiter entfernte Umland bedienen.
Nachdem Norwegen den öffentlichen Verkehr in den letzten zehn Jahren fast zu Tode gespart hat, hat mit der Energiewende und dem Klimawandel ein deutliches Umdenken stattgefunden. So sind viele Buslinien auf dem Lande wieder reaktiviert und ausgebaut worden. Wer einen Ortsnamen inkl. dem Wort „Buss“ in die Suchmaschine eingibt, wird nun meist fündig. Wer zudem nicht gerade in den norwegischen Schulferien unterwegs ist, kann zudem von vielen Buslinien in die entferntesten Orte und Siedlungen profitieren. Die öffentlichen Busse sind auch für den Schülertransport zuständig und so erweitert sich das Busnetz um viele Möglichkeiten. Solche Haltestellen sind aber meist nur einmal bis zweimal täglich und nur von Montag bis Freitag bedient.
ACHTUNG!
Im Internet finden sich noch tausende, uralte Fahrpläne die fast bis zu Napoleons Zeiten zurückreichen 😉 Leider werden diese bei einer Aktualisierung meist nicht gelöscht und darben vor sich hin. Dies kann zu bösen Überraschungen führen. Unbedingt das Gültigkeitsdatum kontrollieren!
Es kommt vor, dass bestimmte Haltestellen nicht täglich angefahren werden. Es macht Sinn, die Fahrer/innen vor der Abfahrt auf die Haltestelle anzusprechen.
Wenn möglich, sollte der Samstag nicht als Reisetag ausgewählt werden. Der Busverkehr kommt am Samstag in den Bezirken und Regionen praktisch zum erliegen, oder ist nur sehr spärlich. Samstag ist Ruhetag 😉
Wetter
Wer in Norwegen unterwegs ist, wird nicht um die Wetter App von YR.NO herumkommen.
Diese Webseite und App des meteorologischen Instituts Norwegens und des Medienhauses NRK, ist ein absolutes „must have“! Die Prognosen sind sehr zuverlässig, die Darstellung brillant und der Wetterdienst kann zudem Weltweit eingesetzt werden. (Die Prognosen für die Schweiz sind sehr gut!) Die sehr grosse Datenbasis und die feingliedrige Abdeckung von Messstationen, ermöglichen auch in abgelegensten Orten noch sehr gute Prognosen. Mein Favorit!
Als Ergänzung zur YR.NO App empfehle ich das schwedische Pendant von SMHI.
Die Prognosen von SMHI sind meist negativer als das wirkliche Wetter schlussendlich ist. (Wer also jeden Tag positiv überrascht werden will…..).
Die Prognostik für Norwegen ist nicht das gelbe vom Ei, dafür verfügt SMHI über ein sehr detailliertes Wetterradar, dass ganz Skandinavien umfasst. Die Zuverlässigkeit und die Darstellung ist meines Erachtens besser als bei YR.NO.
(Hier gibt es noch mehr Infos zum Thema Wetter)
Klima und Verhältnisse
Ein weiteres Planungstool, dass sehr viele Möglichkeiten anbietet ist seNorge.no
Auf den ersten Blick sieht zwar alles etwas kompliziert aus, doch ist die Webseite selbsterklärend. Diese Seite ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Wasser- und Energiedirektorat, Meteorologisches Institut und Kartverket Norwegens.
Auf der Karte können Unmengen an Informationen und Messdaten über die letzten Jahre abgerufen werden.
Dies sind zum Beispiel Schneehöhen zu einer bestimmten Zeit. Das Verhältnis der Schneehöhen zum Durchschnitt seit Messbeginn usw.
Ein sehr wichtiges Instrument kann auch der Wassergehalt des Bodens sein. Wer zum Beispiel in Mittelnorwegen im Gressamoenfjell oder Blåfjell wandern möchte, kann anhand der aktuellen Karte sehen, wie hoch der Wassergehalt des Bodens ist und wie hoch die Aufnahmefähigkeit noch sein dürfte. So kann zum Beispiel eine Wanderung durch sehr mooriges und sumpfiges Gebiet, schon im voraus umgeplant oder eben durchgeführt werden.
Ich habe mich in den letzten zehn Jahren sehr ausführlich mit dieser Webseite befasst, freue mich auch schon auf die neue Version, die jetzt schon als Beta Version erhältlich ist. Für die Planung in entlegene Gebiete mit einer etwas erhöhten Schwierigkeit im Gelände, ist dies ein sehr hilfreiches Instrument. Wer hierzu Fragen hat, oder Informationen zur Nutzung braucht, kann sich sehr gerne bei mir melden.
Fazit zu den Planungstools
Es gibt Unmengen an Möglichkeiten, nur wenige nützen wirklich etwas und die meisten Tools braucht Mann/Frau nicht für unterwegs!
Wer folgende Apps auf sein Smartphone lädt, der wird während der Wanderung genügend Informationen zur Verfügung haben:
Für Zuhause empfehle ich zusätzlich noch die folgenden Tools:
Und nun wünsche ich viel Spass beim planen und eine grosse Portion Vorfreude auf Norge!