Phantastisch, faszinierend, beeindruckend, sprachlos….. die Woche der Superlativen. So kurz kann ich die letzten Tage zusammenfassen !
Ich bin nun im finnischen Kilpisjärvi angekommen, wo mein letztes Depot auf mich gewartet hat. Ich bin froh, hat der Nachschub so perfekt geklappt. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten 🙂
War die Tour am Anfang z.T. sehr beschwerlich durch die Verhältnisse, so meinen es die Umwelt- und Wettergötter nun sehr gut mit mir. Perfekte Verhältnisse wo ich auch hinsehe. Zwar sehr wenige wirklich „blaue Tage“ , aber Regen nur am Abend auf den Hütten und am Tag herrliche Licht- und Schattenspiele von Sonne und Wolken. Schnee ist kein Thema mehr…. kann gut damit leben, ist okay, macht nix, ist gut so….. yeeehaaa!!!!
Von der Altevasshütte ging es zuerst Richtung Gaskasshütte. Die Distanz relativ kurz mit 12 Kilometern. Daher wird diese Hütte meist übersprungen. Doch es war nicht mein Tag. Keine Energie, erschöpft und ich kam kaum vorwärts. Die Etappe am Tag zuvor lang, und dann zuwenig gegessen….das war die Konsequenz. Nun, ich entschied mich, obwohl noch nicht Mittag, in der wunderschönen Gaskasshütte zu bleiben. Ich hatte ja mehr als genug Zeit dafür und Leute sind kaum unterwegs, somit hat es mehr als genug Platz.
Am Nachmittag traf dann Lisa aus Nürnberg ein, und ein junges belgisches Berufsmusikerpaar teilte mit uns die Hütte. Essen, Trinken, gute Unterhaltungen und ein Spielabend….Batterie wieder voll.
Wenn man unterwegs ist und eine bestimmte Strecke abläuft, kann es vorkommen, oft auf den Hütten die selben Leute über Tage wiederzutreffen. Wenn man alleine ist, zu den gleichen Tageszeiten unterwegs ist, und auch noch das gleiche Marschtempo hat, kann es dann schon mal zu Laufgemeinschaften kommen, die auch ohne Absprache entstehen. So war es auch mit Lisa. Sie war seit Anfangs Juli auf dem Nordkalottleden nach Kilpisjärvi unterwegs. Die „Parameter“ stimmten und so waren wir von nun an gemeinsam auf dem Weg.
Zuerst liefen wir zur Vuomahütte. Durch weite und enge Trogtäler hinauf ins karge Fjell. Viele Rentiere säumten den Pfad und ein Wolkenspiel begleiteten unseren Weg zur Hütte.
In der Vuomahütte trafen wir dann auf einen hageren, grossen 61 jährigen Norweger von den Vesterålen Inseln. Osbjörn war begeisteter Fischer und auch auf dem Weg nach Norden. Er würde uns in den nächsten Tagen immer wieder auf den Hütten über den Weg laufen. Die Vuomahütten sind die ältesten in diesem Gebiet, aber die bereit gestellten Holzpaletten schienen einen Neubau anzukündigen. Trotzdem war es sehr gemütlich, und die Erholung kam nicht zu kurz.
Von der Vuomahütte, die sich nun schon im Øvre Dividalen National Park befand, liefen wir weiter ins Dividalen hinunter. Eine von Osbjörn empfohlene Abkürzung nach der Vuomahütte, ersparte uns viele Kilometer, aber dafür Mücken in einer Überdosis. Etappenweise könen die Biester schon sehr lästig sein, aber die Menge hält sich wohl in Grenzen dieses Jahr.
Die Landschaft änderte sich nun dramatisch. Vom kargen Grasland, über lichten Birkenwald und Moränenlandschaft hinunter in den nördlichsten Urwald der Welt. Wer in Norwegen hofft Bären zu sehen, wäre hier nun goldrichtig. Das Dividalen zählt die höchste Bärendichte Norwegens, aber eben….Meister Petz ist schüchtern…zum Glück 😉
Nach dem dichten Wald ein kurzer, heftiger Aufstieg zu den Dividalshütten, und dann ein Ausblick der einem den Atem verschlägt.
Die Hütten ein Bjoux. Osbjörn empfahl uns die neurenovierte, kleine Hütte zu nehmen…
Machten wir, den ich hatte ja noch einen Ruhetag eingebaut, den mein Freund Henning sollte ja nun, von Süden her kommend, zu mir stossen. Lisa entschied sich auch hier zu bleiben, den der Wetterbericht hatte schon vor Tagen ein Schlechtwettertag angekündigt.
Und tatsächlich, am nächsten Tag stand er zur Frühstückszeit vor der Türe. Was für eine Freude für mich, dass es nun 2015 doch noch geklappt hat.
Ein gemütlicher, erholsamer und lustiger Tag war es auf der Hütte.
Tags darauf verabschiedeten wir uns von Henning, der nun nach Abisko zurückkehrte. Wir überliessen Osbjörn, der am Abend eintraf, seinem reichlichen Frühstück und machten uns auf den langen Weg zur Dærtahütte. Diese Hütte wurde uns schon seit langem als das „Nonplusultra“ angepriesen. Übernachtung und Aufenthalt=Pflicht!
Doch zuerst stiegen wir anstrengende 600 Höhenmeter steil hinauf zu den Jerta Bergen. Dort führte die Strecke über ein Fjell, hinunter ins Grasland, wo es dann gemächlich zu der Dærtahütte ging.
Zur „Hütte“ braucht es wohl keinen Kommentar…. ( Übernachtung = 18.- !!! )
Der Weiterweg am nächsten Tag ins Rostadalen zur Rostahütte, konnte dann kaum abwechslungsreicher sein. Hoch auf ein steiniges Plateau und hinunter in ein grünes Flusstal…
Der Blick hinüber zur möglichen, nächsten Etappe ins Isdalen und zur Gappohütte war atemberaubend. Doch zuerst galt es den Wetterbericht in der Rostahütte (einzige Hütte mit Empfang in diesem Gebiet) abzuchecken. Von hier gibt es 2 Möglichkeiten zum Dreiländerpunkt Treryksrøysa zu gelangen. Die schwedische, eher flache Strecke zur Pältsahütte, oder ins Gebirge zur Gappohütte. Osbjörn empfahl uns auf alle Fälle die gebirgige Etappe zu nehmen. So auch mein Plan, wenn das Wetter gut sein sollte.
Es sollte…..zumindest bis am frühen Abend. Und es lohnte sich, und wie !!
Die paar dunklen Wolken zwischen dem Sonnenschein, unterstrichen die gewaltige Dramaturgie der Landschaft.
Ein kurzer Spickel Schweden auf der Strecke, verleitete dazu, mit einer Pobacke schwedisch, und mit einer norwegisch Mittag zu essen 😉
Mittlerweile hatte der Wind schon fast Sturmstärke erreicht, als wir in der Gappohütte eintrafen. Mit drei Norwegern, einem Schweden und natürlich….Osbjörn, genossen wir die warme, gemütliche Hütte, während draussen ein veritabler Sturm über die Hütte rauschte.
Aber wie bestellt…. der nächste Morgen war dann ruhig und zum Teil sogar wieder sonnig. Wir verabschiedeten uns von Osbjörn, welcher ein paar Tage in Gappo blieb und zum fischen ging. Er hatte uns viele Geschichten erzählt, und war uns schon fast ans Herz gewachsen 😉
Die nächste Etappe wurde dann wieder ein kleiner Höhepunkt für mich, führte sie doch über das Dreiländereck Treryksrøysa. Hier haben Finnland, Schweden und Norwegen einen gemeinsammen Grenzpunkt. Ein Muss für einen NPL Läufer hier vorbeizukommen.
Und nun im finnischen Kilpisjärvi. Besonderheit hier, für drei Tage heisst es Uhren eine Stunde vorzustellen, Finnland lebt nach russischen Uhren 😉
Abisko-Kilpisjärvi…. ein absolutes Highlight auf meiner Tour, 10 sensationelle Tage !
Wie weiter ? Die Tour 2015 ist für mich schon jetzt ein totaler Erfolg. Alles was jetzt kommt, ist für mich schon quasi eine Zugabe. Ich werde Ende August am Nordkap stehen, das ist mein Ziel und das werde ich auch erreichen. Das „Wie“ hat momentan noch viele Fragezeichen.
Die nächsten drei Tage werde ich durch Finnland, wieder an die norwegische Grenze gehen. Der sogenannte Halti-Highway ( benannt nach dem Weg zum höchsten finnischen „Berg“ Halti ), ist zur Zeit total überlaufen. Den es gehört fast zur Pflicht für Finnen, diesen Berg bestiegen zu haben. Danach folgt für mich die letzte norwegische Hütte im Reisadalen. Die Nedrefosshütte wird in diesen Tagen von Mette Marit und Prinz Håkon besucht. Ich hoffe hier herumzukommen, könnte grossen Trubel geben. ( Der Fluss Reisa beherbergt die grössten Lachse in Norwegen und Håkon ist begeisteter Fischer.) Danach folgt die Königsetappe über das Nábárplateau. In 3-4 Tagen nach Alta hoch. Auf diesem Plateau gibt es keine Wege und keine grossen Orientierungsmöglichkeiten. Die Wetterverhältnisse müssen stimmen !
Und…..die Langzeitvorhersage ist absolut perfekt ! Ein grosses, starkes Hoch mit praktisch Null Wind wartet auf mich. Die Zuverlässigkeit der Vorhersage im flachen Land hier oben ist erstaunlich gut. Ich hoffe das wird was 🙂
Nach Alta folgen dann 240 Kilometer, hauptsächlich Strasse, bis ans Nordkap. Ein grosses Fragezeichen für mich, hier werde ich mit Sicherheit noch Alternativen anschauen. Der 6 Kilometer lange Nordkaptunnel unter dem Meer, wird nicht gangbar sein. Bis Ende August ist hier Hochsaison mit sehr viel Verkehr. Die Passage wäre zu gefährlich, auch wegen der extrem hohen Stickstoffbelastung der Autos.
Aber das werde ich dann in Alta, in etwa 8 – 9 Tagen klären. Heute heisst es erst Mal waschen, essen und Ruhetag.
Lisa wird von hier in den Süden Schwedens reisen und dort inmitten Heidelbeeren, so hoff ich für sie, ( nachdem es hier im Norden dieses Jahr keine Beeren gibt!!! ) weiterwandern, und auch den nun späten Sommer geniessen können.
Es hat mich riesig gefreut mit ihr zu laufen und es hat Spass gemacht 🙂
God tur vidre Lisa…
Und wir, Norgi und ich, melden uns dann hoffentlich bald….aus Alta.
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