Wow…..Abisko, kann es noch kaum glauben. Wie oft bin ich hier mit Auto oder Zug vorbeigefahren. Nie hätte ich jemals gedacht, hier mal aus dem Busch zu krabbeln und schon so viele Kilometer gelaufen zu sein. Mittlerweile habe ich die 1000 Km. auch schon wieder geschafft und es werden immer weniger bis zum Kap.
Nach dem Stop in der grossen Ritsem Herberge, war ich froh mal wieder vom Trubel loszukommen. Es ist mittlerweile nicht mehr so leicht, viele Leute um mich zu haben, die Stille der Natur prägt.
Von Ritsem bis zur Sitasjaurehütte führte eine Kiesstrasse der Kraftwerke. Die 22 Kilometer legte ich in nicht mal 4 Stunden zurück, ich glaub so langsam werd ich fit 😉 Wind war das vorherrschende Thema für die nächsten 2 Tage. Es bliess mich oftmals fast von der Strasse, aber wenigstens war es trocken aber bewölkt. Der Hüttenwart emping mich sehr herzlich, man sah ihm an dass er sich mal über einen Gast freute. Tote Hose auf den Hütten, das kühle Wetter vermiest wohl das ganze Sommergeschäft. Nun, ich hatte die grosse Hütte für mich alleine, hatte aber noch ein langes und interessantes Gespräch mit Leif, dem Hüttenwart, über norwegisch, schwedische Politik. Ein Thema dass mich die nächsten Tage noch oft verfolgen sollte.
Der Abend wurde richtig stürmisch, doch der Holzofen bollerte in der Hütte und ich hatte es gemütlich eingerichtet. In der Nacht schien es fast die Hütte fortzureissen, und ich dachte an das ältere schwedische Paar, welches 1 Km. von der Hütte weg am zelten war….naja, selber Schuld.
Der Morgen verhies zuerst nichts Gutes, doch mit einem Schlag riess es die Wolken auf. Ab in die Schuhe, und Richtung Hukejaurehütte welche auf knapp 900 Metern liegt. Die nächsten 2 Stunden erwartete mich ein grandioses Licht-,Schatten- und Wolkenspiel.
Auf diesem Fjell wurden an diesem Tag die Rentierkälber markiert. Mit 6000 Rentieren ist hier eine der grössten Sami-Familien ansässig. Überall fuhren Sami mit Motorfahrrädern und Quads herum, 2 Hubschrauber waren auch vor Ort, um die Tiere zusammenzutreiben. Doch das schlechte Wetter kam mit dem Sturm über die Berge herüber, so dass es nun waagerecht regnete und Windböen mit 60-80 Kmh. über mich hinwegfegten. Die Rentiere hatten sich mittlerweile in den Nebel der Berge verzogen, und das markieren wurde nun wohl abgeblasen. Mit grossen Schritten kam ich dem Pass auf 1000 Metern über Meer entgegen, von wo aus die Hütte in Sicht kam.
Ann und Lars, die Hüttenwarte, erwarteten mich schon mit einem heissen Blaubeertee. Ich war der erste heute auf der Hütte, doch es würden wohl noch einige vom Nahe gelegenen Kungsledenweg hier auftauchen. Jene welche nicht so lange Zeit haben für den ganzen Kungsleden, wählen oft das Sälkatal, um auf die Hukejaurehütte zu kommen, von wo aus man in 2 Tagen Ritsem erreicht. Von dort fährt ein Bus zurück in die Zivilisation nach Gällivare.
Jene welche nun eintrafen, erzählten denn auch wahre Horrorgeschichten vom Kungsleden. Total überlaufen, die Hütten bis unter das Dach gefühlt mit Wanderern und ein einziger Morast auf dem Weg. Nur gut hatte ich mich schon früher entschieden, dem Nordkalottleden nach Norwegen hinüber zu folgen, um dem Chaos am königlichen Trampelpfad zu entkommen. Lars war vor 2 Tagen gerade aus dieser Richtung gekommen und konnte mir noch ein paar gute Weg-Tipps geben. (Achja…er war 20 Jahre Sekretär des schwedischen Aussenministers). Der Weg zur Gautelishütte gilt als einer der schönsten Norwegens, wegen seiner Fauna und Flora.
Am Morgen dann Knallwetter!! Blauer Himmel und Windstill…habt Dank werter Thor und Odin für dieses Geschenk…
Die Flora war wegen dem, erst vor einer Woche, geschmolzenen Schnees, natürlich eher etwas spärlich. Doch die Tier- ,insbesondere Vogelwelt war sensationell. Schleierohreulen, Stein-, König- und Fischadler, viele verschiedene Falken….traumhaft schön!
Der Abend auf der Gautelishütte eine wahre Pracht…
Der nächste Tag sollte mich nun über den 1200 Meter hohen Pass zur Caihnavaggihütte bringen. Das Schneeproblem erwies sich wie erwartet, als kleines Problem. Trotzdem war Vorsicht angesagt, die dünne Schneedecke bedeckte viele tückische Blockfelder. Ein Misstritt hätte hier schlimme Folgen ! Das Wetter war mir wieder hold gesinnt, was für ein Glück !!
Der Pass war schnell überquert und dahinter hatte sich nun auch das schlechte Wetter versteckt. Über zwei Geländeterassen ging es hinab zur Caihnavaggihüte.
Hier war niemand zu sehen. Dafür eine sehr neue, sehr schnukkelige Hütte neben der Haupthütte. Super gemütlich und warm, konnte ich den Aufzug der Kaltfront draussen beobachten.
Am Morgen konnte ich mich kaum lösen von der tollen Hütte. Draussen war es kalt, neblig und es regnete. Doch die Cunojavrihütte lag nur 15 Km. entfernt und war wieder auf 600 Höhenmetern. Das sollte doch leicht zu schaffen sein…dachte ich ! Doch es goss wie aus Kübeln, das Wasser stand knöcheltief im Fjell und mehrere reissende Bäche mussten überquert und gewatet werden.
Nach 5 Stunden Kampf mit dem Wasser stand ich dann vor den Cunojavrihütten, d.h. vor einer offenen, einer verschlossenen und einer noch qualmenden ! Die alte Hütte hatten die Leute von DNT Narvik freundlicherweise während der Hochsaison abgefackelt um eine neue zu bauen, die Sicherungshütte welche im Notfall zur Verfügung stehen sollte, war verriegelt, und in der offenen waren 6 Betten und 18 Leute !!! Nach diesem anstrengenden Tag war mein Hals doch ziemlich dick, als ich das sah. Was denken sich diese Leute bloss …..? Ich stärkte mich zuerst mal kräftig und entschied dann, meinen Platz nicht zu beanspruchen und weiter in die 2 Stunden entfernte, schwedische Hütte Unna Allakas zu gehen. ( Die Regel in den Hütten gibt vor, wer schon eine Nacht in der Hütte verbracht hat, muss dem Neuankömmling das Bett überlassen und notfalls am Boden schlafen. Und hier waren schon fast alle eine Nacht in der Hütte ).
Die Wegmarkierung nach Unna Allakas konnte man dann getrost als Witz ansehen….mittlerweile hatte ich einen Hals wie eine Kragenechse… dieser Weg führte die Wanderer direkt an einen gefährlich reissenden Bach, obwohl weiter oben eine Brücke war. In der Cunojavrihütte aber ein Hinweis, die Brücke soll nicht gebraucht werden ???
Naja, meine Wut liess mich die Strecke dann wenigstens in gerade mal einer Stunde zurücklegen. Der schwedische Hüttenwart ( Abgeordneter im schwedischen Reichstag !! ) Steinar begrüsste mich sehr freundlich und wies mir ein Bett zu. Die Hütte war ziemlich voll, es waren aber gute und nette Leute hier und Steinar hatte…. einen KIOSK ! 🙂 Nach 4 Büchsen Bier war dann auch mein Hals wieder normal dick 😉
Tags darauf ging es nun nach Abiskojaure, wo auch der Kungsleden vorbeiführt.
Abiskojaure war propenvoll mit Kungsledenwanderer….ein Alptraum. Aber es war ja nur eine Nacht, und viele Leute aus Unna Allakas waren auch wieder hier, es war auszuhalten.
Am Samstag dann noch die 14 Kilometer dem viel begangenen Kungsleden entlang nach Abisko, ein Pflichteil…
Was für ein Schwedenteil meiner NPL Wanderung ! Hätte wohl kaum vielfältiger sein können.
Heute Sonntag ist nun Ruhetag, d.h. waschen, einkaufen, reinigen und ESSEN.
Am Montag geht es dann zur Grenze, und damit verlasse ich Schweden für diese Tour. Durch den norwegischen Øvre Dividal National Park, führt mein Weg in rund 10 Tagen ins finnische Kilpisjärvi, wo mein 5. und letztes Depotpaket auf mich wartet. Drei Tage Finnland und die norwegische Tundra folgen dann bis nach Alta.
Mein Zeitplan ist immer noch sehr gut, und weist immer noch 5 Tage Vorsprung auf. Im Dividalen National Park hoffe ich nun meinen Freund Henning zu treffen, welcher mir vor 5 Tagen, mein 4. Depotpaket hier in Abisko deponiert hat. Mal schauen ob das klappt 🙂
So, ein langer Bericht für dieses Mal, und das nächste Mal dann wahrscheinlich aus Kilpisjärvi….üxi,gaxi,golme….. oder so 😉
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