Planungsvorfreude am Projekt NPL


Trotz aller Kurzfristigkeit und Improvisation 2021, nahm ich mir auch immer wieder Zeit für die Planung an meinem Projekt Norge på langs
Während einige Etappen eher leicht zu planen, zum Teil sogar ohne viele Details vorzubereiten sind, gibt es ein paar Abschnitte, die deutlich anspruchsvoller sind. Erfahrungen mit schwierigeren Etappen, konnte ich 2015 im Blåfjell, Skjækerfjell oder Nábár sammeln. Auch hier waren nicht sehr viele Informationen vorhanden und Improvisation war tagtäglich gefragt.

In meinem Projekt geht es ja vor allem darum, zum Teil nicht übliche oder bekannte Gegenden auf dem Weg nach Norden zu erkunden. Einige dieser Etappen werden daher auch weglos sein und verfügen weder über Infrastruktur noch Mobilfunkempfang.

Heute haben mich nun endlich die wichtigsten Karten für ein solches Gebiet erreicht und ich kann mich hinter die Detailplanung machen. Vorgesehen war diese Etappe eigentlich für 2023, da es aber aus verschiedenen Gründen wohl mehr als einen Anlauf brauchen wird, habe ich mich entschieden, die Planung nun auch schon für 2022 vorzubereiten.

Es kann geplant werden!

Das Gebiet: Der Landstrich zwischen dem Rago National Park in Sørfold und dem nördlich gelegenen Hellmobotn an der Westküste Nordlands ist eine einzige Wildnis. Dieser Teil Norwegens gilt als einer der rausten überhaupt im Land und bietet immer wieder auch grössere Überraschungen.
Trotz der Abgeschiedenheit und Einsamkeit dieser Gegend, ist man permanent in Reichweite der Zivilisation. So schlängelt sich unweit des südlichen Teils die Hauptstrasse E6 in Schlagdistanz entlang der Region. Zum anderen betreibt Norwegen zwei seiner grössten Stauseeprojekte nördlich des Rago National Park, inkl. Wegzugang. Und mit Hellmobotn verfügt der nördliche Teil über eine kleine autarke Siedlung am Meeresfjord, die mittlerweile fast täglich von einem Motorboot angesteuert wird. Ein beliebter Startpunkt für die mehrtägige und anspruchsvolle Wanderung Richtung Narvik hoch.

Die Knackpunkte und Herausforderungen:

  • Da ist zum einen die Topographie und Geologie. Es ist extrem hügelig und zieht sich von Meereshöhe bis auf über 1400 Meter über Meer. Steile Anstiege wechseln sich mit tief abfallenden Felswänden und es braucht schon ein etwas geübtes Auge, um einen Weg zu finden. Hinzu kommt, dass die Geologie hier eine Überdosis Granitfelsen erschaffen hat, die das vorwärtskommen oft erschweren können. Diese Aufschichtungen sind zum Teil vom Gletscher abgeschliffen und bei Nässe auch heikel zum begehen.
  • Das Wetter spielt eine sehr grosse Rolle in diesem Teil von Norwegen. Schlechtwetter tritt hier vielfach auch mit Stürmen auf und dies ist hier alles andere als angenehm. Schlechte Sicht kann viele Umwege bedeuten und vor allem hochgehende Bäche. Es gilt auf der Traversierung Richtung Røysvatn c.a. zwei Dutzend grössere Gewässer zu überqueren und da helfen gewittrige Regenfälle definitiv nicht.
  • Gegen Ende des Sommers, wenn der Schnee geschmolzen ist, die grossen Schauerniederschläge vorbei sind und die Herbststürme noch ausstehen, ist mit Sicherheit die beste Jahreszeit. Dann werden auch die Bäche tiefere Pegelstände haben und die Abschnitte mit sumpfigem Gelände weniger werden.

Aber auf meinem Weg durch dieses Gelände, geht es mir nicht darum, die einfachste oder kürzeste Linie zu finden. Ich möchte die Landschaft auskundschaften und auch die imposanten Tiefblicke auf die Meeresfjorde geniessen. Doch für das brauche ich im Minimum eine fünftägige „Schönwetterperiode“, um von Fauske bis nach Røysvatn zu gelangen. Dies gibt mir genug Zeit, den einen oder anderen szenisch schönen Umweg zu machen. Fünf Tage ruhiges und trockenes Wetter sind nicht häufig anzutreffen in dieser Gegend und daher kann es gut möglich sein, dass ich diese Etappe mehr als einmal verschieben muss.
Selbstverständlich wäre es auch mit mittelmässigem Wetter zu machen und je nach Wasserständen mit dem einen oder anderen Umweg über die eher einfachere schwedische Seite. Doch diese einzigartige Landschaft möchte ich nicht gerne in Wolken und Nebel neben mich herziehen lassen und daher heisst es sicher, Geduld haben und unter Umständen auch kurzfristig reagieren, um den richtigen Zeitpunkt zu treffen!

An dieser beinahe schmalsten Stelle Norwegens, sind die Alternativen in der Routenführung sehr rar. Nicht nur das die schwedische Grenze (die ich ja nicht tangieren möchte), sehr Nahe kommt, so reichen auch die Meeresfjorde sehr weit ins Land hinein. Für den Zugang aus dem Süden, gibt es zwei Möglichkeiten:

Zugangs- und Routenkarte Rago/Sørfold
  • Grün: In Fauske beginnend und zuerst über kleine Kiesstrassen bis zum Nordfjorden hoch, wo es direkt zu den markierten Wegen in den Rago National Park geht. Bis zur Ragohütte an der schwedischen Grenze hat es Pfade die mehr oder weniger gut markiert sind. Ab dort geht es leicht Nordöstlich weglos hoch bis zum Hellmofjorden, von wo wieder ein markierter Pfad bis zur DNT Hütte Røysvatn führen würde.
    Der Beginn über die Strässchen ab Fauske, ist sicher nicht prickelnd, jedoch bekommt man bei dieser Variante die ganze Schönheit des Ragos zu Gesicht. Kaum jemand der die Bilder des weltberühmten Vaerivassfossen nicht kennt.
  • Rot: Der Zugang über Sulitjelma und eine meiner Lieblingshütten, der Soriushyttene des DNT, wäre mit Sicherheit die abenteuerliche Variante, da sie die Traversierung des Blåmannsisen Gletschers beinhaltet. Im Herbst wenn der Gletscher mehrheitlich aus Blankeis besteht und ein Spaltensturz so umgangen werden könnte, benötigt das Eisfeld aber zur Sicherheit Steigeisen und evt. auch Pickel. Zudem bin ich einzig unterwegs und mein Credo ist auch in den Alpen, einen Gletscher nie alleine zu betreten, auch wenn dieser nicht allzu schwierig zu traversieren ist.
    Bei dieser Variante kommt aber ein relativ langes Strassenstück hinzu, da ich bei meinem Projekt die Durchquerung des Saltfjellets drin habe und ich somit von Fauske bis Sulitjelma, mangels Alternativen, der Strasse entlang laufen müsste. Zusätzlich würde es natürlich auch bedeuten, die Gletscherausrüstung für den Rest der Tour mitzuschleppen.
  • Blau: Die übliche und wesentlich einfachere, aber auch wunderschöne Norge på langs Route über den schwedischen Padjelanta National Park.
Blick von Røysvatn südwärts
Røysvatn DNT

Wie weiter? Die rund fünf Tage bis nach Røysvatn sind auf dieser Etappe natürlich erst die halbe Miete, den Røysvatn ist im nirgendwo! Der wahrscheinlichste Weiterweg und auch der Ausstieg aus dem Projekt, kann entweder über den Gränsleden (den ich 2019 begangen habe) entlang des Akkajaure nach Ritsem erfolgen, oder über den Nordkalottleden/Nordlandsruta nach Vaisaluokta und dann mit der Fähre nach Ritsem. Beide Varianten stehen mit zusätzlich rund zwei Tagen zu Buche und würden mir somit erlauben, ein eher leichteres Gepäck auf dem Rücken zu haben. Mit Ritsem wäre dann auch eine Proviantaufnahme für den Weiterweg möglich. Da wäre schon länger die weglose Traverse zur DNT Hütte Skoaddejávre auf dem Plan.

Noch reizvoller wäre natürlich im Projekt zu bleiben und den Weg nordwärts zu vervollständigen.

Norwegische Variante der Nordlandsruta

Der Direktweg von Røysvatn nach Pauro ist allerdings ein Herkulesstück und mit viel Aufwand versehen. Anhand von Informationen und Hüttenbucheinträgen in der Røysvatn Hütte des DNT , gibt es eine Möglichkeit, direkt über den Ghitsejiegna Rücken nach Pauro zu gelangen. Der Gletscher ist dort mittlerweile soweit zurückgegangen, dass eine Traversierung möglich ist. Allerdings wird das wohl auch eine ziemlich steinige und geröllastige Sache sein! Als Alternative gibt es einen wenig markierten und einiges längeren Pfad westwärts um den Gebirgsrücken herum, der nach Pauro führt.

Um zwischen Pauro und Sitas nicht die schwedische Grenze zu tangieren, wäre eine etwas schweisstreibende aber einfach Abkürzung notwendig, die auch zeitlich nicht sehr viel länger als der Normalweg wäre.

Von Sitas noch Skoaddejávvre, würde aber dann wieder eine mindestens zwei tägige Umgehung der schwedischen Seite notwendig, oder der direkte Abstieg nach Skjomen und Narvik.

Zeitaufwand: Der Zeitaufwand von Fauske nach Røysvatn habe ich etwas grosszügig mit fünf Tagen berechnet. Würde ich nordwärts der Nordlandsruta nach Sitas folgen, kämen mindestens noch einmal vier bis fünf Tage hinzu. Das würde bedeuten, für c.a. 10-12 Tage Futter mitzunehmen und somit auch ziemlich schwer beladen durch den Rago National Park zu laufen. Zusätzlich müsste natürlich auch das Wetter gleich noch fast 10 Tage mitmachen.

Welche Variante schlussendlich zum Zuge kommt, wird eine kurzfristige Entscheidung sein. Mit Sicherheit wird dies einer der spannendsten Abschnitte in meinen Projekt Norge på langs sein. Mit Sicherheit auch einer der abenteuerlichsten und anstrengendsten und wenn alles klappt, wohl auch einer der eindrücklichsten!

Man wird sehen………… 🙂

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