TreNTur 2017
Die Planung:
“ Und jetzt, nach Norge på langs, was ist Dein neuer Plan ? Welches Land durchquerst Du nächstes Jahr ? “ Wie oft habe ich diese Frage wohl in den letzten Monaten gehört, gerade im Zusammenhang mit meinen Live Reportagen und den veröffentlichten Reiseberichten. Und wie oft habe ich darauf geantwortet, dass da gar nichts geplant ist und für mich immer klar war, dass ich nun nicht immer grössere und längere Touren planen werde. Wohl kaum jemand hat mir das je geglaubt und meine Antworten wurden zu 99% immer mit einem Lächeln quittiert. Nun, irgendwie hatten beide Recht ! Es ist nach dieser wunderbaren Erfahrung Norge på langs in keinster Weise meine Absicht gewesen in Zukunft weitere solche Touren zu machen, aber es ist auch klar, dass ich danach nicht einfach Zuhause sitzen und meine Füsse hochlagern werde.
Ich habe das unwahrscheinliche Glück, inmitten eines Paradieses zu leben, dass sich in Nachbarschaft eines UNESCO Welterbes befindet und wo ich mich in jeder freien Minute aufhalten kann. Zum anderen habe ich bis heute über 80 Länder dieser Welt bereist und kann mich wohl zurecht als Globetrotter bezeichnen. Eine Fernwanderung wie Norge på langs erfolgreich und mit so vielen unglaublichen Eindrücken absolvieren zu können, hat meine kühnsten Träume erfüllt. Doch dieses „Friluftsliv“ oder „Turglede“ wie die Nordländer gerne dem „Draussen sein“ sagen, hat auch mich gepackt, viel mehr als die in dieser Szene oft überbordende Leistungssucht nach immer mehr, noch länger und noch tollkühner. Schon während und vor allem nach der Tour war für mich klar, dass es viele Orte im Norden gibt, an welche ich zurückkehren möchte. Ich habe mich auch dazu entschieden, jedes Jahr zusätzlich Zeit neben meinen Ferien, für eine längere Wanderung oder eben das „Friluftsliv“ zu nehmen.
Und jetzt ist es also soweit. Nach einer Pause 2016 ist nun für 2017 ein wieder etwas grösseres Ding angesagt. Während sich der Süden Norwegens auch mal für kürzere Touren eignet, ist der hohe Norden doch eher für längere Unternehmungen prädestiniert. Schon nur die längere Anreise und die sich oft in tagelanger Einsammkeit befindlichen Landschaften, benötigen etwas mehr Zeit. Nachdem ich 2015 meine Norge på langs Tour beendet habe und so noch bestens für eine längere Tour vorbereitet und ausgerüstet bin, liegt es Nahe, auch gleich eine längere Reise anzuhängen.
TreNTur / 2017
Der Name TreNTur / 2017 steht für die drei (Tre) N in der Tour (Tur) 2017. Als ich 2015 über viele Kilometer dem Nordkalottleden gefolgt bin, war mir klar, hier will ich unbedingt zurückkommen. Die Faszination dieses Teils von Skandinavien, lässt mich bis heute keinen Tag los.
So steht also das 1. N für………
NORDKALOTTLEDEN ( Norwegisch Nordkalottruta ) Es wäre ja nun planerisch einfach gewesen, den bestehenden Nordkalottleden zu erwandern. Doch so ganz einfach ist das nun auch wieder nicht und hat mich auch nicht ganz zufrieden gestellt. Der 1993 von den Königshäusern Schwedens, Norwegens und der finnischen Regierung pompös eingeweihte 800 Kilometer lange Fernwanderweg, besteht vorwiegend aus schon bestehenden Wanderwegteilen, wie zum Beispiel dem Padjelantaleden, Kungsleden oder der Nordlandsruta. Wie Peter Bickel in seinem hervorragenden Buch : Nordskandinavien / Der Wanderführer auch schon erwähnt hat, braucht es nicht viel Fantasie um erkennen zu können, dass es hier bei der Eröffnung auch darum ging, abgelegene Gebiete und Hütten etwas mehr Publizität zu geben. Was sich schliesslich auch erfolgreich bestätigte. Doch der grosse Andrang ist bis heute ausgeblieben (zum Glück !), denn bis heute ist es nicht möglich die Tour als reine Hüttentour zu absolvieren. Teile des Wegs am See Akkajaure, sowie dem Reisadalen haben heute keine oder nur private Hütten.

Von der finnischen Regierung und den Königshäusern Schwedens und Norwegens unterschriebener Eröffnungsstein am Treriksrøysa in Kilpisjärvi / Finnland
Schon der südliche Start- / Zielort ist zweigeteilt. Entweder man startet im schwedischen Kvikkjokk oder im norwegischen Sulitjelma, bevor sich die beiden Wege in Staddajåkkå treffen. ( In Kvikkjokk beginnt der Padjelantaleden ). Nun wollte man wohl die Norweger nicht vor den Kopf stossen und so machte man kurzerhand noch einen zweiten Startort in Sulitjelma. Für mich wird der Startort meiner TreNTur / 2017 Sulitjelma sein. Dies aus zwei Gründen. Zum einen möchte ich die Gegend nach Sulitjelma, im Soriusgebirge mal auch im Sommerkleid sehen. Ich hatte 2015 hier ja das Vergnügen im August im tiefsten Winter rumzulatschen….. und zum anderen, möchte ich eine kleine Tagestour zum Blåmannsisen Gletscher wagen, wo ich auch noch etwas für das Jahr 2018 rekognoszieren möchte 😉
Das 2. N steht dann für…..
NORDLANDSRUTA Der wohl unbekannteste Fernwanderweg in Skandinavien, welcher sich etwas über 500 Kilometer, vom nördlichen Børgefjell bis hoch ins Narvikfjell erstreckt. Während der Nordkalottleden, nach der westlichen Umrundung des Akkajaure, östlich in den Kungsleden mündet und ihm dort bis nach Abisko folgt, führt die Nordlandsruta tief in das Narvikfjell hinein. Die Nordlandsruta endet an der kleinen Bahnstation Katterat, an der Zugslinie Narvik – Kiruna. Ich wähle nach 2015 zum erneuten Male die Route über das Narvikfjell und werde den Kungsleden / Nordkalottleden auslassen. Hier ist sicher der Beweis dafür, dass man 1993 den STF Hütten am Kungsleden wirtschaftlichen Auftrieb durch die zusätzliche Streckenführung des Nordkalottledens erbringen wollte. Völlig unverständlich, dass man die wunderschöne Streckenführung der Nordlandsruta durch das Narvikfjell ausser Acht lies. Die Nordlandsruta bringt mich also dann bis nach Abisko hoch. Die Strecke Katterat – Abisko werde ich mit dem Zug zurücklegen, um in Abisko das Depot und Proviant aufzunehmen.
Und zum Schluss steht das 3. N für……..
NÁBÁR Nábár steht nicht für einen Weg wie die ersten zwei N, sondern für eine Gegend. Der Nordkalottleden wird mich vom schwedischen Abisko über das finnische Kilpisjärvi bis ins norwegische Reisadalen führen. Im Reisadalen befindet sich eine Hütte des DNT, Nedrefosshytta. Von dieser Hütte würde der Nordkalottleden nun in drei Tagen nach Kautokeino, dem Ziel / Startort des Nordkalottledens führen. Falls es die Verhältnisse und das Wetter erlauben, plane ich hier aber nochmals nordwärts über die Hochebene Nábár nach Alta zu gelangen. Dies wäre dann quasi auch das Supplement oder das Dessert der ganzen Tour.
Ich bin mir aber bewusst, dass ich mit 100% Sicherheit nicht nochmals die gleichen, perfekten Verhältnisse zwischen Kilpisjärvi und Alta antreffen werde wie 2015. Diese waren so unglaublich perfekt, dass ich mitnichten an eine Wiederholung solcher Bedingungen glaube. Das Positive, ich kann bei ungünstigen Verhältnissen mit einem Augenzwinkern nach Kautokeino wandern, ich weiss ja wie es sein könnte. Das Negative, ich würde bei einer Absage ans Nábár schon etwas wehmütig sein, ich weiss ja auch wie es eben sein könnte!
Die TreNTur / 2017 wird also eine etwas zusammengeschusterte Fernwanderung geben, welche mir aber unterwegs einige Freiheiten gibt. Nebst den drei N in der Tour, sticht sicher auch der mehrtägige, weglose Teil zwischen der schwedischen STF Hütte Kutjaure und der norwegischen DNT Hütte Røysvatn ins Auge ( ersichtlich in der angefügten Google Maps Karte ). Dieser Teil des nördlichen Padjelantas um das Gebiet des Stibok, wird mit Sicherheit eine spezielle Herausforderung, auf die ich mich ganz speziell freue.
Der ungefähr errechnete Zeitrahmen für die rund 650 – 700 Kilometer liegt bei c.a. 30 Tagen. Die Rückreise bleibt aber offen, um alle Eventualitäten miteinrechnen zu können. Start ist Anfangs August vorgesehen, um das mehrheitlich stabile Wetter auf diesen Breitengraden ausnützen zu können. Informationen zur Ausrüstung gibt es hier ! Sie wird grundlegend die gleiche sein wie auf Norge på langs.
Die Tour:
Und zweitens kommt es anders als man denkt! Dieser Satz könnte kaum zutreffender auf meine TreNTur sein und widerspiegelt das ganze „Unternehmen“. Doch alles der Reihe nach…
Schon den ganzen Frühling und den Frühsommer beobachtete ich die Geschehnisse in Nord Norge. Wo hatte sich der Sommer wohl versteckt und warum wollte der Winter nicht aufhören? Schnee, Schnee und nochmals Schnee behinderte gerade jene stark, welche von Norden kommend auf Norge på langs waren und jene, welche sich an den südwärts ziehenden Nordkalotleden machten. Und wenn es nicht Schnee war, dann das daraus resultierende Wasser. Schon früh schwante mir, dass ich wohl auch 2017 ein paar Änderungen unterwegs einplanen musste. Doch, mal unter uns gesagt, ich konnte eigentlich kaum damit rechnen, dass es solche Top Verhältnisse geben würde, damit ich diese Tour wirklich nach Plan laufen konnte. Es wäre wohl Weihnachten, Pfingsten und Geburtstag auf`s Mal gewesen, wenn dass so funktioniert hätte, doch der Glauben versetzt Berge und so liess ich mich überraschen.

Und ab geht`s…
So sitze ich am 31.Juli im Flugzeug nach Oslo und anschliessend nach Bodø, wo ich eine Nacht bleibe, bevor mich der Bus nach Sulitjelma bringen wird.
Während ich genüsslich an meinem letzten Steak mit einem kühlen Bier sitze (bevor mich die Tütennahrung mit warmem Tee einholt), rattert plötzlich mein Handy. Was für eine Überraschung, Freddy, ein guter Bekannter aus alten Tagen in meinem Wohnort in der Schweiz, meldet sich. Der gebürtige Norweger ist nach der Pension wieder in seine Heimat zurückgekehrt und die ist…..welch Zufall… (für norwegische Verhältnisse) gleich um die Ecke. Er bietet sich an, mich morgen von Fauske nach Sulitjelma zu bringen, was für ein Geschenk!
Und so sitze ich am Morgen bei Freddy im Auto und werde fürstlich nach Sulitjelma gekarrt. Ich frage ihn, ob es möglich wär, mich gleich hoch zur Ny Sulitjelma Hütte des DNT zu fahren, denn der Anstieg vom Dorf hoch zur Hütte, ist mir noch immer aus NPL Zeiten als Graus in Erinnerung. Mein Rucksack ist für vierzehn Tage mit Proviant beladen und wiegt gut und gerne an die dreissig Kilo….. das muss nicht sein mit hochlaufen
Dienstag 1.August
Das Wetter am 1. August, dem Nationalfeiertag der Schweiz, ist grau und trüb. Während der Fahrt nach Sulis hat es nur einmal runtergelassen und dass erst noch in Bindfäden. Ich ahne schon auf der Hütte beim heissen Kaffee, dass wird wohl eine extrem nasse Angelegenheit zu Beginn der Tour. Nachdem Freddy sich auf den Heimweg gemacht hat, warte ich noch fast zwei Stunden und quassle etwas mit ein paar Schweden, die von Piskehaure nach Sulitjelma gelaufen sind. Doch die gewitterartigen Niederschläge hören nicht auf und Aufhellungen sind auf dem Radarbild auch nirgends zu sehen. So mache ich mich alsbald auf und packe mich gehörig ein, um den Wassermassen draussen zu trotzen.

Freddy…. mein Held! Tusen takk 🙂
Ich lasse mir nichts anmerken und stampfe dann mal los. Trotz dem grossen Wehklagen über den vielen Schnee auf den Internetportalen, bin ich erstaunt, dass es hier weit weniger Schnee hat als 2015. So komme ich relativ zügig auf die erste Geländeterrasse am Storelvvatnan. Schon eigenartig hier so über die Steinfelder zu laufen, wo ich 2015 noch über weite Schneefelder gerutscht bin. Den ganzen Tag schon habe ich aber an etwas anderes gedacht, was mir bei den heftigen Regenfällen etwas Sorgen macht. Der Zufluss des Sees war schon vor zwei Jahren ein Ding zum waten und jetzt wird das Wasser mit Sicherheit nicht weniger sein.

Blick zurück zu den Ny Sulitjelma Hütte
Schon bald sehe ich die Bescherung vor mir. Die Furt des DNT Wanderwegs liegt über einen halben Meter tief im Wasser und so bleibt mir nichts anderes übrig, als das Gewässer weiträumig zu überqueren. Da der Bach in mehrere einzelne Bäche verzweigt ist, ist es möglich das waten auf mehrere Stellen zu erweitern. Doch beim letzten, grossen Ast des Baches, müssen die Schuhe runter! Fünfzig Meter durch Eiswasser bei strömendem Regen und Kälte, das belebt die Füsse ungemein 🙂

Storelvvatnan
Mit durchgefrorenen Füssen, haste ich die nächste Geländeterrasse hinauf und blicke etwas stolz zurück “ hähhh, Du hast mich nicht gekriegt, Du Bach Du “ ! Drei entgegenkommende Schweden weisen mich noch auf einen weiteren Bach hin, welcher ziemlich viel Wasser hat und ich weiss auch schon wo.

Småsoriosvatnan im Eis
Als ich den Pass auf gut 1000 Höhenmeter endlich erreiche, stehe ich nun definitiv im Schnee. Ich mache eine kleine Pause bei jenem Stein, auf welchem ich 2015 herrlich in der Sonne gefläzt habe. Mein Blick geht dieses Jahr aber weit über die Eisfelder des Småsoriosvatnan ohne Anzeichen von blauem Himmel. Es giesst und giesst und will nicht eine Minute aufhören, die Schauer haben sogar noch an Stärke zugenommen. Kurz nachdem ich den See erreiche, sehe ich auch schon den zu querenden Bach. „Öha…. da ist tatsächlich einiges Wasser drin“ denke ich, aber es macht mir der Anschein, dass ich den Bachlauf in Schuhen waten kann. Und nun folgt die grandiose Leistung eines unüberlegten Handelns! Ich bin ein absoluter Fan von meinen Gore Tex Gamaschen und wenn es nur schon den Anschein macht nass zu werden, ziehe ich diese über. So sind kleinere Bäche bis zu dreissig Zentimeter tiefem Wasser problemlos in Schuhen zu waten, ohne nasse Füsse zu kriegen. Ich also rein ins Wasser und knapp in der Hälfte, spüre ich auch schon den erfrischenden Wassereinlauf über meine Schuhkante!! “ Was zum Teufel???“ und bevor ich irgend etwas sagen oder fluchen kann, erinnere ich mich noch ans packen heute morgen und weiss nun….. meine Gamaschen liegen schön zusammengefaltet in der Deckeltasche meines Rucksacks am trockenen! „Oh Mann“ und schnell haste ich über den Bach und geniesse nun das saftige Knatschen meiner mit Wasser gefüllten Schuhe. Schuhe weg, Wasser raus, Schuhe an und jetzt zum ultimativen Dauerlauf, in die etwa eine Stunde entfernte DNT Hütte Sorius.

Soriushütte DNT
Kurz vor der Hütte, treffe ich auf die neu erstellte Brücke des DNT`s, welche aber inmitten des hochgehenden Bachs steht und so entscheide ich mich, im Alpinstil die daneben liegende, zehn Meter hohe Schneewechte abzusteigen. Mit Freude stelle ich fest, dass schon jemand in der Hütte ist und dann wohl schon gehörig eingeheizt hat. Ich treffe auf zwei ziemlich erstaunte Gesichter. Die haben wohl beide nicht gedacht, dass bei dem Schmuddelwetter noch jemand kommt. Ein junger Schweizer und Matthias, ein Deutscher Norge på langs Läufer, haben sich schon gemütlich an der Wärme eingenistet. Nicht schlecht staunt Matthias, dass da plötzlich ich zur Türe reinkomme und mich als Martin aus der Schweiz vorstelle, der auch schon Norge på langs gelaufen ist. „Aber nicht der Martin von http://www.norgepalangs2013.com?“ fragt mich Matthias erstaunt. Doch, genau der bin ich und ich staune noch mehr, als er mir eröffnet, dass ich und Simon (simonpatur.de) Schuld daran seien, dass er hier auf dieser Tour sei. Die Berichte haben ihn so in den Bann gezogen, dass er es selber versuchen wollte und nun hier in der Soriushütte sitzt. Seine Erzählungen zu seinem Weg, erinnern mich ganz stark an meinen 2013. Viel Strasse, viel Asphalt und immer wieder umplanen der Tour. 2017 scheint definitiv auch kein Jahr für Norge på langs zu sein, der Sommer in Norwegen ist eine einzige Katastrophe. Was für ein Omen für meine Tour!!

Endlich lässt der Regen nach…
Mittwoch 2.August
Nach einem reichhaltigen Frühstück, schwinge ich meinen schweren Rucksack auf den Rücken und mache mich auf den Weg Richtung Schweden. Matthias ist schon etwas vor mir gegangen und wird heute wahrscheinlich auch zur Staddajåkkå Sami Hüte gehen. Ich glaube nicht an Zufälle, doch es ist schon erstaunlich, wie sich die Verhältnisse zu 2015 ähneln. Da laufe ich auf dem norwegischen Teil noch in knöcheltiefem Schnee bei vielen Wolken und kaum komme ich an die schwedische Grenze……paff…..kein Schnee mehr und Sonnenschein. 2015 ist mir das bei jedem!! Grenzübertritt zu Schweden passiert!

Morgenstimmung am Bajep Sårjåsjávrre

Blick über den Vuolep Sårjåsjávrre

Hohe Pegelstände an den Seen
Also ärgern tue ich mich sicher nicht ab dieser Tatsache, im Gegenteil, die Sonne ist herzlich willkommen. Nach dem Grenzübertritt, stehe ich gleichzeitig auch am Eingang des Padjelanta National Parks und des UNESCO World Heritage Laponia. Die von ein paar Wanderern angesprochene Mückenplage dieses Jahr, scheint vom Wind verblasen zu werden, dafür steht das Wasser hier dem See entlang knöcheltief. Doch bei Sonne ist selbst dieses Übel gut zu ertragen.

Hängebrücke an der Grenze, im linken Hintergrund der Suliskongen 1907 MüM

Laponia und Padjelanta Eingang
Das Wetter wird immer besser und so kann ich den Tag aus vollen Zügen geniessen. Allerdings stelle ich fest, relativ schnell in den Norge på langs „Tourstress“ von 2015 zu kommen. Im Kopf beginnt es schon zu rechnen und zu planen, dabei habe ich alle Zeit der Welt und muss mich „zwingen“ einen Gang rauszunehmen. Als ich ans Ende des Sees komme wo die vierplätzige STF Hütte Sårjåsjaurestugan steht, knalle ich mich in die Sonne und koche mir zuerst mal eine leckere Nudelsuppe und schlafe ein Stündchen. Fast drei Stunden ruhe ich mich an diesem wunderschönen Platz aus, bevor ich den Abstieg ins Staddajåkkå – Becken in Angriff nehme.

Die Eisschicht wird dünner auf dem See

Sumpf und Matsch pur auf dem Weg zur Sårjåsjaurestugan Hütte

Sårjåsjaurestugan STF

Genuss pur!

Der gewaltige Ausfluss des Vuolep Sårjåsjávrre

Schweden hat 2016 neue Tafeln und Wegweiser kreiert (die Distanzangaben stimmen fast nirgends!)

Blick ins Staddajåkkå – Becken

Die Sami Hütten von Staddajåkkå, was für ein perfekter Ort um zu bleiben!

„Mein“ Haus beim Hausberg Jiegnáffo (Winterhütte)

Abendstimmung am Gáhpesluoppal
Als ich bei den Staddajåkkå Hütten der Sami Verwaltung ankomme, ist die holländische Hüttenwartin gerade dabei zu packen. Sie hat nun fünf Wochen den Hüttendienst versehen und fliegt morgen mit dem Hubschrauber nach Kvikkjokk zurück. Es ist nicht viel los und sie überlässt mir die Wahl der Hütte. Als sie anmerkt dass in der Winterhütte ein junger Deutscher sei, ist mir alsbald klar um wenn es sich handelt und so geselle ich mich für die Nacht bei Matthias ein. Ich habe viele schöne Orte in Padjelanta gesehen 2015, aber dieser hier im Staddajåkkå ist einfach einmalig schön und es war für mich klar, hier hin zurückzukehren. Für die nächste Reise hier hin, habe ich auch schon einen sehr guten Tip bekommen, nämlich die Besteigung des Hausbergs Jiegnáffo, von welchem aus man die ganze Lofotenkette und bis zum Kebnekaise hochsehen kann.
Donnerstag 3. August
Matthias ist schon weg, als ich meine letzten Sachen verpacke und mich von der Hüttenwartin verabschiede. Ich muss richtiggehend lernen mir etwas mehr Zeit zu nehmen und nicht schon gleich wie der Berseker loszulaufen. Doch der Morgen ist und bleibt meine Tageszeit und so mache ich mich zeitig auf den Weg nach Árasluokta. Wieder bläst ein leichter Wind und die Mücken bleiben im Hangar, welche Wohltat! Entlang des Stálojåhkå Flusses folge ich dem Nordkalottleden Richtung Staloluokta.

Stálojåhkå

Virihaure mit Rago Gebirge im Hintergrund
Schon nach wenigen Stunden kommt der spiegelglatte Virihaure See in Sicht. Die phantastische Landschaft des Padjelanta haut mich erneut fast aus den Latschen, was für eine Schönheit und dies bei dem optimalen Laufwetter.

Stáloluokta
Die grosse Sami Siedlung Stáloluokta kommt in Sicht und ich entschliesse mich, schnell bei der Hüttenwartsfamilie „Hallo“ zu sagen. Das junge Paar mit ihren mittlerweilen drei Kindern, gehören zu den Initianten des UNESCO World Heritage Laponia. 2015 waren sie Hüttenwarte in Staddajåkkå und wir hatten damals einen super gemütlichen Abend. Sie erkennen mich auf der Stelle was mich sehr freut. Sie haben meine Reise damals auf dem Blog weiterverfolgt, als sie zuhause in Arieplog waren. Nach dem netten Besuch mache ich mich aber gleich weiter auf den Weg nach Árasluokta, um die Tagesetappen langsam etwas länger zu machen und zu steigern.

Virihaure See

Plankenweg über den Berg

Árasluoktabucht des Virihaure
Über endlose Plankenwege steige ich langsam entlang des Stuor Dijdder Bergs hinauf und komme an einen herrlichen Mittagsplatz, welchen ich vom letzten Mal noch gut kenne. Das Wetter hat sich mittlerweile zum absoluten Prachtstag entwickelt und ich geniesse die unglaubliche Stille am Wegesrand. Erstaunlicherweise sind 2017 wenige Leute auf dem Padjelantaleden unterwegs. Vielleicht liegt es an den schlechten Nachrichten über den vielen Schnee im Gebirge. Hier in Padjelanta ist davon nichts zu spüren, aber wenn man auf die andere Seite zum Rago National Park mit seinen Bergen schaut, dann hat man eher das Gefühl in den Winter hineinzuschauen. Die Berge sind alle noch immer weiss und man muss kein Hellseher sein, dass dieses weiss wohl bis zum nächsten Schnee bleiben wird.

Die Hüttensiedlung der Sami Kooperation in Árasluokta

Nachtessen in Árasluokta
Als ich zur Siedlung runter komme, sehe ich schon die kleine, alte Samifrau, welche die Aufsicht über die Touristenhütten hat. Sie öffnet gerade den Kiosk und da ist es um mich geschehen. Frisches Fladenbrot, getrocknetes Rentierfleisch und zwei Büchsen Bier….das wird mein Dinner heute Abend. Dass ich mitten in der Saison eine Hütte für mich habe und, man kann es fast nicht glauben, bei herrlichem Sonnenschein und von den Mücken gehasstem Wind, draussen sitzen kann, ist wohl so selten wie der Weihnachtsmann in der Sahara. Normalerweise hält man es hier nur in den Hütten aus, da dieser normalerweise sehr windgeschützte Ort, die Mücken zu Millionen anzieht. Selbst in der Hütte ist kaum eines dieser Plagegeister vorzufinden und so kann ich den Schlaf des Gerechten vollziehen!

Mein Refugium in Árasluokta

Die Kilometerangaben sind ein Witz… Stáloluokta ist kaum mehr als 8 Kilometer entfernt und Låddejåhkå 11 Kilometer

Die Kirche von Árasluokta im Abendlicht ( 21.30 )
Ich habe diesen Ort mit der sehr netten Sami Hütenwartin mittlerweile ins Herz geschlossen. Anders als in Stáloluokta wo sich sehr viele Touristen sammeln und der Kommerz immer mehr Einfluss nimmt, ist es hier noch recht ruhig. Ich habe die rund 23 Kilometer von Staddajåhkå gewählt um für den nächsten Tag mit 31 Kilometern gerüstet zu sein. Zwischen Árasluokta und der STF Hütte in Kutjaure würden zwar noch die Sami Hütten von Låddejåkkå liegen, doch der Weg bis nach Kutjaure ist so gut zu gehen, dass man das relativ gut in einem langen Tag machen kann. Matthias ist wohl noch etwas weitergelaufen am Abend und wird sicher irgendwo campen, vielleicht sehe ich ihn ja nochmal.
Freitag 4. August

Ein letzter Blick zum Virihaure

Grossbrücke über den Miellädno

Das Grab eines norwegischen Flüchtlings, der vor den Nazis in Narvik geflohen und hier eingeholt und umgebracht worden ist.
Mittlerweile ist es bei den Fernwanderer schon fast zur Tradition geworden am Grab des Norwegers etwas in sich zu gehen, nachzudenken und eine kleine Fjellblume niederzulegen. Auch ich mache das gerne hier, gerade bei diesem wunderschönen Morgen, an dem ich nun endlich die Gegend bewundern kann….2015 war hier stockdicker Nebel! Während einer Stunde geht es nun hoch auf das Pårka Fjell. Einige Zelte am Weg weisen nun doch ein wenig Betrieb auf dem Padjelantaleden aus. Die Sonne brennt heiss vom Himmel und die momentane Windstille, treibt mir den Schweiss…..und die Mücken ins Gesicht. Aha, da sind sie also, die Plagegeister. Aber nicht für lange, den auf der Hochebene weht wieder ein frisches Lüftlein.

Pårka Fjell, im Hintergrund das Ålkatj Gebirge im Sarek

Letztes Überbleibsel eines Millionen Jahre alten Felsmassivs im Pårka Fjell

Diese Tagesausrüstung und Kleidung gefällt mir am besten !

Letzte Schneeresten deuten auf viel Schmelzwasser in den letzten Wochen hin

Die Rentierkalb Markierung war hier wohl gerade vor ein paar Tagen

Geplanter Mittagsrast an der Låddejåkkåstugan der Sami Kooperation

Brücke über den Låddejåhkå
Gemütlich wandere ich bei herrlichsten Bedingungen sanft vom Pårka Fjell runter zur Sami Siedlung Låddejåkkå. Vis à vis der Siedlung sehe ich auch wieder den steilen Anstieg, der mir nach der Mittagspause blüht, doch vorher….

Was habe ich mich auf diese geräucherte Forelle gefreut!
…verzehre ich die in Låddejåkkå angebotene, geräucherte Forelle und kippe mir noch zwei Dosen Cola durch den durstigen Rachen. Es sind definitiv die besten Forellen in ganz Padjelanta! Nach einem kurzen Schwatz mit der jungen Sami Hüttenwartin, mache ich mich auf, denn der Weg ist noch sehr lang. Ganze achtzehn Kilometer warten noch auf mich und zwölf sind ja schon in den Beinen.

Viele Wege…..

Vastenjaure
Als ich die Steigung hinter mir habe, schaue ich runter auf den zweitgrössten See in Padjelanta, den Vastenjaure. Ich könnte heulen und ich zittere vor lauter Freude, was für ein Anblick. Ich hatte doch 2015 schon solch tolle Verhältnisse und jetzt ist alles noch viel besser und das in diesem miesen Sommer, unglaublich!

Plankenwege ohne Ende
Nach vielen Kilometern über Plankenwege und einer atemberaubenden Aussicht auf den grossen See, erreiche ich die Richtungsänderung bei Sáluhávrre.

Sáluhávrre und rechts das Áhkká Massiv
Die Laufrichtung hat sich nun nach Osten gewandt und ich blicke auf das riesige Áhkká Massiv, die Muttergöttin Laponias und der Samis.

Blick ins Gebiet Stibok
Mit grossem Interesse schaue ich mir das Gebiet um den Stibok an. Mein Plan, in drei Tagen von der Kutjaure STF Hütte zur norwegischen Røysvatn Hütte des DNT weglos zu laufen, wackelte schon gewaltig, als ich den vielen Schnee zu Beginn des Sommers sah. Die Schneemassen sind aber jetzt immer noch so gewaltig, dass der Ausläufer des Rago National Parks noch immer so weiss ist wie im März. Einzig der Beginn dieser dreitägigen Tour, bei welchem ich gute Einsicht habe von hier oben, sieht nicht allzu dramatisch aus. Doch die vielen Schneefelder deuten auch schon hier auf viel mühsames Terrain hin, welches wohl noch zusätzlich mit dem vielen Niederschlag gesättigt ist. Die Langwetterprognose von Sulitjelma für dieses Gebiet, deutet auf erneuten, zum Teil heftigen Niederschlag hin, was die ganze Sache nicht einfacher machen könnte. Als ich den vielen Schnee sehe, ist mir schon jetzt ziemlich klar, dass Plan B mit dem Gränseleden entlang des Nordufers des Akkajaure Sees zum tragen kommen wird. Schade, aber die Enttäuschung hält sich sehr in Grenzen, denn es war absehbar und im Regen irgendwo in der Pampa rumstochern muss nun wirklich nicht sein.
Kurz vor den drei grossen Hängebrücken bei der Sami Siedlung Sáluhávrre, fliegt ein Hubschrauber tief über mich hinweg, landet in der Siedlung und ein Mann steigt aus, nimmt sein Motorboot und kommt auf meine Seite rüber. Wenn ich mich etwas beeile, kann ich den Sami noch abfangen und ihn um Informationen bitten. Nach rund vierzig Minuten stehen wir uns tatsächlich gegenüber und ich frage ihn, ob er eine Ahnung habe, wie es im Stibok oben aussehen mag. Er gibt mir sehr freundlich Auskunft und erzählt, dass die Rentierhirten es bis heute nicht geschafft haben, mit den Quads hochzufahren und alles mit dem Hubschrauber gemacht werden muss. Also wenn es die PS starken, vierrädrigen Monster da nicht hoch schaffen, was soll den da ein „Möchtegernfrühpensionär“ mit 25 Kilogramm am Rücken ausrichten? Mein Entschluss steht fest, ich werde nach Ritsem gehen und werde dort auch genug Informationen bekommen, um meinen Weiterweg zu planen. Nur etwas ärgerlich, dass ich mich nun mit Proviant für 14 Tage und gut 30 Kilogramm durch den Padjelanta gequält habe und es mir nun eigentlich gar nichts nützt.

Grosse Brücke bei Sáluhávrre

Über drei Brücken musst Du gehn…..

Eine grosse Ehre, das Áhkká Massiv so schön zu sehen!

Kutjaure STF Hütte

Swimming Pool von Kutjaure mit Frischwasserzufuhr!

Abend in Kutjaure

Abend in Kutjaure
Der Hüttenwart von Kutjaure sagt mir Abend, als ich nach über 30 Kilometern erschöpft in der Hütte ankomme, dass es wohl möglich wäre, direkt zur Røysvatn Hütte zu gehen, doch der Wetterbericht für die nächsten Tage ist alles andere als gut. (Kutjaure hat Radioempfang). Daher steht mein Entscheid fest, ich werde nach Ritsem gehen, so wie auch Matthias, welchen ich hier wieder auf der Hütte antreffe. Das Fährboot legt um 13.40 in Vaisaluokta ab und das heisst, es gibt früh Tagwache, da die 17 Kilometer über das Fjell rüber doch etwa 5 Stunden in Anspruch nimmt.
Samstag 5. August

Der deutsche Norge på langs Wanderer Matthias

Guosjájávrre auf dem Weg nach Vaisaluokta

Akkajaure in Sicht

Versteckt im Birkengürtel gelegen, die Häuser und Vorratskotas von Vaisaluokta

Die „Blechschüssel“ über den Akkajaure

Immer wieder beeindruckend, das Áhkká Massiv
Nach der Fährfahrt über den Akkajaure, ergattern Matthias und ich ein gutes Zimmer für eine Nacht und hauen uns die Mägen mit (scheusslichen) Fertigpizzas, Bier und Süssem voll. Obwohl ich noch nicht solange unterwegs bin, habe ich das Gefühl mein Heisshunger nimmt schon langsam wieder Formen an. Ich bin immer noch im gleichen Rhytmus wie 2015 unterwegs, brauche aber deutlich mehr Energie. Gerade die Etappe von Árasluokta bis nach Kutjaure hat mich schon etwas gebraucht, im Vergleich zu 2015, als ich das Gefühl hatte hier rüberzufliegen. Nun habe ich hier die Möglichkeit, die benötigten Infos einzuholen und die sind alles andere als positiv! Der Nordkalottleden an der Südseite des Akkajaure muss dermasssen schlecht sein, dass viele Wanderer umgekehrt sind. Eine Brücke fehlt und die Bachquerung nahe der Grenze vor Røysvatn sei hüfttief und extrem stark in der Strömung. Der Nordkalottleden sei ein einziger Matsch und vor der Pauro Hütte, wo sich eine Bootstraverse befindet, sei nur noch ein Boot übrig (wenn man Pech hat, ist es halt dann gerade auf der anderen Seite). Die Wetterprognose verspricht einiges an Schauern in den nächsten Tagen entlang des norwegischen Gebirges. Hingegen soll sich die schwedische Seite mit viel Auffhellungen um einiges positiver gestalten. Hmmm…….. was soll ich da bloss tun? Der grosse Vorteil an der ganzen Sache ist, egal wo ich durchgehe, es ist einfach schön hier und daher entscheide ich mich Plan C in Angriff zu nehmen, welcher die gleiche Route wie vor zwei Jahren beinhaltet, Ritsem – Sitasjaure – Hukejaure – Gautelis. Und irgendwie freue ich mich sogar auf diesen Teil, den er ist einfach zu gehen, hat Hütten und ist fantastisch in einer gewaltig schönen Landschaft eingebettet. Matthias wird ebenfalls diese Route gehen und so entschliessen wir uns gemeinsam zu laufen.
Sonntag 6. August

Auf dem Weg nach Sitasjaure
Der Weg von Ritsem bis nach Sitasjaure in die STF Hütte, führt entlang einer Kraftwerkstrasse über 22 flache Kilometer durch eine weite Landschaft.

Wunderschöne Schauerzelle
Begleitet von grossen Wolkengebilden gelangen wir schon, gerade mal knapp 4 Stunden später, nach Sitasjaure.

Kaum eine STF Hütte liegt imposanter, als diejenige in Sitasjaure
Wir sind alleine hier und der Hüttenwart scheint nicht ganz unglücklich, mal wieder jemanden zu sehen. Die Sitasjaure Hütte wird im Sommer eher selten angepeilt und daher läuft hier eigentlich nichts. Doch wir haben einen gemütlichen Abend hier und ich kann nochmals etwas über meine Planung schauen. Mit dieser Variante, habe ich plötzlich drei Tage reingeholt und kann mir nun ohne weiteres auch mal einen Ruhetag gönnen, oder einen Schlechtwettertag aussitzen. Wir verpassen an unserem Ankunftstag gerade das markieren der Rentierkälber. (2015 wurde es am nächsten Tag, als ich dort war, wegen dem Wetter abgesagt). Doch dieses Jahr habe ich zumindest ein grosses Glück mit dem Wetter ! Die Vorhersagen treffen perfekt ein. Während es Richtung Stibok und dem Gränseleden nur so runterschauert, die regenschwangeren Wolken sind von weitem zu sehen, geniesse ich hier Sonnenschein pur.

In der Ferne das Kallaktjåkkå Gebirge im Stora Sjöfallets National Park

Einmalige Abendstimmung in Sitasjaure
Montag 7. August
Die knapp 18 Kilometer hoch zur STF Hütte Hukejaure, führen sanft ansteigend über gute Wege über das Kaisejaure Fjell.

Das Áhkká Gebirge liegt schon weit entfernt

Die unendliche Weite des Kaisejaure Fjells

Kaisejaure Fjell

Der Hukejaure See ( Hütten liegen an der anderen Seeseite )
Es ist eine unglaubliche Landschaft hier, eine Landschaft in die ich mich schon 2015 verliebt habe. Diese unendliche Weite, die Sanftheit der Hügel und trotzdem das raue, herbe einer baumlosen Tundra. Gepaart mit den schnell vorbeiziehenden Wolkenfetzen und den tiefblauen Seen, ist 100% Genuss garantiert!

Tiefblaues Wunder

Brücke vor Hukejaure

Hukejaure STF mit seiner bekannten alten Kota
In Hukejaure werden wir von einem Urgestein eines Hüttenwarts empfangen. Am ersten August hat er gerade 50 Jahre Hüttenwart des STF gefeiert und ist mit seinen 80 Jahren noch immer toll auf Zack. Allerdings scheint er etwas müde und abgekämpft und alle fragen sich ein wenig ob es ihm nicht gut geht. Doch er hat genügend gute Geschichten auf Lager und macht ein Spässchen nach dem anderen, so dass wir uns wohl keine Sorgen machen müssen. Seine Frau meint auch nur „er ist halt so!“. Um 2.00 morgens landet dann allerdings ein Hubschrauber der Coast Guard und holt den alten Mann ab, wobei er zumindest noch selber in den Hubschrauber steigen kann. Wird wohl nicht so gravierend gewesen sein.
Hukejaure ist ein absolutes Muss für einen Besuch. Gerade bei diesem Kaiserwetter zeigt sich dieser Platz als absolut gigantische Schönheit. Im Sommer immer noch ruhig, wenn man bedenkt, dass sich 20 Kilometer ostwärts hunderte oder dieses Jahr zu dieser Zeit, gerade tausende im Fjällräven Classic durch Geröll und Schlamm quälen. Ein Schweizer ist am Abend völlig desillusioniert vom Kungsleden hochgekommen und berichtet von unglaublichen Massen Menschen und einem totalen Chaos an den Hütten. Es sei nicht auszuhalten, was zwei andere die ebenfalls „geflohen“ sind, bestätigen.
Hukejaure bietet dieses Jahr bei meinem Aufenthalt aber eine wahre Symphonie an Stimmungen, die Hukejaure Symphonie….
Dienstag 8. August
Eigentlich ist für den nächsten Tag Regen angesagt gewesen….. was ich sehr bedaure, denn die Strecke von Hukejaure nach Gautelis ist ein absolutes Highlight! Doch….
….auch Wetterfrösche können irren….zum Glück!!
Ein Prachtstag wie er im Bilderbuch steht und so starten wir dieses Mal zu dritt, ich, Matthias und das Schweizer „Kungsledenopfer“, Richtung Gautelishütte DNT und somit nach Norwegen.

War das nicht schon vor 2 Jahren so? 😉

Vor einer Stunde in Hukejaure weggelaufen, da stand noch (wahnwitzige) 10 Kilometer nach Gautelis und jetzt ??? Amüsante Wegmessungen!

Der Sälka im morgendlichen Gegenlicht

Vuolip Coárvejávri See

Einfache nur staunen und knipsen…..

Heja Norge 🙂

Wunderschöne Altocumulus Lenticularis…oder doch ein U.F.O. ?

Gaupe…..Luchs!
Die einzige Raubtierspur welche ich zu sehen bekomme 2017. Ein Luchs! Das interessante an dieser Spur ist, dass sie einer Spur eines Samis folgt, welchen wir gerade eben noch in einem Boot auf dem Vuolip See sahen. Die Spur war trotz der Wärme noch sehr frisch und es scheint, dass der Luchs dem Geschmack von Rentier oder Fisch gefolgt sein muss. Der Sami ist wohl Rentierwächter und gerade am fischen.

Der Abfluss des Vuolip Coarvejávri
Ja und dann….. musste es wohl wieder sein. Keine 300 Meter von dem Ort entfernt, meines fatalen, aber glücklich ausgegangenen, Sturzes von 2015…… haut es mich wieder hin! Unachtsamkeit während planloser Plauderei und schon liege ich mit aufgeschürftem Schienbein und einem grossen Stück Haut weniger am Handballen auf dem Boden. Nichts passiert. Wunden ausgewaschen, desinfiziert und Pflaster drauf und dieses Mal hätte ich mit Matthias sogar noch einen Rettungssanitäter bei mir gehabt 😉 Aber wieder mal muss ich lernen, jederzeit die Aufmerksamkeit hoch zu halten, denn ein Unfall ist so schnell passiert!

Gautelis DNT Hütten
Kurz bevor uns ein paar Schauer erreichen, kommen wir in Gautelis an. An der Hütte warten schon die beiden jungen Belgier, welche von Hukejaure mit einem Packraft (Faltkajak) über den See hier hin gepaddelt sind. Belgier? Packraft? Bei dieser Kombination war mir schon in Hukejaure bewusst, die können nur meinen Freund Willem Vandoorne kennen, welcher 2012 Norge på langs/Transscandinavia mit einem Packraft unterstützend absolviert hatte. Und tatsächlich, die beiden waren an einem Vortrag von Willem und seither total vernarrt in das, mit Paddel nur 2 1/2 Kg. wiegende, Packraft.

Gautelisvatnet

Gautelisvatnet
Abermals beschert mir Gautelis ein phantastisches Schauspiel am Abend. Nach den Regenschauern glättet sich der See wieder zu einem Spiegel und lässt das Zebramuster der Landschaft darin spiegeln. Die Hütte wird an diesem Abend sogar noch richtig voll und es gibt wieder viele interessante Geschichten zu hören.
Mittwoch 9. August

Die Gautelis Hütten im Nebel
Tags darauf empfängt mich ein nebliger Morgen und feiner Nieselregen. Das für gestern angekündigte schlechte Wetter, scheint nun eingetroffen zu sein. Doch gut eingepackt und voller Motivation, steige ich den steilen Weg hoch bis zur Einmündung des Nordkalottleden. Matthias ist schon vor mir losgezogen, denn sein Weg wird ihn nach Narvik weiterführen, wo er neue Schuhe besorgen will. Gut möglich, dass wir uns ab der Lappjordhütte nochmals über den Weg laufen, da sein und mein Weg ungefähr zur gleichen Zeit dort wieder zusammenführen. Ich verabschiede mich an der Kreuzung von dem Schweizer Wirtschaftslehrer, der Matthias und mich gestern auf dem Weg nach Gautelis begleitet hat. Sein Weg führt ihn über den Nordkalottleden südwärts nach Ritsem.

Trübe Angelegenheit ins Cáihnavággi hoch
2015 hatte es zum Cáihnavággi Pass hoch deutlich mehr Schnee als dieses Jahr. Das Gelände ist extrem steinig und führt pausenlos über Blockfelder, was das Laufen anstrengend macht. Daher hat Schnee den grossen Vorteil, dass es etwas geruhsamer ist auf grossen Altschneefeldern zu wandern. Als ich auf den Pass komme, hat es dann aber neben dem Nebel, auch mehr als genug Schnee.

Weiss in Weiss am Cáihnavággi Pass
Ziemlich genau auf dem Pass, erblicke ich plötzlich eine dunkle Gestalt im Nebel, welche auf mich zukommt. Es ist eine junge Frau aus Deutschland, welche auf dem Nordkalottleden von Kautokeino nach Kvikkjokk unterwegs ist. Wir reden kurz miteinander und sie erzählt mir ziemlich üble Sachen von ihrem Weg hierhin. Schnee, Sumpf, Wasser, Regen, Matsch sind ihre meistgenannten Wörter und man merkt ihr an, dass sie ziemlich fertig ist. Ihre schüchterne Frage, ob es denn gegen Süden endlich besser wird, kann ich nur teilweise bejahen. Ich unterlasse es ihr von den schlechten Nachrichten vom Nordkalottleden zu erzählen, denn es wird ja eh meist etwas übertrieben. Aber ich versuche ihr etwas Mut zu machen und erzähle ihr vom wunderschönen Padjelanta und dass es dort deutlich besser wird.

Namenloser See auf 1100 MüM
Kaum bin ich über den Pass rüber, hellt sich der Nebel auf und der namenlose 1. See kommt zum Vorschein.

Cáihnavággi Hütten des DNT
Wer jemals in den letzten Jahren in Cáihnavággi war, der kennt dort nur ein Ziel….die kleine Hütte welche als erste passiert wird von Süden herkommend. So hat mir auch die holländische Hüttenwartin in Staddajåkkå erzählt, dass ihre Lieblingsgegend das Narvikfjell sei und vorallem eine Hütte immer zuoberst auf ihrer Prioritätenliste steht.

Die kleine Hütte rechts hat mittlerweile über das ganze Land Bekanntheitsstatus
Die neuste Hütte des Hüttenkomplex in Cáihnavággi ist schlicht einfach urgemütlich und wirklich toll eingerichtet. Dazu kommen grosse Panoramafenster auf das eindrückliche, raue Fjell auf 1000 Höhenmeter.
Wer schon mal im Narvikfjell war, wird sich in diese Gegend verlieben! Dies wird auch deutlich, wenn man die Hüttenbücher durchliest. Sei es Winter oder Sommer, immer bekommt dieser Ort die Bestnote. Hinzu kommt ein dichtes Hütten- wie Wanderwegnetz und ist zudem sehr schnell und einfach zu erreichen.
Dass ich heute die kleine 3-plätzige Hütte für mich alleine habe, geniesse ich aus vollen Zügen. Bei viel Kaffee und Süssigkeiten amüsiere ich mich köstlich an den vielen Einträgen im Hüttenbuch. Und es macht grossen Spass, viele bekannte Namen und deren Geschichten anzutreffen, welche ich im Laufe der Jahre von Norge på langs kennenlernen durfte.
Donnerstag 10. August
Am nächsten Tag erinnere ich mich nicht so gerne an 2015 zurück. Es war der zweitgreulichste Tag meiner ganzen Norge på langs Tour. Ununterbrochener Regen und Kälte, Bäche welche Hochwasser führten und eine überfüllte Hütte zum Tagesabschluss. Doch heute ist es zumindest für den ganzen Weg trocken und in Cunojaure erwartet mich eine neue DNT Hütte, nachdem ich vor zwei Jahren dort nur noch ein Räuchlein der abgebrannten alten Hütte antraf.

Blick zurück ins Cáihnavággi

In der Ferne zeigt sich der Cunojaure See
Eigentlich wäre geplant gewesen, über das Cáihnavárri rüber zur DNT Hütte Losi zu laufen und von dort durch das Rienatvággi Tal hoch über den 1100 Meter hohen Pass zur Hunddalshütte zu gelangen. Doch das graue Wetter und die Aussage eines ansässigen Norwegers, dass das Rienatvággi Tal voll Wasser und Schnee sei, hat mich dazu veranlasst eine Alternative zu suchen. Von der Cunojaure Hütte führt das Oallavággi Tal mit 17 Kilometern auch zur Hunddalshütte und so war die Entscheidung sehr schnell gefällt.

Herrlicher Blick auf das Storsteinsfjellet mit seinem Gletscher

Brücke über den Kalikselva, welche von weitem besser aussieht als sie ist 😉

Weites Tal des Conojohka

Während die eine Vegetation in vollem Grün steht…..

….hinkt die andere, schmackhaftere weit hintennach!!

Der Stein des Anstosses am Conujaure?

Das Hüttenfeld Cunojaure, mit der kleinen, neuen Hütte rechts

Wohin des Weges?
Freitag 11. August
Nach einen gemütlichen Abend mit einem schwedischen Vater und seinen erwachsenen Söhnen, welche auf Fischerurlaub sind, führt mich der Weg ins für mich unbekannte Oallavággi Tal hinein.

Brücke an der Abzweigung zur schwedischen Grenze bei Unna Allakas STF
Kurz nach Cunojaure befindet sich eine kleine, extrem baufällige Brücke über einen Bach. An dieser Brücke zweigt der Weg nach Unna Allakas ab, welchen ich vor zwei Jahren gegangen bin.
Danach führt mich das Tal sanft empor durch eine gewaltig schöne Landschaft auf einen kleinen Pass im Oallavággi. Entlang des Sealggajohka Bachs treffe ich auf den grossen See Sealggajávri, von wo der Weg nun etwas östlich ins Oallavággi hineinführt.

Sealggajohka

Sealggajávri

Kleiner Pass mit Blick ins Oallavággi
Auch heute scheint das Wetterglück auf meiner Seite zu sein. Obwohl viel grau um mich herum ist, wird mich der Regen bis zur Hunddalshütte verschonen. Es macht viel Spass, mal auch neue Landschaften zu entdecken, denn bis jetzt kannte ich den Weg von Sulitjelma bis hierhin bestens.
Unterwegs treffe ich auf die 2-plätzige Nothütte Oallavággi Kvilebu. Eine kleine gemütliche Behausung, welche aber eigentlich nur als Rastschutz gedacht ist.
ACHTUNG !
Auf allen Landkarten ist hier die Abzweigung zur Hunddalshütte falsch eingezeichnet. Auch auf UT.NO . Obwohl sehr viele Leute darauf hinweisen, ist bis heute nicht korrigiert worden! Der Abzweig ist schon unmittelbar nach der Oallavággi Kvilebu in nördlicher Richtung. Beim Wegweiser „Katterat“ läuft man direkt links zum Bach runter, grüne Linie auf der Karte ( Rot markierte Steine !). Hier befindet sich auch eine geeignete Stelle um den Oallajohka zu waten ( gelbes Kreuz auf der Karte ). Ich konnte den Bach dort sogar in Schuhen queren. Danach zeigen rot markierte Steine den Weg hoch bis zum Sattel des Nordberryggen.
Als ich kurz nach der Hütte einen Wegweiser sehe, auf welchem „Katterat“ geschrieben steht, bleibe ich einen Moment unsicher stehen. „Achja, da ist doch irgendwo eine Abzweigung?“ denke ich und nehme die Karte hervor. Doch die Abzweigung kommt erst in etwa drei Kilometern und links von mir sehe ich rot markierte Steine zum Oallajohka Bach runter. „Da kann etwas nicht stimmen“ denke ich und so folge ich den roten Steinen, wate den Bach in Schuhen und folge dem Weg hoch zum Norbergryggen. Da ist definitiv ein Fehler in der Karte. Die drei Schweden von der Cunojaure Hütte gestern, sehen diese Abzweigung nicht und machen einen fast zweistündigen Umweg, bevor sie dann am Abend in die Hunddalshütte kommen.

Blick zurück auf die Watstelle am Oallajohka

Oallavággi

Phantastische Aussicht vom Nordbergryggen ins Hunddalen

Blick zum Store Haugfjell
Ich komme auf den Nordbergryggen und geniesse die unglaubliche Aussicht ins Hunddalen. Der viele Schnee im Store Haugfjell gibt immer noch eine Ahnung, wie lange der Winter hier gedauert hat (ein Norge på langs Läufer von 2013, welchen ich gut kenne, wird hier in der Gegend in rund zwei Wochen noch auf Skitour gehen!!).
Mittlerweile habe ich auch wieder einmal Mobilempfang und mit etwas Sehnsucht, lade ich mir mal die Wetterprognosen der nächsten Tage im Dividalen runter. Und was sehen meine glänzenden Äuglein da……Sonne und weit und breit kein Regen in Sicht!!! Wenn das keine gute Laune gibt.

Der knapp 1500 Meter hohe Vomtinden
Nach einem eiskalten aber herrlichen Bad im angrenzenden Bach mit Sandbucht, geniesse ich die tolle Hunddalshütte des DNT. Diese Hütte ist Augangspunkt im Sommer für viele Touren und ist auch sehr beliebt im Winter. Die Bahnstation von Katterat liegt knappe drei Stunden entfernt und ist über eine kleine Kraftwerksstrasse gut erreichbar.

Die Zivilisation rückt näher
Nicht über die Losihütte gegangen zu sein, erweist sich wieder als Glücksfall. Denn kaum bin ich aus meinem Bad raus, giesst es wie aus Kübeln und der Pass zur Losi ist dick eingehüllt im Nebel. Praktisch jeden Tag umgehe ich mit meinem frühen Start am Morgen, die nachmittäglichen Regenschauer und bin jedes Mal trocken auf der Hütte. Früh aufstehen lohnt sich definitiv!
Samstag 12. August

Morgenstille
Mein Zug in Katterat geht um 11.00 und so kann ich heute mal gemütlich um halb acht die Hütte verlassen. Die Kiesstrasse ist bequem zu laufen und die Sonne kitzelt mich schon früh am Morgen im Nacken.

Talauswärts

Entlang des Hunddalselva
Heute morgen habe ich irgendwie das Gefühl, dass der Herbst nicht mehr weit ist. Eine leichte Färbung legt sich schon über das Fjell und doch blüht noch immer alles, wie wenn es gerade Frühling wäre.
Ein knapp an mir vorbeiziehender Regenschauer, lässt mein Lauftempo etwas anziehen und so stehe ich schon nach knapp zwei Stunden, viel zu früh, in Katterat.

Norddalen mit der Eisenbahnlinie Kiruna-Narvik

Katterat Hauptbahnhof
Katterat hat seine besten Zeiten schon lange erlebt. Und trotzdem ist es erstaunlich, dass die Bahn hier immer noch einen unbewarteten Bahnhof unterhält, bei welchem 4 Züge am Tag einen Halt machen ( Zwei Richtung Narvik und 2 Richtung Kiruna ). Ausser ein paar Ferienhäuser ist hier nichts mehr zu holen. Die alte Katterat Tourist Herberge ist ebenfalls schon längs geschlossen und einzig ein Wegweiser und eine Karte zeugen noch von Betrieb hier.
Katterat hatte eine strategische Rolle im zweiten Weltkrieg für die Deutschen und diese unterhielten hier eine grosse Truppenunterkunft. Doch Katterat hatte noch vor dem Krieg eine grosse Geschichte, die des Erzbahnbaus Kiruna-Narvik um die Jahrhundertwende. Auf dem sogenannten Rallervei, welcher ungefähr 50 Kilometer von Abisko bis zum Rombaksbotn führt, kann die Geschichte des Eisenbahnbaus auf einem informativen, schönen Wanderweg erlebt werden.
Der Weg ist mit vielen Informationstafeln versehen und lohnt sich sehr.

Rombaksbotn
Ich bin viel zu früh hier in Katterat und einen kurzen Augenblick überlege ich, ob ich die knapp 20 Kilometer bis Katterjåkk zu meinem Proviantdepot laufen soll. Der Weg über den Katterjauresee und das Hochfjell soll sehr schön sein, doch die anstehende Wäsche und das Einkaufen im Supermarkt von Katterjåkk lassen von dem Plan absehen…..zum Glück!! Denn kaum sitze ich im Zug…..giesst es mal wieder für drei Stunden wie aus Kübeln!

Die alte Katterat Herberge
Die 20 minütige Zugfahrt nach Katterjåkk führt mich vorbei an der puren Hässlichkeit Norwegens und Schwedens mit Namen wie Riksgränsen oder Bjørnfjell. Eine der wohl grausamsten Landschaftsverschandelungen die man im hohen Norden zu sehen bekommt. Was im Winter von viel Schnee überdeckt wird, wird im Sommer in aller Härte sichtbar. Tausende Ferienhäuser, Baustellen und ein Fjell über und über von Dreck und Unrat versehen, einfach nur hässlich.
In Katterjåkk werde ich schon von Annika erwartet. Die Besitzerin der Katterjåkk Turiststation hat sich freundlicherweise bereit erklärt, ein Versorgungspaket von mir aufzubewahren. Leider wurde ein paar Wochen zuvor der Postdienst in Katterjåkk eingestellt und es werden keine Pakete mehr geliefert. Was für ein Stück Glück, dass ein guter Freund gerade in dieser Zeit hier eine Tour macht und sich bereit erklärt hat, mir das Paket aus der Schweiz mitzunehmen und es hier abzugeben! Tusen Takk Henning !!

Katterjåkk
Duschen, Wäsche waschen, Proviant aufrüsten, ausruhen und dann im Supermarkt -Restaurant einen grossen Hamburger und zwei schöne Pils den Rachen runterfallen zu lassen, dass gefällt!
Während des Essens schaue ich mir nochmals die Wetterprognosen an und siehe da, Stunde für Stunde verschlechtert sich die Voraussage. Während morgen noch einigermassen gutes Wetter zur Lappjordhütte DNT herrschen soll, folgt danach ein kompletter Regentag. Dies nehme ich schon mal zum Anlass, in Lappjord einen Ruhetag einzulegen, denn mein Freund Henning wird dann auch von seinen ersten Tagen im Stordalen hier eintreffen.

Katterjåkk (ein kleiner Ecken ohne Müll)
Sonntag 13. August
Von Katterjåkk aus sind es 20 Kilometer bis nach Tornehamn, von wo aus der Nordkalottleden Richtung Lappjordhütte des DNT hochführt. In Katterjåkk hält ein Bus welcher nach Abisko fährt und es ist normalerweise kein Problem, dass der Buschauffeur am Wanderweg schnell anhält um die Wanderer aussteigen zu lassen. Ich bin viel zu früh bereit am Morgen und stehe schon eine Stunde vor Abfahrt an der Strasse. Ich halte den Daumen raus, vielleicht nimmt mich ja jemand mit, doch….. es ist Sonntag früh…
Kein einziges Auto ist unterwegs und so muss ich wohl oder übel…. doch da biegt ein ziemlich alter Jeep um die Ecke und drin sitzt ein Tourguide, denn ich in der Turiststaion kurz kennengelernt habe. Er ist US-Amerikaner und schon seit einiger Zeit immer wieder hier und führt Gruppen ins Fjell. Er nimmt mich mit und wir plaudern etwas über die Zustände hier in dieser Gegend. Auch er ist ziemlich genervt von diesem Unverständnis der Norweger und Schweden betreffs Umweltschutz. Es sei eine absolute Schande dem Sommertourist so etwas zuzumuten und dann noch gross mit irgendwelchen Umweltlabels die horrenden Preise hier rechtzufertigen!
Nach der kurzen Fahrt, stehe ich nach 2 Jahren wieder in Tornehamn und mach mich auf den Weg zur Lappjordhütte. Doch dieses Mal bin ich nicht schon von Abisko hierher gelaufen und kann die nächsten Kilometer etwas mehr geniessen. Wobei der Weg ein ewiges rauf und runter ist und über viele glitschige Steine geht, bevor er dann endlich ans Ufer des grossen Torneträsk Sees heranführt.

Entlang des Torneträsk… und das Wetter wird besser!

Pause muss sein

Torneträsk

Die kleine STF Hütte Pålnostugan

Er „steht“ immer noch….

Die norwegische Grenze am Pålnoröset, am Hang im Hintergrund die Lappjordhütte

Am Horizont das Gebirge Lapporten, das Eingangstor zu Lappland
Nach dem kurzen, steilen Anstieg, treffe ich meinen Freund Henning in der Hütte. Die Wettervorhersage für morgen ist ziemlich katastrophal und somit ist der Ruhetag Programm.

Lappjord Hütte DNT

Phänomenale Abendstimmung an Lapporten

Abendstimmung in Lappjord
Montag 14. August
Nach dem wunderschönen Sonntag, folgt ein nasskalter Montag. Die Schneefallgrenze sinkt kontinuierlich und starker Wind peitscht an die Hütte. Etwas überraschend, treffen an diesem Tag sogar Leute ein, welche über das Hochfjell von Altevass rüberkommen. Deren Entscheidung an diesem Tag loszulaufen, bereuen allerdings alle, denn neben dem Sturm sind sie auch in Graupel- und Schneefall gekommen. Ein junger Norweger kommt gegen Abend in die Hütte und bleibt völlig erschöpft 2 Stunden in einem Stuhl am Feuer sitzen und kann kaum mehr papp sagen. Ein deutsches Paar, Ole und Andrea, tauchen dann von Abisko kommend auch noch auf, wollen aber nach einer kurzen Pause, zu unserem grossen Erstaunen, noch weitergehen. Draussen ist kein Wanderwetter und ich bin froh den Tag auf der Hütte zu verbringen, nichtsahnend was da morgen kommen soll.
Dienstag 15. August
Die Prognosen werden immer schlechter und es wird mir eigentlich schon hier klar, dass mein drittes N in TreNTur, das Nábár, nicht möglich sein wird, obwohl es noch viele Tage geht, bis ich in Finnland sein werde. Henning und ich laufen trotz immer noch grauem und windigem Wetter am Morgen los, den Hügel hoch zu den Gurtejávri Seen.

Torneträsk. Das Wetter bessert….
Richtung Süden liegt Abisko und der Torneträsk See schon in der Sonne, ein gutes Zeichen und die Wanderlaune beginnt langsam zu steigen.

Rentiergewusel

Gurttejávri See
Auf Höhe der Seen am Gurttejávri trennen wir uns. Henning wird für ein paar Tage weglos am Nordufer des Torneträsk unterwegs sein und ich mache mich auf den Weg nach Altevass.

Ganesbákti Pass
Kurz vor dem Ganesbákti Pass fängt heftiger Schneegraupel an und es stürmt immer mehr. Richtung Süden ist es immer noch offen und ich hoffe das Schönwetter kommt endlich voran, denn es wird langsam eisig kalt.

Riksojohka
Mittlerweile bin ich auf Höhe der Schneefallgrenze und einen Moment habe ich das Gefühl, dass die Sonne durchdrückt.

Watstelle am Riksoelva
Kurz vor der Watstelle am Riksoelva, erkenne ich das rote Zelt von Andrea und Ole. „Wow…. was hatten die wohl für eine Nacht hier oben'“ sage ich leise zu mir. In Lappjord hat es mächtig gestürmt und hier oben ist keinerlei Schutz auszumachen. Als ich das Gesicht von Andrea sehe, erübrigt sich jede Fragerei. Nun ja, wer hat schon geglaubt dass das in der Nacht nochmal an Fahrt aufnehmen sollte.
Aus dem Gebirge links kommt plötzlich eine weisse Wand daher. Ich verabschiede mich von den beiden und wünsche ihnen viel Glück auf ihrem Weg auf dem Gröna Band Richtung Nordkap hoch. Während ich die Schuhe ausziehe um den relativ hoch gehenden Riksoelva zu waten, erwischt mich die Schneewand mit aller Macht. Ich sehe noch kurz, wie Andrea und Ole das Zelt zusammenpacken, dann ist es weiss um mich herum. Mit eiskalten Füssen, renne ich schon fast über den Bach, versuche einigermassen trocken in die Schuhe zu kommen, packe mich ein und laufe energisch gegen den Sturm an. Es ist heftig! Vor meinen Augen, welche an den Boden gerichtet sind, sehe ich nur weisse Streiffen von links nach rechts fliegen, ein heftiger Wind drückt mich immer wieder vom Weg weg und es ist eisig. Ich bemerke plötzlich, dass nach einer Stunde meine ganze Kleidung durchzulassen scheint. „Mann oh Mann, dass darf nicht wahr sein“ ich hatte doch noch alles frisch imprägniert und jetzt verlässt die Kleidung jeglichen Schutz. Nur noch der Wind wird abgehalten und ich weiss jetzt, ich muss nun mächtig auf die Tube drücken um nicht auszukühlen. In einem dreistündigen wahren Sturmlauf, jage ich an der Sami Siedlung im Láirevággi vorbei über den Pass, auf welchem ein wahrer Sumpf mit knöcheltiefem Wasser herrscht. Ich erblicke im Schneetreiben noch den grossen Stein, auf welchem ich vor 2 Jahren in der warmen Sonne gefläzt habe und herrlich schlief. Ich fluche vor mich hin und drücke immer mehr auf`s Tempo. Selbst hinter dem Pass lässt der Sturm nicht nach und es schneit immer noch waagerecht. Die Watstelle am Salvasskarelva übersehe ich geflissentlich und laufe in den Schuhen einfach durch das hohe Wasser. Erst als ich langsam in die Nähe der grossen Watstelle am Salvvasjohka komme, beruhigt sich die Lage langsam und die Sonne kommt langsam hervor. Ich zögere nicht lange, reisse mir die Schuhe runter und laufe so schnell wie möglich durch das reissende Wasser. Da ist ziemlich Zug drauf auf diesem Bach und es braucht etwas Zeit, bis ich durch bin. Meine Füsse sind nun schon fast bläulich angelaufen und so wird es Zeit, endlich eine kleine Pause einzulegen.

Langsam lichtet sich der Nebel….

…und zack….schon sieht es aus wie 2015

Die Watstelle am Salvvasjohka, während im Hintergrund noch immer der Schneesturm tobt

Salvvasjohka

Veslevatnet und Innset
Als ich endlich auf Innset runterschauen kann und der Altevatnet in Sicht kommt, ahne ich noch nicht, dass ich keine 15 Stunden später der Strasse nach Innset, Richtung Setermoen folgen werde.

Altevatnet in Sicht
Als ich in die Altevasshütte des DNT komme, werde ich von zwei rüstigen, 80 jährigen Frauen empfangen, welche mir sogleich einen heissen Kaffee aufsetzen. Ich muss ziemlich fertig aussehen!
Es braucht einen Moment, bis ich mich etwas erholt habe und endlich an die Zukunft denken kann.

Die leicht versteckte Altevasshütte im wunderschönen Abendlicht
Während Norge på langs habe ich gelernt pragmatisch zu denken, zu handeln und mich nicht immer von zu vielen Gefühlen leiten zu lassen. Gerade 2013 hat mich gelernt, dass es manchmal nicht nach meinem Kopf gehen kann und ich Lösungen suchen muss, die mir vielleicht nicht passen, aber welche am besten für mich sind. Nun sitze ich da in Altevass und habe drei Probleme.
-Erstens hat mich die Kleidung völlig im Stich gelassen, warum auch immer. Ich muss neue Kleider haben wenn das Wetter nicht besser wird als dass die Vorhersage prognostiziert.
-Die Wettervorhersage für die nächsten 7 Tage ist alles andere als positiv und so rufe ich Meteo Norge an um das Ganze etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Bescheid ist niederschmetternd. Drei Tiefdruckwirbel sind auf dem Weg an die norwegische Küste, wobei einer gerade Südnorwegen mit sintflutartigem Regen erreicht hat. Das Tiefdruckwetter wird mit Sicherheit die nächsten zwei Wochen beeinflussen.
-Meine kleine Schürfwunde am Schienbein vom Sturz in Gautelis, hat sich durch das ewige waten leicht infiziert und macht keinen gesunden Eindruck. Da ich in Katterjåkk keinen Nachschub an Desinfektion und Verbandsmaterial gekriegt habe, genügt das bestehende Material gerade mal für die nächsten drei Tage.
Doch meine grundsätzliche Frage überhaupt ist, macht es eigentlich Sinn nun 7 Tage durch ein Gebiet zu laufen, in welchem ich 2015 solch tolles Wetter hatte und nun Regen angesagt ist? Relativ schnell und ohne grosse Enttäuschung kann ich diese Frage mit Nein beantworten und nutze am nächsten Tag, meine beste Ausstiegsmöglichkeit nach Setermoen und Bardufoss. Ich hatte zwei tolle Wochen mit viel Wetterglück und das soll so in Erinnerung bleiben. (Dass meine Entscheidung nicht hätte besser sein können, kann ich zwei Wochen später im Blog von Ole und Andrea nachlesen, welche die Strecke in wirklich miserablen Wetter zurücklegen mussten und auch später in Finnland bei Schnee und eisigen Temperaturen so ziemlich durchgeschüttelt wurden.)
Von Matthias habe ich keine Spur mehr gefunden, keine Ahnung wo er abgeblieben ist. Henning hatte dank der Südlage am Torneträsk, deutlich besseres Wetter erwischt und so seine Pläne erfüllen können.
Mein Weg ging zu Fuss bis nach Innset, wo mich ein Lastwagen bis nach Setermoen mitnahm, von wo ich den Bus nach Tromsø nahm. Nach zwei schönen Tagen in Tromsø, flog ich zurück in die Schweiz.

Auf dem Weg nach Innset, am letzten schönen Tag für drei Wochen!
Schon im Vorfeld wusste ich, dass diese Tour als gesamtes nur funktionieren würde, wenn ich beste Verhältnisse hatte. Dass es 2017 ein absolutes Spätwinterjahr wurde, konnte man nicht voraussehen. Nach den wunderschönen Verhältnissen 2015, war die Latte 2017 extrem hoch gelegt und es war schon fast nicht möglich dies nochmals zu erreichen, oder nur annähernd in die Nähe zu kommen. Daher konnte ich die Tour ohne grosse Probleme nach zweieinhalb Wochen abbrechen und nach Hause zurück kehren.
Die Tour hat mir nach Norge på langs aber auch einige persönliche Erkenntnisse gebracht. Innerhalb weniger Stunden schon wieder in dem „Flow“ von 2015 zu sein und ins Tourleben einzutauchen, war schon sehr erstaunlich. Sicherlich hat dazu beigetragen, dass ich beinahe die gleiche Strecke gelaufen bin wie auf Norge på langs. Die Erinnerungen und das hervorkommen der Gedanken die ich 2015 hatte, war ein beeindruckendes Erlebnis. Es hat Spass gemacht nochmals hineinzutauchen und abzuschalten, zu erleben und einfach fliessen zu lassen.
Ich habe wieder ein paar neue Ecken und Gebiete und ein paar bekannte Ecken besser kennengelernt, welche sicher schon bald wieder einen Besuch von mir bekommen. Denn bis auf weiteres gilt………… God tur videre!

Ha det 🙂